FULVIO ROITER: DIE RETROSPEKTIVE – FOTOGRAFIEN RUND UM DIE WELT 1948-2007

Fulvio Roiter Sicilia 1953

CASA TRE OCI (Haus mit den drei Augen), der 1913 vom Künstler Mario de Maria erbaute Palast im neugotischen Stil auf der Insel Giudecca mit Blick über den Bacino S.Marco und den Dogenpalast, ist seit 2012 zur herausragenden Vitrine für Ausstellungen mit Schwerpunkt Fotografien unterschiedlicher Art und immer herausragender Qualität.

Die aktuelle Schau ist eine Hommage an einen der renommiertesten Fotografen unserer Zeit und an seine Heimatstadt zugleich. Der Name des vor zwei Jahren verstorbenen Fulvio Roiter ( 1926-2016) bleibt unausweichlich mit Venedig verbunden, das er in weltbekannten Bildbänden für die Ewigkeit festgehalten hat.

Dass er viel mehr als der „Fotograf Venedigs“ war, zeigt die erste komplette Retrospektive dieses Großen, die Denis Curtis, künstlerischer Leiter des Museums „Casa Tre Oci“ in enger Abstimmung mit Lou Enbo kuratiert hat, der bekannten belgischen Fotoreporterin und Ehefrau von Fulvio Roiter.

Anhand von 200 Bildern werden die Etappen seines Lebens rekonstruiert, von den Anfängen bei der Galerie „La Gondola“ bis hin zu den Reportagen, die ihn rund um den Globus führten.

Beleuchtet wird Roiters Schaffen in seiner ganzen Breite. Besonders herausgestellt wird auch die internationale Dimension seiner Arbeit, wie sie auch vielen seiner Anhänger kaum bekannt war.

Der Bogen spannt sich von den neorealistischen schwarz-weißen Fotos nackter Bergarbeitern, die er in den Schwefelminen auf Sizilien während seiner ersten Reportage 1953 aufgenommen hatte, bis hin zu den poesievollen Landschaften des „Umbrien vom Heiligen Franziskus“, von den zunächst auch schwarz-weissen und später immer farbigeren Bildern Venedigs und seiner Lagune. Neben den vielen Sujets aus der heimatlichen Umgebung treten immer mehr in den Vordergrund jene aus den zahlreichen Reisen quer durch Europa, von Andalusien bis nach Portugal und Belgien und über den großen Teich nach New Orleans und nach Brasilien, von dem ein legendäres, leider vergriffenes Buch mit Texten von Oskar Niemayer, George Amado und Sergio Barque de Holanda als Zeugnis bleibt.
Großformatige Aufnahmen und Videovorführungen mit Interviews mit Fulvio Roiter und Lou Embo verleihen der Schau einen spektakulären Charakter in einem musealen Ambiente, das ohnehin von atemberaubender Schönheit ist. In einem Doku-Portrait erzählt Fulvio Roiter mit Witz und Charme einige Anekdoten aus seinem bewegten Leben. Er geht auf seine erste Berührung mit der Fotografie zurück, als ihm sein Vater nach dem Bestehen der Abschlussprüfung als Chemiker ein Fotogerät schenkte, das ihm ganz neue Horizonte öffnete. Vergnügt spricht er auch mit seiner eingeborenen Spontanität von den vielen Zufällen, die zur Entstehung von besonderen Bildern führten, die ihn berühmt gemacht haben.
Aufgeteilt ist die Schau in 9 Einzelbereichen mit eigenen vielaussaugenden Titeln:

Die Harmonie der Erzählung – Zwischen Staunen und Verwundern – Italien in Farben – Venedig in schwarz-weiß: Ein Selbstportrait – Das andere Venedig – Die unendliche Schönheit – Jenseits der Realität – Jenseits der Grenzen – Hommage an die Natur – Der Mann ohne Wünsche.

Geboten wird auch eine Übersicht der vielen Publikationen – insgesamt ca. 100 -, die Roiters Ruhm begründet haben. In Vitrinen werden Bände vorgeführt wie „Essere Venezia“ oder das bewegende „L‘uomo senza desideri“ (Der Mann ohne Wünsche), in dem Fulvio Roiter Bilder zu der Geschichte liefert, die Ignazio Roiter von einem alten Mann erzählt, der seit Jahren auf einem verlassenen Grundstück in völliger Autarchie lebt. Eine geglückte Kooperation mit seinem Bruder, dessen Texte so faszinierend wie seine Fotos sind.

Begleitet wird die Schau von einem Rahmenprogramm und von einem zweisprachigen Katalog, der beim venezianischen Verlag Marsilio Editori erschienen ist.

Bis zum 26.August 2018
Casa Tre Oci – Giudecca 43
Täglich (außer Dienstag) 10:00 – 19:00 Uhr
Buchungen: + 39 199757519
www.treoci.org

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