Die Zeit – Eine Ausstellung von Devaney Claro im Einstein Kultur

Devaney Claro Foto: Anna Zanco-Prestel

Devaney Claro liebt es zu abstrahieren. Seine Bilder sind abstrakt. Abstrakt und magisch anziehend zugleich. Wie die Werke, die drei Tage lang im „Einstein Kultur“ die Blicke der zahlreichen Betrachter katalysieren, die die „Brasilianische Tage“ (18. Bis 20.10.2018) besuchen.

Viereckige und runde Formen wechseln sich ab auf den rötlich angehauchten Backsteinen des imposanten Kellerraums, der ihnen als Hintergrund dient. Ein Hintergrund, der sie hervorhebt und den Glanz der mal kräftigen, mal sanfteren Farben voll zur Geltung kommen lässt. Es ist, wie wenn die Bilder das passende Umfeld, die perfekte Kulisse für einen unvergesslichen Auftritt gefunden hätten. Die schlicht-elegante Gestaltung verleiht der Schau eine vergeistigte Aura, in deren Harmonie man gern eintauchen möchte. Eintauchen und nachdenken über ein ewig fesselndes Thema, das uns der Künstler vorgibt: Die Zeit. Er selbst hat sich mit dieser Schau vorgenommen, den Begriff Zeit (von Heraklit zu Platon über Newton und Einstein) „künstlerisch umzusetzen“. „Sein Arbeitsstoff“ – wie er in seiner Einführung betont – „ist sehr fein, ätherisch, universell“, wie sein Versuch, die „Zeit auf Baumvollfäden mit Acrylfarben“ einzufangen. Aus „pigmentierten Baumwollfäden, die er mit der Zeit gleichsetzt“, entsteht die Reihe „Pantha Rhei“ nach Heraklit von Ephesus, die Devaney Claro seit 2015 in anderen Ausstellungen bereits gezeigt hat und hier den ursprünglichen Nukleus der Schau bildet. Dazu haben sich in diesem Jahr neue Bilder gesellt, die meisten in Wasserfarben auf Aquarellpapier und Acryl auf Karton gemalt. Die Zeit, seit der Antike ein Dauerbrenner für philosophisch-wissenschaftliche Debatten, wird nun auch unter dem künstlerischen Aspekt unter die Lupe betrachtet. „Als Künstler“ – sagt Devaney Claro – „lebe ich in der Dualität zwischen der so genannten pragmatischen ‚realen‘ Welt und der idealistischen Welt der Kunst.“ Anders als in der „realen“ Welt, wo „das Leben von der chronologischen Zeit bestimmt wird“, ist die Zeit in der „Kunstblase“ nicht „wirklich messbar, sondern gefühlt“. In der „Kunstblase“ pulsiert die Zeit „aus den verschiedenen Schichten des Seins“, denn dort lenken die Musen durch Inspirationen und Gedanken die Richtungen des Lebensfadens und der Zeit“. Die präsentierten Kunstwerke – beteuert Devaney Claro – sind „als Abbilder der Interaktion zwischen seiner „Kunstblase“ und dem ewigen Fluss der Zeit zu verstehen.“ „Untermalt“ werden seine „visuellen Interpretationen“ von ausgewählten Texten von Denkern, Wissenschaftlern, Künstlern, die von 520 v. Chr. bis zu unseren Tagen reichen.

Der brasilianische Künstler Devaney Claro lebt zwischen Rio de Janeiro, wo er geboren wurde, und seiner Wahlheimat München, wo er sein Aufbaustudium an der Kunstakademie absolviert hat. Als Künstler und Mitglied vom Kunstverein München hat er im Laufe der Jahre mit verschiedenen Formen der visuellen Kunst u.a. Fotografie, Malerei und dreidimensionaler Kunst experimentiert.

www.einsteinkultur.de

www.dbkv.de

www.devaneyclaro.com

 

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Dr. Anna Zanco-Prestel, hat Literaturwissenschaften (Deutsch, Französisch und Italienisch) und Kunstgeschichte in Venedig, Heidelberg und München studiert. Publizistin und Herausgeberin mit Schwerpunkt Exilforschung. U.d. Publikationen: Erika Mann, Briefe und Antworten 1922 – 69 (Ellermann/DTV/Mondadori). Seit 1990 auch als Kulturkoordinatorin tätig und ab 2000 Vorsitzende des von ihr in München gegründeten Kulturvereins Pro Arte e.V.