FILMFEST MÜNCHEN 2023: Die Reihen Spotlight und International Independents

40. FILMFEST MÜNCHEN // PROGRAMM NEUES DEUTSCHES KINO

Auch in diesem Jahr kann sich das Münchner Festivalpublikum auf spannende und neue cineastische Höhepunkte freuen. In der Sektion Spotlight tummeln sich Starkino, Genreperlen und besondere Filmhighlights. Die Sektion International Independents präsentiert Filme jenseits des Mainstreams: cinephile Entdeckungen, Indie-Komödien und politischer Zündstoff. Eine Besonderheit zum 40. Geburtstag: Das FILMFEST MÜNCHEN zeigt seinem Publikum kostenfrei einige Höhepunkte aus den letzten vier Jahrzehnten.

Sektion Spotlight 2023

In 29 Filmen präsentiert sich die Sektion Spotlight facettenreich und erzählt von wichtigen Entscheidungen und der Kraft eines Neuanfangs wie in Markus Gollers neuestem Film „One for the Road“ mit Nora Tschirner und Frederick Lau. Mark verliert wegen Alkohol am Steuer seinen Führerschein und bekommt eine MPU verordnet. Aus der Strafe entwickelt sich die Wette, nichts mehr zu trinken, bis er den Führerschein wieder zurückbekommt. Aber ist es wirklich so leicht, eine so geliebte Gewohnheit aufzugeben? Von der Kraft, neu anzufangen, wenn alles zusammenzubrechen scheint, erzählt auch der inspirierende Film „Il primo giorno della mia vita“ von Paolo Genovese.

Eine dystopische Zukunft wird in „Last Contact“ von Tanel Toom gezeichnet. Im Jahr 2063 gibt es nur noch zwei verfeindete Kontinente, der Rest der Welt ist überflutet. In diesem reduziert-kraftvollen Sci-Fi-Thriller kämpft die demoralisierte Crew eines isolierten Militärstützpunktes mehr mit sich selbst als mit dem unsichtbaren Feind. Noch näher in der Zukunft spielt „Paradise“ von Boris Kunz, in dem die Jugend eine käufliche Ware geworden ist – und ein Insider gegen einen Konzern um Lebensjahre kämpft.

Auch Komödien kommen in der Sektion nicht zu kurz. In der frechen französischen Beziehungskomödie „Avant l’effondrement“ von Alice Zeniter und Benoît Volnais bekommt Tristan einen Schwangerschaftstest mit der Post zugeschickt und macht sich umgehend auf die Suche nach der Absenderin. Aus Argentinien begrüßt das FILMFEST MÜNCHEN das heitere Regiedebüt „Blondi“ des Schauspielstars Dolores Fonzi, mit ihr selbst in der Titelrolle. Es erzählt die ungewöhnlich innige Beziehung zwischen Blondi und ihrem 15 Jahre jüngeren Sohn. Die beiden landen nach einem ungeahnten Roadtrip bei einer Hippiecommunity im Süden Argentiniens.

Can Creativity Save the World?“, fragt Regisseur Hermann Vaske in seinem gleichnamigen Dokumentarfilm weltberühmte Künstler:innen. Entstanden ist ein inspirierender Film über die Macht der Imagination und ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft. Anlässlich der Premiere auf dem FILMFEST MÜNCHEN zeigt die Pop-Up-Ausstellung „Why Are You Creative?“ ab 27.6.2023 im Literaturhaus München die witzigsten, verblüffendsten, erhellendsten Antworten aus Hermann Vaskes Sammlung. Ein weiterer hochmoderner Dokumentarfilm, „Another Body“ von Sophie Compton und Reuben Hamlyn, berichtet vom Kampf gegen pornografische Deepfakes und deren Konsequenzen.

Alle Filme aus der Sektion Spotlight im Überblick
Bildmaterial zu den Filmen finden Sie hier.

