Gutes Leben, Alter und Tod in Coronazeiten

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Ein modernes Reaktionssyndrom aus Sicherheitsbedürfnis, Fachleuten, bild- und gegenwartsorientierten Massenmedien, weltpolitischer Verflechtung auf der technischen Grundlage der Digitalisierung hat die Politik gezwungen, die Coronapandemie zum Notstand zu erklären. Seit der Neuzeit ist der Schutz des Lebens die vordringlichste Aufgabe der Politik. Schutz des Lebens bedeutet im jetzigen Fall: Verhinderung einer Überlastung des Gesundheitssystems. Die Gesundheitsversorgung für alle soll gewährleistet bleiben. Der Gesundheit, dem „bloßen“ Leben, bleiben sonstige Rücksichten untergeordnet.

Nach Aristoteles ging es in der Politik nicht einfach um das Leben, sondern um das gute Leben, denn, und das gilt auch heute: Alle Menschen streben nach Glück. Vor allem in der heutigen pluralistischen, individualistischen Gesellschaft gibt es allerdings viele Glücksvorstellungen.[1] Und doch lassen sich allgemeine gesellschaftliche Vorgaben ausmachen: Ein gutes Leben bedeutet heute Selbstverwirklichung in Liebe (Familie), Arbeit und Freizeit. Die drei Bereiche wirken zusammen und beeinflussen sich gegenseitig, teils verstärkend (Stress in der Arbeit – Stress in der Familie) oder kompensierend (Stress in der Arbeit – Erholung in der Familie, Freizeit). Da Selbstverwirklichung in der Arbeit für viele nicht oder nur beschränkt erreichbar ist, Liebe nur eine Zeitlang Glück verschafft, konzentriert sich heute die Glückssuche stark auf gemeinsame Freizeitaktivitäten: Die Erlebnisgesellschaft.

Die Auswirkungen der Corona-Politik sind auf alle drei Bereiche negativ. Zwar gibt es auch einige relativierende Stimmen: Mehr Zeit für die Familie, mehr Homeoffice als positive Veränderung der Arbeitswelt, in allen Bereichen weniger Hektik, eine Entschleunigung des Lebens und Besinnung auf die „wesentlichen“ Dinge (die Einschränkung von Grundrechten als persönliches Wachstumsprogramm!), die Solidarität der Menschen und selbstloses Handeln nähmen zu, und das werde sich auch positiv auf die Nachkrisenzeit auswirken. Die lebensorientierte Gesellschaft produziert solchen Krisenoptimismus immer wieder. Wenn man ihr einen Sinn geben kann, scheint eine Krise leichter ertragbar. Doch finden sich inzwischen solche Stimmen nur noch selten – die Folgen der Corona-Politik lassen sich kaum „positivieren“. Umso erstaunlicher, dass es kaum grundsätzliche Kritik an der Corona-Politik gibt.

Das hat zunächst damit zu tun, dass die Politik die soziale Bedeutung der Freizeitaktivitäten und der „Kultur“ (im weitesten Sinn von Unterhaltung) unterschätzt. Es scheint zunächst auch plausibel, angesichts der Gefahren für die Gesundheit es wenig gravierend zu finden, wenn „Kultur“ ausfällt, in einem reizlosen Ambiente (leere oder halbvolle Stadien, Konzertsäle, Oper mit eingespielter Musik etc.) stattfindet oder Bibliotheken, Restaurants als Aufenthaltsorte, Treffpunkte ausfallen. Ganz abgesehen von den wirtschaftlichen Folgen für die betroffenen Bereiche bedeutet die Schließung jedoch für viele: soziale Isolation. Das gute Leben fällt quasi aus.

