Warum werden syrische Flüchtlinge in Deutschland willkommen geheißen, aber keine Roma?

Deutschland wird von der Welt wegen seiner Willkommenskultur beneidet. Selbst die Briten, die „unüberwindbare“ Stacheldrahtzäune in Frankreich bezahlen, sind von unserer Kanzlerin Merkel begeistert. Aus der Türkei werden die syrischen Flüchtlinge Richtung EU vertrieben, wofür die Gepeinigten den Schleusern viel Geld vorstrecken müssen. In Griechenland angekommen erhalten die Flüchtlinge kaum etwas zu Essen und werden nach Mazedonien weitergetrieben. In Mazedonien kümmerst sich keine staatliche Institution um sie, dafür dürfen sie kostenlos den Zug nach Ungarn benutzen. In Ungarn werden die Flüchtlinge geschlagen und eingesperrt. In Österreich werden sie durchgewinkt. Nur in Deutschland werden sie menschenwürdig behandelt. Sie erhalten ausreichend zu essen, einen trockenen und warmen Schlafplatz und werden von der Bevölkerung freudig empfangen. Viele Menschen fahren nur deshalb zum Münchner Bahnhof, um den ankommenden Flüchtlingen aus Syrien zuzujubeln und Süßigkeiten und Spielzeug an die traurigen und erschöpften Flüchtlingskinder zu verteilen.

Wenn Roma aus den Balkanländern in Deutschland stranden, dann finden die Filmkameras der deutschen Fernsehsender und die Journalisten deutscher Zeitungen nicht den Weg, um die Roma, die oft mit kleinen Kindern Deutschland erreichen, ins rechte Bild zu setzen. Dies ist auch nicht nötig, denn es fehlt die Kulisse der begeisternd klatschenden Deutschen, wenn sie Süßigkeiten und Spielzeug verteilen.

Nun sind uns Deutschen Roma genauso fremd wie Syrer. Wir verstehen ihre Sprache nicht und kennen nicht ihre Sitten. Sicherlich sind uns die Syrer wertvoller, das sich einige Akademiker, vor allem Ärzte, unter ihnen befinden. Doch das nur deshalb, weil Roma in ihren Heimatländern benachteiligt werden und dort nicht studieren dürfen. Dies ist auch der Grund, warum Roma nach Deutschland kommen. Sie werden in ihrer Heimat benachteiligt. Sie erhalten – wenn überhaupt – eine schlechtere medizinische Versorgung als die übrigen Bewohner ihres Landes, ihren Kindern wird der Schulbesuch erschwert oder ganz verwehrt und sie sind größtenteils arbeitslos, weil ihnen von den anderen Einheimischen keine Arbeitsstellen angeboten werden. Trotzdem legt die deutsche Bundesregierung fest, dass alle Roma aus sicheren Herkunftsländern kommen, da diese Herkunftsländer Beitrittskandidaten der EU sind. Beitrittskandidaten der EU müssen doch Demokraten sein? Ansonsten würde man mit ihnen doch nicht um den Beitritt in die EU verhandeln?!

Die Begründung der Bundesregierung ist unlogisch. Danach dürfte niemand Hunger haben, wenn es nichts zu essen gibt.

Wir bilden uns ein, dass die Balkanstaaten demokratisch regiert werden und keine Roma benachteiligen. Wir wissen, dass dies nicht stimmt. Doch weshalb wollen wir die Roma abschieben, die wie die Syrer unserer Hilfe bedürfen?

Die Antwort liegt auf der Hand. Wir sind mit den vielen Flüchtlingen aus Syrien überfordert. Es ist zwar gelungen, einen wichtigen Teil der Bevölkerung für die Flüchtlinge aus Syrien zu begeistern, doch befürchtet die Verantwortlichen in Deutschland zurecht, dass die Willkommenskultur nicht für Syrer und Roma ausreicht. Beide Gruppen werden verfolgt. Und auch wenn Merkel vollmundig behauptet, dass es für Asyl keine Obergrenze gibt, kennt sie ausgezeichnet die deutsche Befindlichkeit. Sie darf ihr deutsches Volk nicht überfordern, ansonsten bricht die deutsche Willkommenskultur zusammen. Merkel muss sich für eine verfolgte Gruppe entscheiden. Sie entscheidet sich für die Syrer.

Es gibt genügend Gründe, Frau Merkels aus der Not geborene Entscheidung gut zu heißen. Das ändert jedoch nichts daran, dass auch Roma verfolgt werden und in Deutschland berechtigt Asyl verlangen dürfen.

Die Aufgabe der von uns Bürgern demokratisch gewählten Politiker ist es nicht, Flüchtlinge nach Deutschland hereinzulassen, sondern zu verhindern, dass Flüchtlinge zu uns kommen müssen. Die vielen Flüchtlinge, die nach Deutschland streben, sind der Beweis für die Unfähigkeit der von uns Bürgern gewählten Politiker. Sie sind unfähig und unter sich uneins, um einen derartig menschenverachtenden Krieg in Syrien und im Irak zu beenden. Sie sind unfähig und unter sich uneins, wie man verhindert, dass Roma in ihren Heimatländern schwer benachteiligt werden. Und weil sie unfähig und unter sich uneins sind, entscheiden sie, den Syrern zu helfen und die Roma in Stich zu lassen. Dabei hat selbst der sozialdemokratische Österreichische Bundeskanzler Werner Feymann unmissverständlich gesagt, dass es unerträglich ist, Menschenrechte nach Religionen zu unterteilen. Die Syrer sind gewöhnlich Muslime, die Roma meist Christen. Faymann hat zwar den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán im Auge, aber seine Worte sind auch an Deutschland gerichtet.

Solange Roma in Deutschland als Flüchtlinge benachteiligt werden, gibt es keinen Grund, Deutschland wegen seiner Willkommenskultur zu bewundern.

Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.

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