Sektion International Independents 2023

Die Reihe International Independents bietet Filmen, jenseits des Mainstreams, die große Bühne. Aufstrebende Filmschaffende haben so die Möglichkeit, ihre Filme dem breiten Festivalpublikum zu präsentieren: Regiedebüts wie „Foudre“ von Carmen Jaquier, in dem sich eine junge Frau von ihrem streng katholischen Elternhaus im Jahr 1900 emanzipiert oder „La hija de todas las rabias“ von Laura Baumeister. Das ergreifende, sozialrealistische Debüt aus Nicaragua zeigt den Überlebenskampf eines Mädchens, deren Mutter auf der Suche nach Geld nicht mehr zurückkommt. Die 12-jährige Georgie aus dem Regiedebüt „Scrapper” von Charlotte Regan ist nach dem Tod der Mutter auch allein, trotzdem kommt sie gut zurecht. Doch dann taucht ihr Vater auf und versucht, sich um sie zu kümmern. Diese Tochter-Vater-Geschichte besticht durch ein energetisches Storytelling und einen vibrierenden Soundtrack.

Die Irrungen und Wirrungen des Erwachsenwerdens beleuchten sowohl „Before I Change My Mind” des Kanadiers Trevor Anderson als auch „Edge of Everything” des US-Regie-Duos Sophia Sabella und Pablo Feldman. Ihr Coming of Age erleben auch Iris und ihr Zwillingsbruder in dem ecuadorianischen Spielfilm „Die Haut des Tintenfischs” (Ana Cristina Barragán), während zwei Schülerinnen in Südkorea weniger mit ihrem sexuellen Erwachen beschäftigt sind als mit einer fiesen Mobberin, an der sie sich rächen wollen – bis das Blatt sich in „Hail to Hell” (Oh-jeong Lim) überraschend wendet.

Politischer Zündstoff findet sich in diesem Jahrgang zuhauf. Der kubanische Regisseur Pavel Giroud greift für „El caso Padilla” auf altes Archivmaterial zurück, das bislang unter Verschluss gehalten wurde. Dieses zeigt, wie der gerade aus dem Gefängnis entlassene Dichter Heberto Padilla eine Rede vor der kubanischen Schriftstellergilde hält, in der er sich und andere anklagt, die Revolution verraten zu haben. Das irritierende Zeitdokument kombiniert Giroud mit anderem Archivmaterial zu einem packenden Dokumentarfilm, der den politischen Druck und die Meinungsfreiheit in Lateinamerika, damals wie heute, thematisiert. Helena Ignez, Ikone des brasilianischen Underground-Kinos, setzt mit „A alegria é a prova dos nove” hingegen ein starkes sexpositives Zeichen. Im Film gibt die 80-jährige Jarda Ícone, gespielt von Ignez selbst, Online-Coaching-Kurse über den weiblichen Orgasmus, initiiert queer feministische Projekte und missioniert mit einem schwarzen Priester die Kirche.

Alle Filme aus der Sektion International Independents im Überblick

40 Jahre FILMFEST MÜNCHEN – Geschenke an das Publikum

Das Filmfest wirft in der diesjährigen Ausgabe einen Blick zurück und zeigt noch einmal kostenlos cineastische Höhepunkte der letzten vier Jahrzehnte – vom großen Klassiker bis zum mutigen Geheimtipp. Der Oscar-nominierte Film „Jenseits der Stille” (1996) von Caroline Link wurde bereits im Jahr 1996 dem Münchner Publikum präsentiert und begeistert aufgenommen. Er erzählt die Geschichte der jungen Frau Lara, Tochter gehörloser Eltern, die ihren eigenen Weg durchs Leben sucht und findet. Weiter können „Born in Flames” (1983) von Lizzie Borden, „Schöne tote Mädchen” (2002) von Dalibor Matanić und Jakob Lass’ „Love Steaks” (2013) entdeckt werden. Von dem britischen Regisseur und Video-Künstler Sir Isaac Julien, der bereits im Mai im Rahmen einer Kooperation mit dem Museum Brandhorst in München war, wird das Werk „Young Soul Rebels” (1991) gezeigt.

Das Gesamtprogramm, inklusive der Wettbewerbe CineMasters, CineVision und CineRebels, der Jurys sowie der Rahmenveranstaltungen, des 40. FILMFEST MÜNCHEN wird am 13. Juni veröffentlicht.

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