Warum wird hier und auch bei sonstigen Folgen einseitig zugunsten der akuten Gesundheitsbedrohung entschieden? Zunächst durchaus aus Eigeninteresse: Ein überlastetes Gesundheitssystem bedroht potentiell alle. Politik und Virologen versuchen denn auch, ein solches Bedrohungsszenario aufrechtzuerhalten und betonen besonders, dass auch jüngere Menschen an Corona sterben oder an Spätfolgen leiden. Aber auch bei einer Bedrohung der ganzen Bevölkerung und hoher Sterblichkeit wäre immer noch die Frage, wieweit der Staat eingreifen sollte. Jede hat ein Eigeninteresse an Gesundheit, kann unnötige Kontakte vermeiden und weiß, dass sie bei überlastetem Gesundheitssystem riskiert, nicht behandelt zu werden. Jede ist gewarnt und muss die Konsequenzen tragen, wenn sie die Warnungen nicht ernst nimmt. So sollte sich kein Raucher beklagen, wenn er Lungenkrebs, kein Impfgegner, wenn er eine vermeidbare Krankheit bekommt. Sollte das nicht auch für Corona-Kranke gelten, wenn sie sich durch Lebensweise und Ernährung selbst die Vorerkrankungen zugefügt haben, die sie besonders verwundbar machen? Da Kranke andere gefährden, muss allerdings auch jede in der Lage sein, sich selbst, insbesondere bei der Arbeit zu schützen. Erst wenn man ungeschützt Bedrohungen durch andere ausgesetzt ist, sollte man vom liberalen Prinzip der Selbstverantwortung abgehen – weshalb es etwa zu Recht Waffengesetze gibt. Problematisch ist so weniger, dass die Inder, statt auf religiöse Feste zu verzichten, lieber eine neue Welle der Pandemie in Kauf nahmen, als die fehlende Kommunikation der Risiken.[2]

Bei Corona geht es aber nicht um eine Bedrohung der ganzen Bevölkerung, sondern sterben fast ausschließlich Menschen mit Vorerkrankungen und vor allem alte Menschen, da sie mehr unter Krankheiten leiden. Neben dem wenig überzeugenden allgemeinen Bedrohungsszenario, das das Eigeninteresse anspricht, fordert die Politik deshalb die Berücksichtigung der Interessen der anderen, greift auf Moral zurück: Man kann die Schwächsten doch nicht einfach sterben lassen! Die Politik mahnt zur Solidarität mit den Alten.

Diese „Solidarität“ bedeutet im Falle von Corona die erzwungene soziale Isolation. Ist dieser Zwangsschutz aber überhaupt im Interesse der alten Menschen? Wie geht die Gesellschaft normalerweise mit dem Alter um?[3] Die gesellschaftlichen Glücksvorstellungen gelten auch für das Alter: Idealbild ist der bis zuletzt jung gebliebene, gesunde, aktive und deshalb autonome alte Mensch. Wäre dieses Idealbild Wirklichkeit, gäbe es keine Überlastung des Gesundheitssystems. Mit dem Alter nehmen jedoch die Krankheiten zu, man fühlt sich überflüssig, vereinsamt, altert nicht nur physisch, sondern auch kulturell, und das Leben und Sterben im Alters- oder Pflegeheim droht. Damit stellte sich auch die Sinnfrage: Warum noch leben, wenn man nicht mehr oder nur noch selten zufrieden ist und die Gebrechen zunehmen? Diese Fragen stellen sich individuell, während die Gesellschaft das Leben bejaht und es den einzelnen solange als möglich erhalten will. Das Überleben genießt den höchsten rechtlichen Schutz, was so weit geht, dass auch denen, die das Leben nicht mehr lebenswert finden und es beenden wollen, alle möglichen Hindernisse in den Weg gelegt werden – anstatt den Zugang zu Suizidmitteln zu erleichtern. Wer die Altersgebrechen kommen sieht und ein solches Leben nicht führen will, muss deshalb rechtzeitig vorsorgen.

Demente Menschen sind hierzu nicht mehr fähig, und sie leiden. Sie finden sich in der bisherigen Umgebung nicht mehr zurecht, werden immer hilfloser, ungeborgener, unglücklicher. Sie leben als einsame Fremde in der Welt. Der Ansatz, sich bei der Pflege Dementer an den Normalzuständen zu orientieren, sie solange wie möglich im bisherigen Leben festzuhalten und zu aktivieren, erscheint deshalb verfehlt. Es gälte sie künstlich durch Drogen (Cannabis, Opiate) und Psychopharmaka von ihren Ängsten und ihrer Umtriebigkeit zu entlasten, so dass sie zufrieden den Tag verdämmern könnten. Wenn so ihr Leiden ausgeschaltet werden kann, ist von ihrem Interesse am Weiterleben auszugehen. Einer säkularen Gesellschaft stände es zudem an, das Recht konsequent an den Interessen der einzelnen zu orientieren und für die Endphase der Demenz Kriterien für erlaubte Tötungen vorzugeben, zumal die Unterscheidung von passiver und aktiver Sterbehilfe, von Sterbenlassen und Töten, wenig stichhaltig ist. Solidarität mit den Alten bedeutet hier nicht, sie möglichst lange am Leben zu erhalten, sondern ihnen ein „gutes“ Lebensende zu gewährleisten. In liberalen Staaten beginnt man auch langsam, sich bei Fragen des Lebensendes an den Interessen der einzelnen zu orientieren. Grundsätzlich hält die Politik bisher jedoch am traditionellen Lebensschutz fest.

