Banken im Dämmerschlaf?

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Fehlendes Kapital lässt sich beschaffen – fehlender Wille zur Bewertung nicht. Wenn Banken weiter nur mit Sicherheiten rechnen, statt in Substanz zu denken, bleibt die Energiewende ein Spiel der Großen, weiß Thomas Schoy, Mitinhaber und Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Privates Institut:

„Deutschlands Banken ziehen sich aus ihrer volkswirtschaftlichen Verantwortung zurück. Jahrzehntelang verließen sie sich auf das vermeintlich sichere Terrain der Immobilienfinanzierung und scheuten jede ernsthafte Auseinandersetzung mit alternativen Assetklassen. Besonders deutlich zeigt sich das im Umgang mit der Finanzierung von Photovoltaik-Großprojekten. Noch immer klammern sich viele Institute an die alten Sicherheiten: staatlich garantierte Einspeisevergütungen und die Bonität solventer Schuldner. Diese Konstanten übernahmen bislang die Rolle belastbarer Bewertungsgrundlagen. Eigene Kompetenzen zur Einschätzung unternehmerisch geführter PV-Projekte blieben weitgehend unentwickelt. Warum auch investieren, wenn vermeintlich risikofreie Cashflows ausreichen, um die Bücher zu füllen?

Wirtschaftliche Realität ohne Netz und doppelten Boden

Doch genau dieses Modell wankt: Der wirtschaftspolitisch dringend gebotene Wegfall dieser Garantievergütungen entzieht vielen Projekten einen zentralen Finanzierungsbaustein. Schon jetzt verlieren zahlreiche Vorhaben die Absicherung durch staatliche Mindestvergütungen. Übrig bleibt ein Markt, der neue Bewertungsmaßstäbe verlangt. Projekte lassen sich nicht mehr anhand von Einspeisetarifen und Schuldnerbonität bewerten, sondern verlangen eine ernsthafte Auseinandersetzung mit realwirtschaftlichen Komponenten: genehmigtes Baurecht, Qualitätsmanagement bei der Auswahl der Komponenten und bei der Errichtung, klare Betreiberstruktur, nachvollziehbares Stromvermarktungskonzept und belastbare Prognosen zum Marktpreisrisiko. Hier tut sich eine gewaltige Leerstelle auf – eine, die kaum ein Institut offensiv besetzt.

Kapital scheut Kompetenz

PV-Projektentwicklung bedeutet längst nicht mehr Einspeisen, Abwarten und Kassieren. Erfolgreiche Vorhaben fußen heute auf Genehmigungssicherheit, juristisch sauberer Betreiberstruktur, technischem Konzept und tragfähigem Vermarktungsmodell. Direktvermarktung, PPAs, dynamische Strompreismodelle – das Spektrum wächst, die Herausforderungen auch. Viele Banken halten an simplifizierten Prüfverfahren fest und lassen die Finanzierung von Photovoltaikprojekten in einer neuen Realität schlicht links liegen. Die Konsequenz: Projektfinanzierungen geraten ins Stocken oder erfordern unrealistisch hohe Eigenkapitalquoten. Kleine und mittelgroße Entwickler rutschen aus dem Rennen, sofern die Inhaber nicht persönlich und selbstschuldnerisch bürgen. Stattdessen greifen kapitalstarke Großinvestoren zu – oft dieselben, die in den letzten Jahren ohnehin bereits große Teile der Energiewende monetarisiert haben.

Ohne mutige Finanzierung keine echte Energiewende

Die eigentliche Tragödie? Diese Entwicklung bremst nicht nur Innovation und Wettbewerb. Sie verschiebt die Energiewende erneut in die Hände jener Akteure, die vorrangig nach Rendite und Marktmacht streben. Dezentrale Energiekonzepte, lokale Wertschöpfung und bürgernahe Lösungen drohen im Schatten mangelnder Finanzierungsmöglichkeiten zu verdorren. Anstatt als verlässlicher Partner für eine neue Energiezukunft zeigen sich viele Banken weiterhin als Verwalter vergangener Sicherheit. Die ökonomischen Spielregeln haben sich gewandelt – neue Projekte verlangen fundierte Bewertungen jenseits der Garantievergütungen. Und wo Chancen fehlen, da wächst der Einfluss jener, die über genügend Kapital und eigene Strukturen verfügen, um ohne Banken auszukommen.

Es geht auch anders – wenn man will

Ein Umdenken im Kreditwesen könnte dieses Machtungleichgewicht durchbrechen. Individuelle Projektprüfung, fundierte Risikoabschätzung und die Entwicklung bankinterner Standards für PV-Großprojekte schaffen die Grundlage für faire Finanzierung. Dazu gehört, Vermarktungskonzepte, Einspeisestrategien, technische Betriebsführung und Standortfaktoren als Bewertungsgrößen zu akzeptieren – jenseits der staatlichen Absicherungslogik. Gerade jetzt eröffnet sich die Chance, eine neue Generation von Energielösungen aktiv zu begleiten und mitzugestalten. Wer diese Verantwortung auf Großkonzerne abschiebt, verzichtet nicht nur auf Renditechancen, sondern gefährdet auch die demokratische Dimension der Energiewende. Photovoltaik im freien Markt funktioniert – aber nur mit Banken, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und sich auf die Realität unternehmerischer Energieprojekte einzulassen. Jetzt entscheidet sich, ob Banken als Bremser oder als Ermöglicher einer nachhaltigen Zukunft auftreten.“

Weitere Informationen finden Sie unter https://privates-instianken im Dämmerschlaf?ut.com/.

Autor: Thomas Schoy

Diplom-Kaufmann Thomas Schoy ist geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Privates Institut. Nach seiner Tätigkeit für Banken, Versicherungen und Finanzberatungsunternehmen war er einer der ersten Investmentberater, die sich auf das Thema erneuerbare Energien konzentrierten. Dabei setzte er etwa Beteiligungsmodelle für Onshore-Windparks um. Daneben vermittelt er sein betriebswirtschaftliches Know-how auch als Privatdozent in verschiedenen Instituten.

Privates Institut

Seit 1991 konzipiert, entwickelt, plant, baut, veräußert und verwaltet die Unternehmensgruppe Investments in Sachwerte. Hierbei liegt der Fokus seit 14 Jahren ausschließlich auf erneuerbaren Energien – im Besonderen auf der Photovoltaik. Als eines der führenden Unternehmen in diesem Bereich spezialisiert sich die Unternehmensgruppe Privates Institut auf einzelunternehmerische Investments in Photovoltaikanlagen auf fremden oder eigens dafür erworbenen Flächen. Ganz dem Gedanken „Wissen, das Werte schafft“ folgend bietet das Haus durch seine hohen Qualitätsstandards über alle Wertschöpfungsstufen seinen Kunden eine sichere und ertragreiche Geldanlage mit den für Einzelunternehmer typischen steuerlichen Aspekten. Gleichzeitig ermöglichen sie Grundstücks- und Gebäudeeigentümern sowie Kommunen die Teilhabe sowohl durch Sanierung der Flächen als auch durch Möglichkeiten der Beteiligung für die Bürger vor Ort. Aktuell umfasst das Portfolio der Unternehmensgruppe rund 200 Standorte mit errichteten Anlagen in ganz Deutschland, die sie sowohl technisch als auch kaufmännisch verwalten. Dabei kommt der aktiven Vermarktung des erzeugten Stromes eine entscheidende Rolle zu.

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