Geheimnisvolles Bahrain: Das verlorene Paradies der Götter

Bahrein Briefmarken. Bild von Thomas G. auf Pixabay

Der arabische Inselstaat Bahrain im Persischen Golf, strategisch günstig an den antiken Handelsrouten gelegen, blickt auf eine fünftausend Jahre alte Geschichte zurück.

Wenn Reisende zwischen Asien und Europa heute einen Zwischenstop einlegen, dann erfolgt dieser in der Regel in Dubai oder Abu Dhabi. In früheren Zeiten jedoch machte man in Bahrain eine Pause, denn auf der Route vom Zweistromland in den Indischen Ozean bildete die Insel im Persischen Golf eine Art Warenhaus des Orients. Wie an keinem anderen Ort trafen hier um 2000 v. Chr. Kulturen von den verschiedenen Enden der Welt aufeinander.

Während sich in Indien die berühmte Indus-Kultur entwickelte, entstand in Bahrain die hochzivilisierte Gesellschaft der Dilmun-Kultur, deren Ursprünge um 2500 bis 1800 v. Chr. liegen dürften. Insbesondere in der sumerischen Literatur spielte Dilmun eine besondere Rolle. Die Vorstellungen von einem irdischen Paradies in den Mythen waren meist auf Dilmun bezogen. Es galt als ein Land des ewigen Lebens, als ein Ort, wohin die Götter unsterbliche Heroen sandten, damit sie dort glückliche Tage und friedliche Ewigkeit genießen konnten.

Nachdem die Insel um 325 v. Chr. unter den Einfluss Alexanders des Großen geraten war, brach für das Eiland, mittlerweile unter dem Namen Tylos bekannt, eine außergewöhnliche Zeit des Reichtums an. Es entwickelte sich eine sowohl von der hellenistischen als auch parthianischen Welt beeinflusste Kultur.

Im Altertum war Bahrain also bereits ein wichtiger Umschlagplatz für den Handel der Sumerer und Babylonier mit dem Industal.

Nach der Eroberung durch die Araber im 7. Jahrhundert wurde Bahrain im Mittelalter von meist selbständigen Fürsten regiert. Um 1520 besetzten die Portugiesen die Inselgruppe, 1602 die Perser, 1816 wurde Bahrain wieder selbständig. Im 1. Weltkrieg übernahm Großbritannien das Protektorat über Bahrain. Nach seiner Unabhängigkeitserklärung 1971 wurde das Emirat Bahrain Mitglied der Arabischen Liga. Seit 1999 ist Scheich Hamad Ibn Isa Al Khalifa Emir von Bahrain.

Archäologisch erforscht wird Bahrain erst seit 1950. Wie eine Mondlandschaft wirkt das größte und eindrucksvollste archäologische Denkmal des Landes. Ursprünglich rund 170 000 Grabhügel bilden hier zusammen eines der weltgrößten Gräberfelder der Bronzezeit.

Uralte Geheimnisse einer frühen Hochkultur wurden bei den Ausgrabungen offenbart. Dort, wo die Spur der Wissenschaft endet, liefert möglicherweise das Epos von Gilgamesch letzte Hinweise. Informationen, die uns zurückführen zu einem Garten, der Paradies genannt wird. In der alten epischen Dichtung von Gilgamesh wird dieses Paradies mit dem Begriff „Dilmun“ bezeichnet.

So soll der Legende zufolge auch ein unsterblicher Mann namens „Ziusudra“ in Dilmun gelebt haben. Dieser Name bedeutete „Sproß des Tages, der weit dahin ging“. Er war der Sohn von Urbartutu, dem letzten König der Stadt Schuruppak vor der Sintflut und gilt auch als Erbauer der Arche. Demzufolge wäre Ziusudra das sumerische Vorbild des biblischen Noah gewesen.

„Dilmun“ selbst ist in den Legenden ein wundervoller Ort, vollkommen und schön, gleichzeitig aber auch Heimat der Schlange, dem Sinnbild des Bösen. Die Schlange stiehlt die Blume der Unsterblichkeit und Gilgamesh muss als Konsequenz „Dilmun“ verlassen und sterben. Parallelen zur biblischen Geschichte des Alten Testaments, hier zum Sündenfall von Adam und Eva, werden deutlich.