Mit Corona bekommt dieser undifferenzierte Lebensschutz nun einen weiteren Vorrang. Das Unglück im Alter soll hingenommen, das Leben unbedingt erhalten werden. Auch die urteilsfähigen Alten wurden erst gar nicht gefragt, ob sie geschützt werden wollen, ihre Isolation, wenn nicht angeordnet, so dringend empfohlen. Die urteilsunfähigen Alten verstehen erst gar nicht, was passiert, werden noch mehr verunsichert. Was gewinnen die Alten in Alters- und Pflegeheimen durch den angeordneten Schutz? Monate schlechter Lebenszeit in Isolation! Und die Sterbenden sterben einen einsamen Tod. Man nimmt den alten Menschen die wenigen Freuden, die sie noch haben, weil man ihren „verfrühten“ Tod nicht riskieren will.

Warum überzeugt der Ruf nach Solidarität und Rücksichtnahme auf die Alten, die man doch ansonsten mangels besserer Alternative in Altersheimen oder Pflegeheimen abgibt – mit schlechtem Gewissen, weil sie sich dort meist nicht wohl fühlen, verwirrt sind oder leiden (und man ausgerechnet ihre Ruhigstellung durch Psychopharmaka als unwürdig ansieht)? Wenn man die Schwächsten schützt, ist man moralisch immer auf der richtigen Seite und kann etwas gegen sein schlechtes Gewissen tun. Verfolgt man das Ziel Lebensschutz, dann braucht man sich auch um die Situation der Alten keine Gedanken mehr zu machen. Was sie wollen oder in ihrem Interesse liegt, die Fragen nach einem guten Alter oder überhaupt einem guten Leben und nach einem guten oder „würdigen“ Tod stellen sich so erst gar nicht.

Auch in normalen Zeiten wird der Tod meist verdrängt, stellt er doch den Sinn des Lebens in Frage. Diese Verdrängung gelingt umso leichter, als der Tod für die Gesellschaft heute keine Bedrohung mehr darstellt und deshalb auch, solange er „normal“ eintritt, kein Thema ist.[4] Der eigene Tod und die Trauer über den Tod der anderen müssen individuell bewältigt werden. Die Gesellschaft ist auf Fortdauer angelegt, sichert über die Endlichkeit der einzelnen hinaus ihr „unendliches“ Weiterlaufen. Dazu muss sie auch den Tod als unvermeidbares, gewisses Ereignis einbeziehen. Die statistisch erwartbaren Todesfälle sind ein normaler, durch die Verwaltungsroutinen in den Alltag integrierter Vorgang. Das erleichtert es auch der einzelnen, die Bedrohung durch Krankheit und Tod im Alltag durch ein „vorläufig noch nicht“ abzuschwächen und so zu verdrängen, dass der Tod jederzeit möglich, der Todeszeitpunkt unbestimmt und, außer im Falle des Suizids, unverfügbar ist. Diese Verdrängung ist völlig normal, ja notwendig, um ohne dauernde Infragestellung des eigenen Tuns leben zu können. Allerdings gelingt sie nur unvollständig, zeigt sich doch immer wieder die Endlichkeit, bricht das Wissen um den Tod in den Alltag ein.

