Economic Experts Survey: Experten in Westeuropa und den USA haben die größte Angst vor Trump

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Wirtschaftsexpertinnen und -experten erwarten von der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump sehr unterschiedliche Effekte. Während die Befragten in den USA und in Westeuropa extrem pessimistisch sind, erwarten die Antwortenden in anderen Regionen wenig bis keine negativen Auswirkungen oder sind sogar hoffnungsvoll gestimmt. Das geht aus dem Economic Experts Survey hervor, einer vierteljährlichen Umfrage des ifo Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik. „Die Sorge, dass Donald Trump der Wirtschaft schadet, ist vor allem in westlichen Industrieländern verbreitet“, sagt ifo-Forscher Niklas Potrafke. „In Afrika, Lateinamerika und Asien rechnen die Experten dagegen kaum mit negativen Effekten auf das Wirtschaftswachstum ihrer Länder.“

Mit der Wahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika ist eine neue Ära der Weltpolitik angebrochen. Welche Auswirkungen wird Trumps versprochene politische Agenda auf den Rest der Welt haben? Das Sondermodul der EES-Umfrage in Q4 2024 ging diesen Fragen nach und befragte Experten zu den erwarteten Auswirkungen von Trumps Politik auf Wirtschaftswachstum, Handelspolitik, Klimapolitik, anhaltende Konflikte und Sicherheit sowie die künftige Rolle internationaler Organisationen.

Hinsichtlich des Wirtschaftswachstums gehen die Meinungen der Experten deutlich auseinander. In West- und Osteuropa überwiegt der Pessimismus, über 80% der Befragten erwarten negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum unter Trumps Präsidentschaft. Auch die Experten in Nordamerika sind überwiegend negativ eingestellt. Im Gegensatz dazu sind die Meinungen in anderen Teilen der Welt, insbesondere in Afrika und Asien, weniger kritisch. In vielen Regionen dieser Kontinente rechnet die Mehrheit der Experten nicht mit signifikanten negativen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum ihrer Länder.

Die Ansichten der Experten über die Zukunft der Handelspolitik zeigen einen breiteren Konsens, wobei 80% aller Experten negative Erwartungen teilen. In Nordamerika, Europa und Ozeanien sagen fast alle Experten voraus, dass der internationale Handel unter Trumps Regierung schwieriger werden wird. Die Experten in Asien, Afrika und Südamerika teilen zwar ähnliche Befürchtungen, doch ist das Ausmaß der Besorgnis etwas geringer. Die Regionen mit dem größten Optimismus in Bezug auf das Wirtschaftswachstum – wie Zentral- und Südasien sowie das nördliche, östliche und südliche Afrika – haben auch positivere Erwartungen an die Handelspolitik. Dieser Kontrast verdeutlicht die regionalen Unterschiede in der Wahrnehmung von Trumps Handelsagenda, wobei einige Regionen möglicherweise eher Chancen als Hindernisse sehen.

Die globale Übereinstimmung ist ähnlich groß, wenn es um die Auswirkungen von Trumps Präsidentschaft auf die Klimapolitik geht: 78% der Experten erwarten einen negativen Effekt. In fast allen Regionen erwarten die Experten erhebliche Herausforderungen, da sie davon ausgehen, dass die Klimapolitik weniger ehrgeizig und weniger vorrangig sein wird.
Dieser pessimistische Ausblick ist in Nordamerika, Europa, Zentral- und Ostasien besonders ausgeprägt. Es gibt jedoch auch Ausnahmen: Experten in ganz Afrika sind weniger pessimistisch, wobei Experten insbesondere im südlichen und mittleren Afrika weniger wahrscheinlich wesentliche Rückschritte in der Klimapolitik unter Trumps Führung erwarten.

Trotz dieser Bedenken gibt es Bereiche, in denen Experten eher neutrale oder sogar positive Erwartungen äußern. Insbesondere wird nicht erwartet, dass Trumps Präsidentschaft sich negativ auf die Bemühungen zur Lösung aktueller Konflikte oder auf das allgemeine Sicherheitsniveau auswirken wird. 40% und 50% aller Experten erwarten negative Auswirkungen.
Die Experten in Nordamerika, Europa und Ozeanien gehören jedoch weiterhin zu den pessimistischsten Vertretern. Eine mögliche Erklärung liegt in ihren Erwartungen hinsichtlich der Zukunft internationaler Organisationen. Die nachstehende Abbildung zeigt, dass die große Mehrheit der Experten in diesen Regionen (sowie in Südamerika) negative Auswirkungen auf die Rolle und den Einfluss internationaler Organisationen während der Präsidentschaft Trumps erwartet.

Der Economic Experts Survey (EES) ist eine vierteljährliche Umfrage, die vom ifo Institut und dem Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik durchgeführt wird. 1398 Wirtschaftsexperten aus 125 Ländern haben vom 4. Dezember 2024 bis zum 18. Dezember 2024 an der Umfrage teilgenommen.

Quelle: ifo-Institut