Trotz Eingriff in die Freiheit: Mehrheit der Deutschen will Fahrtauglichkeitsprüfung ab 60

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PRESSEMITTEILUNG – Eine Umfrage unter 1.000 deutschen Autohalter*innen hat gezeigt, dass ein Großteil der Befragten für die Einführung einer entsprechenden Fahrtauglichkeitsprüfung ist.

  • 89 Prozent der Befragten sind für die Einführung einer entsprechenden Prüfung.
  • Am ehesten sind die Befragten dafür, die Fahrtauglichkeit zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr überprüfen zu lassen.
  • Eltern sprechen sich zudem stärker für eine Überprüfung aus: 92 Prozent der Menschen mit Kindern sind für eine Einführung, bei Kinderlosen sind es nur 83 Prozent.

Die Autoexpert*innen von AutoScout24 haben die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, die zeigt, wie die Meinung zur Einführung einer Fahrtauglichkeitsüberprüfung im Alter in der Bundesrepublik ist. Anlass hierfür ist die Aussage von Verkehrsminister Volker Wissing,  der die Pläne der EU-Kommission ablehnt, eine verpflichtende Fahrtauglichkeitsprüfung für Senioren ab 70 einzuführen. Daher kommt die Frage auf, wie die Einstellung zu diesem Thema in der Bundesrepublik ist. Ziel der Umfrage war es daher, ein Meinungsbild zu generieren.

Expert*innen betonen zwar immer wieder, dass erfahrene Fahrer*innen zu sicheren Verkehrsteilnehmer*innen gehören. Gleichzeitig belegen Statistiken, dass ältere Menschen, die in Verkehrsunfälle verwickelt sind, oft die Verursacher des Unfalls sind. Laut Statistischem Bundesamt tragen sie in mehr als zwei Drittel der Fälle (68,2 %) die Hauptschuld.

Das geht auch einher mit der zunehmenden Abnahme kognitiver Fähigkeiten im Alter, die für sicheres Autofahren erforderlich sind. Diese von Psycholog*innen auch unter dem Sammelbegriff der fluiden Intelligenz zusammengefassten Aspekte beziehen sich auf die Fähigkeit des Gehirns, z.B. komplexe Probleme zu lösen, oder Muster zu erkennen, unabhängig von bereits erworbenem Wissen. Diese Fähigkeiten sind entscheidend für das schnelle Anpassen an neue Situationen und die Bewältigung komplexer Herausforderungen, und stellt damit ein Fundament für die Fahrtauglichkeit dar.

Jakob Futorjanski, Mitgründer der Gehirngesundheitsplattform NeuroNation, kennt sich mit der Entwicklung der fluiden Intelligenz über die Lebenszeit aus. NeuroNation bietet Interventionen zur Verbesserung der Gehirnleistung. Futorjanski sagt zum Zusammenhang von fluider Intelligenz und Fahrtauglichkeit im Alter:

„Mit dem Alter nehmen kognitive Fähigkeiten ab, die für sicheres Autofahren erforderlich sind. Das zeigen Studien, wie zum Beispiel die Dortmunder Altersstudie. Demnach entstehen die meisten Autounfälle älterer Autofahrer*innen unter anderem durch eine Abnahme der Fähigkeit, sich gleichzeitig auf mehrere Aspekte des Straßenverkehrs konzentrieren zu können. Eine regelmäßige Überprüfung der Fahrtauglichkeit ab 70 Jahren kann dazu beitragen, die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer*innen zu erhöhen – auch die der Autofahrer*innen.“

Um herauszufinden, wie die Meinung der Bundesbürgerinnen und -bürger in Bezug auf eine verpflichtende Fahrtauglichkeitsprüfung ist, wurden Menschen aus verschiedenen Altersgruppen befragt. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Antworten.

Tabelle: Übersicht über die Antworten zu der Frage, ob eine Fahrtauglichkeitsüberprüfung eingeführt werden soll, aufgeteilt auf die verschiedenen befragten Altersgruppen. Angaben in Prozent.

