Wann wird ein neues Hüftgelenk nötig?

Bildquelle: Dr. Losonc

Mit dem Alter steigt das Risiko der Gelenkerkrankungen, insbesondere bei anhaltendem Bewegungsmangel. Welche Behandlungsmethoden hier in Frage kommen, kann Dr. Csaba Losonc, Experte für Arthrose und Prävention erklären.

Eine Operation zum Einsatz eines neuen Hüftgelenks ist für die Krankenhäuser in Deutschland zwar längst Routine. Nach aktuellem Stand kommt es etwa zu 200.000 Eingriffen dieser Art im Jahr. Das ändert jedoch nichts daran, dass diese Operation durchaus mit ernstzunehmenden Risiken einher geht. Mein dringender Ratschlag lautet daher, es vor einem solchen Eingriff erst einmal mit sämtlichen anderen Verfahren zu versuchen. Erst wenn alles nichts hilft, sollte – gewissermaßen als ultima ratio – die Operation Abhilfe schaffen.

Welche konservativen Verfahren gibt es? Nun, zum einen natürlich die Krankengymnastik. Die heilende Wirkung wird der Arzt oft durch Injektionen in das Gelenk zu fördern versuchen. Denn eine häufige Ursache dafür, dass mit der Hüfte etwas nicht stimmt, ist Bewegungsmangel. Das Gelenk gewöhnt sich mit der Zeit an die geringe Belastung und das führt mit den Jahren zu einer drastischen Einschränkung der Bewegungsfreiheit und irgendwann auch zu Schmerzen. Gezielte Krankengymnastik kann also helfen, das Hüftgelenk wieder beweglich zu machen. Es ist wichtig, damit in langsamen Schritten zu beginnen, um die Hüfte nicht zu überfordern. Keinesfalls darf erwartet werden, die gewünschten Ergebnisse zu früh zu erreichen. Vielmehr ist hier wochen- und monatelange tägliche Disziplin gefragt.

Was nun die Injektionstherapie betrifft, kommen meiner Meinung nach vier unterschiedliche Methoden in Betracht. Kortison gehört aufgrund seiner vielen Nebenwirkungen nicht dazu. Diese können bewirken, dass Zellen absterben und die Hüfte mit der Zeit sogar noch steifer werden kann als vorher.

Eine gute, praktikable Möglichkeit stellt dagegen die Negation mit Hyaluronsäure dar. Da der Körper diesen Stoff auch selbst produziert, treten praktisch keine Nebenwirkungen auf, von Unverträglichkeitsreaktionen der Haut oder auch Infektionen nach einer Injektion einmal abgesehen. Doch dies geschieht äußerst selten. Die Hyaluronsäure verbessert die Synovialflüssigkeit oder Gelenkschmiere, die auf den Flächen des Gelenks einen Gleitfilm bildet. Zudem führt sie zu eine Reduktion der Entzündung.

Denn die Arthrose in der Hüfte ist letztendlich nichts anderes als eine Entzündung. Wenn diese nachlässt, steigt somit auch die Beweglichkeit der Hüfte. Ich rate dazu, in einem Abstand von jeweils einer Woche fünf Spritzen zu verabreichen. Meistens ist spätestens nach der fünften Injektion eine deutliche Verbesserung der Beschwerden zu spüren.

Manche Ärzte verwenden für die Injektionen mit Hyaluronsäure auch Doppelkammerspritzen. Hier sind in zwei Kammern unterschiedliche Arten von Hyaluronsäure enthalten. Bei Rennpferden führte die Verwendung zu besseren Ergebnissen als die Verwendung herkömmlicher Spritzen.

Injektionen mit Eigen- oder Blutplasma kommen ebenfalls in Frage. Als Blutplasma bezeichnet man den flüssigen Anteil des Blutes. Er macht etwa 55 % des Gesamtvolumens des Blutes aus. Das Plasma übernimmt die Aufgabe, den Transport der Blutzellen und Nährstoffe durch das Gefäßsystem zu gewährleisten. Eigenplasma wirkt nicht nur antientzündlich, sondern zeitigt überdies einen wachstumsfördernden Effekt. Hier rate ich dazu, im Wochenabstand drei bis fünf Injektionen durchzuführen. Die Entzündung des Gelenks geht daraufhin meist zurück. Da dieses Verfahren aber noch relativ neu ist, gibt es noch keine verlässlichen Daten, was die Heilwirkung betrifft.

Als die weltweit beste Methode gilt die Fettstammzell-Therapie. Rund 30 ml Fettgewebe aus dem Bauchbereich des Patienten werden abgesaugt und aufbereitet. Im dadurch gewonnenen Material sind etwa 1.500.000 Stammzellen enthalten. Es erfolgt eine Injektion in das arthrotische Gelenk.

Damit möchte man ein Wachstum von Knorpel erreichen. Eine große und aussagekräftige Studie aus dem Jahr 2021 konnte beweisen, dass diese Methode den anderen Verfahren überlegen ist. Es ist auch genau diese Methode, die ich gemeinsam mit seinem Kollegen Mario Emmanouilidis in der MEDICUM Rhein-Ahr-Eifel im Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz durchführt. Mehrmals pro Woche nehmen wir als Ärzteteam diesen Eingriff vor, um ihr Motto “Wir können Arthrose nicht heilen, allerdings mit allen Mittel bekämpfen” in die Tat umzusetzen.

Allerdings machen wir auch keinen Hehl daraus, dass die Fettstammzell-Therapie auch ihre Grenzen hat. Denn je weiter fortgeschritten die Hüftarthritis ist, desto schlechter sind die Heilungschancen einzuschätzen.

Daher rate ich meinen Patienten, einen Hüftgelenksersatz dann vornehmen zu lassen, wenn die Schmerzen chronischen Charakter haben bzw. auch im Ruhezustand auftreten. Ein klassisches Indiz für die Notwendigkeit einer OP sind anhaltende Schmerzen beim Treppensteigen oder beim Aufstehen etwa von einem Stuhl. Fällt Ihnen auf, gegenüber gleichaltrigen Mitmenschen in Ihrer Beweglichkeit deutlich eingeschränkt zu sein, sollten Sie ernsthaft über einen Hüftgelenksersatz nachdenken.

Diesen Eingriff führen die meisten Kliniken in der schonenden Minimal-Invasiven-Technik durch. Es ist mit einem Krankenhausaufenthalt von etwa zwölf Tagen zu rechnen mit einer anschließenden Rehabilitation von  drei bis vier Wochen. In dieser Zeit benötigen Sie Unterarmgehstützen. Aber schon nach etwa vier bis sechs Wochen sind Sie wieder fahrtüchtig.

 

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Dr. med. Csaba Losonc ist Experte für Arthrose und Prävention in Sachen (Hobby-)Sport, sowie eingetragen in der Liste der anerkannten Sportmediziner von der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin (DGSP). Seinen Patienten gilt besondere Leidenschaft, denn Empathie und Einfühlungsvermögen versteht er als wichtigstes Instrument bei seiner Arbeit. Dr. Losonc und sein Team legen bei der Diagnosestellung außerdem Wert auf modernstes Equipment, um die beste Behandlung garantieren zu können.