Aschenbrödel im Hofbräuhaus – Grandioser Auftakt in die Jubiläumssaison 2018/19 der Theaterakademie August Everding

Foto (Hans Gärtner) Im Hofbräu-Bierkästen-Milieu: das im Prinzregententheater fulminant aufgeführte Musical „Cinderella“, hier mit Tamara Pascual (Titelpartie) und Sophie Mefan (Marie)

Das muss man wissen: Beide Tempel, die Kultur-Münchnern viel bedeuten, haben denselben Architekten. Max Littmann entwarf sowohl das Prinzregententheater als auch das Hofbräuhaus. Regisseur Andreas Gergen konnte also Stephan Prattes, dem Ausstatter seiner Jubiläumspremiere, nicht verweigern, 380 Bierkästen der Hofbräu Brauerei zu verwenden. Mit dem dreiaktigen Musical „Cinderella“, das sich die 25 Jahre junge Theaterakademie August Everding zum Saisonauftakt gönnte, war am 90. Geburtstag ihres Gründers und Namengebers die erquickliche deutschsprachige Erstaufführung der Broadway-Fassung des berühmten Stücks von Rogers & Hammerstein zu erleben.

Hofbräu-Bier floss nicht. Die Kästen, mal mit, mal ohne Flaschen, dienten als witzige bis aberwitzige Bausteine der wonnig eingenebelten Bühne, für die unter Leitung des prachtvollen Dirigenten Joseph R. Olefirowicz das Münchner Rundfunkorchester die noch heute spritzige Musik der 1950er Jahre aus dem Graben lieferte. Rogers Songs wurden textlich renoviert – sehr zum Vorteil des Werks, das nicht das Aschenbrödel-Märchen der Brüder Grimm, sondern Charles Perraults „Cendrillon“ wiedergibt: Das schöne, arme, herzensgute Mädel Ella macht ihr Glück, als sie, zum Leidwesen von Stiefmutter und Schwestern-Duo, das Herz des naiven, hochgemuten Prinzen gewinnt.

Viel Aufwand, um diese Geschichte auf 34 Treppenstufen amüsant zu erzählen! Rund um die 380 Bierkisten tanzen, turnen, singen, spielen 9 Protagonisten, zwei Ensembles, ein Backstage-Chor und Zuarbeiter aus Kostüm, Ton, Video, Maske. Gergen gelang das Kunststück, die schier unglaublichen Potenzen der Akademie-Studiosi voll auszuschöpfen und eine von A bis Z wirbelige, da und dort ganz schön „laute“, aber tolle, zu heftigem Szenenapplaus hinreißende Atmosphäre von verzauberndem Unterhaltungswert aufzubieten.

Für junge und alte Musical-Hasen lohnt der Abend des 3. und 5. (19.30 Uhr) oder 4. (17 Uhr), auch der Schulvorstellungs-Vormittag des 6. November (10.30 Uhr) nicht nur, er führt, wie bei der Premiere, garantiert zu jubelnden Beifallsstürmen. Hans Gärtner

Foto (Hans Gärtner) Im Hofbräu-Bierkästen-Milieu: das im Prinzregententheater fulminant aufgeführte Musical „Cinderella“, hier mit Tamara Pascual (Titelpartie) und Sophie Mefan (Marie)

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.