Umfrage: Nur 15 Prozent der Grünen-Wähler glauben, dass ihre Partei den nächsten Kanzler stellt

Grüne, Foto: SGL

Es gibt viele Debatten darüber, welche Koalitionen es in Zukunft geben könnte und zwischen welchen Parteien es zu einer Zusammenarbeit kommt. Man hört hier mehr oder weniger klare Aussagen aus den Parteien. Aber wie sehen das die Wähler? Wir fragen regelmäßig, welches Ergebnis die Befragten für die jeweiligen Parteien nach der kommenden Bundestagswahl erwarten und welches Ergebnis sie sich wünschen: Jeweils fast jeder Zweite wünscht sich, dass Union (47 Prozent) bzw. SPD (44 Prozent) entweder die Regierung anführen oder an ihr beteiligt sind. 22 Prozent wollen, dass die Union den Kanzler stellt, weitere 25 Prozent, dass sie an der Regierung beteiligt ist. Bei der SPD wünschen sich18 Prozent, dass sie den Kanzler stellt und weitere 26 Prozent, dass sie an der Regierung beteiligt ist. Deutlich geringer ist dieser Wunsch bezogen auf die anderen Parteien. Nur jeder Neunte (11 Prozent) wünscht sich einen AfD-Kanzler, nur jeder 14. einen Kanzler der Grünen (7 Prozent). Einen Kanzler von FDP oder Linke wünschen sich nur jeweils drei Prozent der Befragten. Interessant ist hier einen Blick auf die Wähler der einzelnen Parteien: Drei Viertel der SPD-Wähler (74 Prozent) und zwei Drittel der CDU/CSU-Wähler (68 Prozent) wünschen sich, dass die von ihnen präferierte Partei den Bundeskanzler stellt. Auch von den AfD-Wählern wünscht sich die absolute Mehrheit (56 Prozent) einen Kanzler der eigenen Partei. Von den Wählern der Grünen möchte hingegen nicht einmal jeder Zweite (47 Prozent) einen Grünen im Kanzleramt. Das scheint ambitionslos.

Noch skeptischer sind die Wähler von Bündnis90/Die Grünen bei der Frage, den Vertreter welcher Partei sie im Kanzleramt erwarten. Nur 15 der Grünen-Wähler glauben, dass ihre Partei den nächsten Kanzler stellt. Die absolute Mehrheit der SPD- (51 Prozent) und der Unions-Wähler (60 Prozent) erwartet, dass die Partei, für die man aktuell stimmen will, nach der Wahl auch den Kanzler stellt.

Und wen präferieren die Wähler der „Kanzlerparteien“ als Wunschkoalitionspartner? Die SPD-Wähler vor allem die Grünen (45 Prozent) und die CDU/CSU-Wähler vornehmlich die FDP (46 Prozent). Das „Lagerdenken“ lebt, obwohl es diese „klassischen Koalitionen“ von Union und FDP bzw. von SPD und Grünen in keinem Bundesland mehr gibt. Die unterstellte Nähe wirkt stärker als die praktizierte Zusammenarbeit.

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Hermann Binkert ist 57 Jahre alt, verheiratet und Vater von vier Kindern. Der Jurist ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Markt- und Meinungsforschungsinstituts INSA-CONSULERE. Bevor er INSA im November 2009 in Erfurt gründete, war Binkert 18 Jahre im öffentlichen Dienst, zuletzt als Staatssekretär in der Thüringer Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Freistaats Thüringen beim Bund, tätig. Heute gehört er zu den renommiertesten Meinungsforschern Deutschlands und erhebt Umfragen für Ministerien im Bund und in den Ländern, für alle Parteien und Fraktionen, die im Bundestag und in den Landtagen vertreten sind. Wöchentlich stellt INSA die Sonntagsfrage für die Bild am Sonntag und die BILD. Das Meinungsforschungsinstitut arbeitet für viele großen Verlage, z. B. Springer, Burda, Funke, Madsack. Es führt aber auch Fokusgruppengespräche und Testkäufe durch.