 
 
Alter der Befragten
 
Total
18-29 Jahre
30-39 Jahre
40-49 Jahre
50-65 Jahre
Ja (insgesamt)
86,1
94,2
94,3
87,9
77,9
Ja, und zwar regelmäßig schon…
vor dem 50. Lebensjahr
5,6
14,7
13
9
3
ab dem 60. Lebensjahr
14,3
21,2
16,1
17,6
8,5
ab dem 70. Lebensjahr
22,5
22,4
19,3
25,8
21,9
Nein, ich bin dagegen
10,7
3,2
3,6
9,8
17,6

 

Jüngere stärker für Überprüfung, Ältere dagegen

Die Unterstützung für die verpflichtende Einführung von Fahrtauglichkeitstests zieht sich durch sämtliche Altersgruppen, jedoch ist die Zustimmung bei jüngeren Fahrer*innen besonders ausgeprägt. Zum Beispiel befürworten 94 Prozent der Fahrer*innen unter 40 Jahren derartige Tests, während es bei den 40- bis 49-Jährigen 88 Prozent sind.

Im Altersbereich von 50 bis 65 Jahren stimmen 78 Prozent zu. Interessanterweise äußern gerade die Befragten zwischen 50 und 65 Jahren am häufigsten ihre Ablehnung gegenüber einer solchen Überprüfung. Ganze 18 Prozent sind dagegen, eine Fahrtauglichkeitsprüfung für ältere Verkehrsteilnehmer*innen einzuführen. Zum Vergleich: Insgesamt sagen nur 11 Prozent aller Befragten, dass sie grundsätzlich gegen die Einführung einer solchen Prüfung sind.

Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass die Altersgruppe von 50 bis 65 Jahren sich selbst regelmäßig als kompetente Autofahrer*innen im Verkehr erlebt, weshalb sie die Situation anders einschätzt als jüngere Autofahrer*innen und in ihrer Altersspanne weniger Bedarf für eine Überprüfung sehen.

 

Hälfte der Deutschen für eine Überprüfung zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr

In jedem Fall bevorzugt die Mehrheit der Deutschen die Einführung einer Fahrtauglichkeitsprüfung zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr, unabhängig vom eigenen Alter. Die Altersgrenze von 70 Jahren findet dabei die höchste Zustimmung, da knapp ein Viertel der Autofahrer*innen (23 Prozent) ab diesem Zeitpunkt regelmäßige Fahrtauglichkeitstests durchführen möchte.

Insgesamt sprechen sich jedoch 50 Prozent der Befragten für den Zeitraum zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr aus. Im Gegensatz dazu würden 17 Prozent bereits vor dem 60. Geburtstag mit den Tests beginnen, während 8 Prozent sogar dafür plädieren, Fahrer*innen unter 50 Jahren zu testen.

 

Europavergleich: Hier gibt es die Fahrtauglichkeitsprüfung bereits

  • Dänemark: Autofahrer*innen ab dem 80. Lebensjahr müssen jedes Jahr einen Test ablegen.
  • Italien: Personen unter 50 Jahren müssen alle zehn Jahre eine Untersuchung durchführen lassen. Ab dem 50. Lebensjahr werden die Intervalle kürzer, und der Führerschein muss alle fünf Jahre verlängert werden. Ab dem 70. Lebensjahr ist dies alle drei Jahre erforderlich, und ab dem 80. Lebensjahr alle zwei Jahre.
  • Niederlande: Hier besteht eine ärztliche Bescheinigungspflicht, die ab dem 75. Lebensjahr eine Überprüfung der Fahrtüchtigkeit alle fünf Jahre vorsieht.
  • Portugal: Bereits ab dem 50. Lebensjahr ist hier eine Untersuchung verpflichtend, zunächst alle fünf Jahre. Ab dem 70. Lebensjahr beträgt das Intervall zwei Jahre.
  • Schweiz: Fahrer*innen im Alter von 75 Jahren und älter sind alle zwei Jahre verpflichtet, sich einer medizinischen Überprüfung (Fahrtüchtigkeitsprüfung) zu unterziehen.
  • Spanien: Hier ist ein obligatorischer Gesundheitstest alle fünf Jahre ab dem 65. Lebensjahr vorgeschrieben.
  • Tschechien: Personen ab dem 60. Lebensjahr sind verpflichtet, sich alle fünf Jahre überprüfen zu lassen, und mit zunehmendem Alter werden die Intervalle kürzer.