Bereits in der frühen Dilmun-Zeit (2500-1800 v. Chr.) trat eine ausgeprägte Monumentalarchitektur auf. Typisch sind passgenau geschnittene Kalksteinquader, die zu eindruckvollen Mauern aufgesetzt wurden. An herausragenden Stellen entstanden Tempel und Paläste. Sie bestehen aus Versammlungs-, Repräsentations- und Lagerräumen. Die Siedlungen wurden planmäßig angelegt und sind durch breite Straßen und baugleiche Wohnhäuser charakterisiert. Für die Wohnhäuser war eine einfache Bauweise aus Bruchsteinen vorherrschend.

Mit dem Zusammenbruch der Industalkultur und der Verlagerung der wirtschaftlichen Interessen Mesopotamiens nach Westen verlor Bahrain um 1800 v. Chr. für etwa zwei Jahrhunderte seine Bedeutung. Erst um 1550 v. Chr. tritt der Name Dilmun wieder in den Schriftquellen der vorderasiatischen Hochkulturen auf. Das altbabylonische Reich wurde von den Kassiten, einem Volk aus dem Sagros-Gebirge, erobert. Aus der Bibel ist diese Epoche als „die Zeit der Riesen“ bekannt. Unter der Herrschaft der Kassiten wurde Bahrain zur Kolonie.

Als höchster Gott wurde hier, wie anfänglich auch in Sumer, Enki, der Gott der Wassertiefe und hilfsbereite Lehrer der Menschheit, verehrt. Im Bewußtsein des göttlichen Beistandes versüßten sich die Menschen ihr Leben hier mit allen nur erdenklichen Genüssen, die selbstverständlich auch den damals noch auf der Erde weilenden Astronauten – „Göttern“ geboten wurden.

Von Dilmun ausgehend, entstand in Südbabylon eine neue Zivilisation. Die Sumerer, die Leute des Ackerbaus, hatten den Wert der geographischen Lage des Zweistromlandes erkannt und errichteten ihre ersten Städte hier. Möglicherweise reichte das bisherige Siedlungsgebiet auf der Insel Dilmun auch nicht mehr aus. Einige der neuen Siedler aus Dilmun sollen gottähnliche Eigenschaften und gottähnliches Wissen besessen haben. Auch ein sehr langes Leben wurde ihnen nachgesagt. Wahrscheinlich beruhen diese Aussagen auf dem erheblichen Kultur- und Wissensgefälle, das zwischen den Sumerern und den bisher in Mesopotamien lebenden Menschen bestand. Jedenfalls erscheint es heute noch so, daß die Sumerer als erste Wesen dieser gegenwärtigen Erdzivilisation eine Schrift erfanden und benutzten, die sich auch für den Alltagsgebrauch als so geeignet erwies, daß sie von allen späteren Völkern der Region für Jahrtausende übernommen wurde.

Auch ansonsten erwiesen sich die Siedler aus Dilmun als Vertreter einer echten Hochkultur. Sie errichteten Städte und Bewässerungssysteme, legten Felder und Gärten an und domestizierten Tiere. Das alles war etwas ganz neues in der Region und erregte die Bewunderung und den Neid der Nachbarn.

Wer aber waren die Sumerer? „Schumer“ ist die akkadische Form von „Kengi(r)“ , dem sumerischen Namen von Südbabylonien, und bedeutet „Kulturland“. Es wird angenommen, daß die Sumerer etwa zur Zeit des Übergangs zur Uruk – Kultur in Babylonien eingewandert sind, wobei die Wanderungsbewegungen sich vermutlich über viele Jahrzehnte erstreckten.

Die für jene Zeit außerordentlich hohen kulturellen Leistungen der Sumerer führen beinahe zwangsläufig zu dem Schluß, daß diese Kultur ursprünglich „göttlich“, was nichts anderes als „außerirdisch“ bedeutet, inspiriert war, und daß sie dazu noch eine lange Vorgeschichte haben muß.

