Die Schwester an seiner Seite: Wer kennt Maria Ratzinger? Anton Nußbaum stellt Papst Benedikts Schwester groß heraus

Der Rimstinger Anton Nußbaum ließ, tatkräftig unterstützt von seiner Frau Ulrike und seiner Heimatgemeinde, kürzlich die 3. Ausgabe seines speziellen Papst-Benedikt-Buches „Ich werde mal Kardinal!“ vom Stapel – der LIEBFRAUENBOTE berichtete über die Präsentation. In der schönen Publikation gibt der Autor der für den emeritierten bayerischen Papst, dessen Mutter in Rimsting aufwuchs, wichtigen, aber bisher kaum beachteten Person viel Raum: Maria, der Schwester von Joseph und Georg Ratzinger. Sie erhielt ihre Ausbildung in Hauswirtschaft, Steno, Buchführung, Maschinenschreiben und Englisch bei den Franziskanerinnen in Au am Inn, wo sie 1938 zur „Absolvia“ gehörte. Nußbaum bringt dazu Dokumente in Wort und Bild. Das Titelbild führt direkt in den Landkreis Mühldorf: Die in Aschau am Inn (wo die Ratzingers von 1932 bis 1937 wohnten und Joseph 1936 zur Erstkommunion ging) tätige Grundschullehrerin Elisabeth Heinrich steuerte die von ihr 2006/08 gefertigten Kohlezeichnungen bei: ein Kinder-, ein Jugend- und ein Alters-Porträt des inzwischen 86-Jährigen Ex-Pontifex. „Gesichter“, sagt Elisabeth Heinrich, „können Geschichten erzählen, können uns anrühren und unser Interesse wecken“. – Maria Ratzinger wurde am 7. Dezember 1921 in Pleiskirchen geboren. Der Vater war hier Stationskommandant. Es war seine 14. Dienststelle des in Niederbayern geborenen als Gendarms. Als hätten er und seine Frau Maria Peintner aus Mühlbach bei Oberaudorf es sich ausgemacht: Alle drei Jahre ein Kind. Auf Maria folgte der nun 89 Jahre alte Georg, nach ihm kam am 16. April 1927 Joseph.
Seinen Lebensweg begleitete getreu die Schwester, wohin er auch immer ging, als Universitätslehrer und Geistlicher, der am 19. April 2005 zum Pontifex der Katholischen Kirche gewählt wurde. Nach Rom ging Maria natürlich auch mit. Kein leichter Schritt für sie, ins Ausland zu gehen. Bayern hatte sie 1959 verlassen, als Joseph als Professor nach Bonn kam. Nach Münster und Tübingen berufen, verließ ihn Maria nicht. In Regensburg, wieder auf bayerischem Boden, richtete sie das Pentlinger Haus ein, wo Joseph Ratzinger von 1970 bis 1977 wohnte. Es war ihm und der Schwester, wie er schrieb, „ein rechtes Zuhause“ geworden. Ein Foto mit dem Elternpaar von 1959, dem Todesjahr des Vaters (die Mutter starb 4 Jahre später) hängt in der Küche des Pentlinger „Papsthauses“, das 2010 dem „Institut Papst Benedikt XVI.“ gestiftet wurde mit dem vor kurzem ernannten Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer als Direktor.
Von der Isar, an die Joseph Ratzinger 1977 zum Oberhirten der Erzdiözese München und Freising bestellt wurde, ging es 1981 an den Tiber, wo Kardinal Ratzinger ab 1982 Präfekt der Glaubenskongregation wurde. Die Provinzoberin der „Armen Schulschwestern“ Erharda Bauer schildert Maria Ratzinger anlässlich eines Rom-Besuchs an der Piazza della Citta Leonina als flink,umsichtig, freundlich und pflichtbewusst; hatte Maria doch der Mutter versprochen, sich um die beiden Brüder, besonders um Joseph, zu kümmern. So sahen Maria auch andere Menschen, die ihr begegneten. Keine 70 Jahre waren ihr auf dieser Erde gegönnt. Am 2. November 1991 starb sie an einer Gehirnblutung in Regensburg. Im Grab der Eltern wurde sie beigesetzt.
Ein anrührendes Foto in dem mit zahlreichen Bildern ausgestatteten Buch – bis zum Traunsteiner Schützen- und Blaskapellen-Aufmarsch zu Benedikts XVI. letzter, von Tausenden Gläubigen aus aller Welt, u. a. dem Buchautor, besuchten Generalaudienz am 27. Februar 2013 – ist das von Wilma Jetzfellner auf Seite 114: „Joseph zwischen seinen Geschwistern Maria und Georg. Joseph ist auf diesem Bild ungefähr 3 Jahre alt“. Der Kleinste gibt der um fast zwei Kopf größeren Schwester und dem wie er selbst ernst dreinschauenden Bruder Georg die Hände. Fein angezogen hat die Mutter ihre Sprösslinge. Der jüngste trägt, wie der größere Bruder, hohe Schnürschuhe, weiße Wollsocken und einen grauen Anzug aus feinem Tuch, dessen gegürtete lange Jacke geradezu modisch wirkt.

Und Maria, die Schwester an seiner Seite? Sie steckt in schwarzen Halbschuhen, trägt Wollstrümpfe und ein Kostüm mit nicht losem, langärmeligem Oberteil und spitzem Kragen über einem gefältelten Rock aus gleichem Stoff. Züchtig ist sie frisiert. Treue, Mütterlichkeit, Fürsorglichkeit, Güte und Zurückhaltung schauen ihr aus den wachen Augen. Die hatte sie, ausgebildet in Tittmoning und bei den Franziskanerinnen in Au am Inn, als Traunsteiner Bürohilfskraft und, nach dem Krieg, als Anwaltskanzleisekretärin, gut brauchen können. Erst recht als unbeirrbar korrekte, vertraute Begleiterin ihres berühmten Bruders. Beim Anblick des ganz in leuchtendes Kardinalsrot gekleideten, in Tittmoning firmenden Münchner Oberhirten Michael Faulhaber wusste Joseph schon als Bub: „Ich werde mal Kardinal!“.

Das Buch:
Johann Nußbaum: „Ich werde mal Kardinal!“, Wurzeln, Kindheit, Jugend, Kriegsgefangenschaft, Studium, Priesterweihe und Rücktritt von Papst Benedikt XVI. und das Leben seiner Schwester Maria Ratzinger, hrsg. von der Gemeinde Rimsting, 152 Seiten, reich bebildert, 19,90 Euro, erweiterte Auflage 2013, ISBN 978-3-00-041334-6
Bestellungen: im Buchhandel oder bei der Gemeinde Rimsting, Telefon 08051 / 68760


Über Hans Gärtner 456 Artikel
Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.

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