Doch wo sollte diese Vorgeschichte stattgefunden haben? Aus neueren Forschungen ist bekannt, daß Enki, der „Herr der Wassertiefe“ wie er genannt wird, der älteste Gott der Sumerer, auch für das Land „Melucha“ zuständig war. In dem Land Melucha sehen einige Forscher Nordwestindien. Sie werden in dieser Annahme gestützt durch Keilschrifttexte, die den Ursprung der Sumerer im Land Aratta ansiedeln. Aratta liegt im Hochland des Irans, hier deutet sich also an, dass die Sumerer aus diesem Hochland durch Afghanistan und Nordwestindien ins Industal wanderten, wo sie zu Mitbegründern der Induskultur wurden.

Der sumerische „Gott“ Enki wurde aber auch auf der Insel Dilmun verehrt. Wahrscheinlich hat sich auf dieser Insel, die völlig geschützt lag, die sumerische Kultur unter „göttlicher“ – sprich außerirdischer – Aufsicht und Leitung von Enki entwickelt oder von den ihr im Industal zugefügten Schäden erholt, bevor sie auf das Festland in Mesopotamien hinüberwechselte. Diese kulturellen Schäden könnten auf die um 8.500 v. Chr. stattgefundene Sintflutkatastrophe oder auf das um 4.000 v. Chr. datierte Ereignis der „großen Flut“ zurückzuführen sein. Beide Ereignisse beruhten höchstwahrscheinlich auf Meteoriteneinschlägen.

Auffällig ist dabei, daß in Sumer die älteste und höchste Gottheit der „Herr des Wassers“ ist, und dass die Kultur zuerst auf einer geschützten Insel mit „göttlicher“ Hilfe entwickelt wurde, bevor sie – als sie (erneut) stark genug war – aufs Festland hinüberwechselte. Das Festland ist eine fruchtbare Ebene, die von Flüssen durchzogen wird und sich damit zum Bau von umfangreichen Bewässerungssystemen eignet, in deren Anlage die Sumerer Meister waren. 

Die alten Mythen Sumers, sagen jedenfalls eindeutig, daß ohne die Hilfe der Götter bei der Gründung der ersten Kulturen, die Menschen heute noch als Jäger und Sammler, in Felle gekleidet, ihr Leben fristen würden.

Wohl auch deshalb gilt Dilmun in der sumerischen Überlieferung als die Insel der Seligen und der „Ort des Schilfs, von dem alles Wissen seinen Ausgang nahm“.

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Verwendete Literatur

Ausstellungsführer zu Unbekanntes Paradies – Archäologische Schätze aus Bahrain, Dresden, 2001 (Englische Version)

Mortensen, Peder, The Temple Complex at Barbar Bahrain in Al Bahrain / Al Thaqafia, Heft 26 /2000

Sichtin, Zecharia, Geheime Orte der Unsterblichkeit, Bechtermünz Verlag, München, 2000

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Über Thomas Ritter 110 Artikel
Thomas Ritter, 1968 in Freital geboren, ist Autor und freier Mitarbeiter verschiedener grenzwissenschaftlicher und historischer Magazine. Thomas Ritter hat zahlreiche Bücher und Anthologien veröffentlicht. Außerdem veranstaltet er seit mehr als zwanzig Jahren Reisen auf den Spuren unserer Vorfahren zu rätselhaften Orten sowie zu den Mysterien unserer Zeit. Mit seiner Firma „Thomas Ritter Reiseservice“ hat er sich auf Kleingruppenreisen in Asien, dem Orient, Europa und Mittelamerika spezialisiert. Mehr Informationen auf: https://www.thomas-ritter-reisen.de Nach einer Ausbildung zum Stahlwerker im Edelstahlwerk Freital, der Erlangung der Hochschulreife und abgeleistetem Wehrdienst, studierte er Rechtswissenschaften und Geschichte an der TU Dresden von 1991 bis 1998. Seit 1990 unternimmt Thomas Ritter Studienreisen auf den Spuren früher Kulturen durch Europa und Asien.