Unverfügbares ist für die moderne Gesellschaft eine ständige Herausforderung. Auch die einzelnen wollen ein möglichst langes Leben, und so versucht die Medizin den doch unvermeidlichen Tod soweit wie möglich in den Griff zu bekommen, ihn durch technische Mittel immer weiter hinauszuschieben. Inwieweit ist das sinnvoll? Macht es einen Unterschied, ob der Tod ein paar Monate oder auch Jahre früher eintritt? Sub specie aeternitatis sicher nicht, da jedes Leben endet und die meiste Zeit nicht war und nicht sein wird. Die Politik kann hingegen eine hohe Lebenserwartung als Erfolg verbuchen. Der Tod ist aber weder einfach eine Sache aus der Perspektive der Ewigkeit noch eine politische Sache, sondern betrifft die einzelne. Nach dem Ende des Fortlebenszwangs aus religiösen oder nationalpolitischen Gründen entscheidet „an sich“ sie über ein gutes Leben und einen „guten“ Tod. Während man durch Rauchen, Ernährung selbst über seine Krankheiten und seinen Tod mitbestimmen kann, darf man jedoch seinen Corona-Tod nicht riskieren.

Ist das nur, weil man andere anstecken kann? Kaum, denn dann dürfte man auch den Grippetod nicht riskieren. Dass der Lebensschutz totale Priorität erhielt, erforderte vielmehr eine besondere Definition des Coronatods, der ihn, im Gegensatz zum „normalen“ Tod, zu einer politischen Aufgabe machte. Corona stellte die übliche gesellschaftliche Umgangsweise mit Krankheit und Tod in Frage: ihre Behandlung im Gesundheitssystem. Die Politik wollte nicht primär Tote verhindern. Schließlich ging man lange nur von einer zeitlichen Streckung des Verlaufs, nicht von einem Stopp der Pandemie aus. Die Versorgung der Kranken sollte sichergestellt sein und ihr „korrektes“ Sterben.[5] Angesichts der drohenden Überlastung des Gesundheitssystem wurden nun die an oder mit Corona Verstorbenen zu außergewöhnlichen, also „unnötigen“, vermeidbaren Toten erklärt (obwohl, von der Altersstruktur her gesehen, der Coronatod nicht besonders außergewöhnlich ist). Wer an Corona stirbt, stirbt vorzeitig, und einem vorzeitigen, außergewöhnlichen Tod muss die am Lebensschutz orientierte Politik entgegentreten. Was die einzelnen wollen, wird damit gleichgültig. Wenn es um Leben und Tod geht, haben andere Überlegungen zurückzustehen. Selbstverständliche Handlungsgrundlagen sind moralisch geschützt, tabu. Fragen des Alters oder zu einem „guten“ Tod wurden so erst gar nicht gestellt, vielmehr durch Corona noch stärker verdrängt.

Der Kampf gegen Krankheiten, allgemein gegen Leiden und gegen einen vorzeitigen Tod liegt im Interesse aller: Leiden verhindert Glück. Die Leidensvermeidung ist jedoch kein Selbstzweck, sondern steht im Dienste des guten Lebens. Eine Entartung der Mittel zum Zweck ist jedoch häufig und wurde insbesondere hinsichtlich der Technik schon vielfach diagnostiziert. Dabei ging die Kulturkritik allerdings von einer eindimensionalen Technikentwicklung und einer von Sachzwängen geprägten Gesellschaft aus, die die Politik zur Technokratie reduzieren würde. Dagegen spricht, dass es verschiedene Technikpfade, also immer Alternativen und keine eindeutigen Sachzwänge gibt, mit denen sich eine Technokratie begründen ließe. Das ist theoretisch auch jetzt so. Allerdings nur theoretisch, denn das Reaktionssyndrom hat mit der Definition des Coronatods als außergewöhnlich einer Gruppe von Technokraten (Virologen, Epidemiologen, Ärzten) die Entscheidungsmacht überlassen. Die Vertreter des Gesundheitssystems sehen nur ihre Perspektive und wollen verständlicherweise ihre normale Arbeitsfähigkeit erhalten, also eine Überlastung des Gesundheitssystems (mit überfüllten Krankenhäuser, Notspitälern in Schulen, Turnhallen, Zeltlazaretten, überarbeiteten Ärzten und Pflegepersonal, Triage und Abweisung von Kranken) vermeiden. Auch die Politik kann sich solche Bilder nicht oder zumindest nicht reaktionslos leisten. Denn: Gegen Bilder kann man nicht argumentieren. Wer über die Bilder bestimmt, bestimmt über den Ausnahmezustand. Die Perspektive des guten Lebens kommt dagegen nicht an. Wenn Rücksichten genommen werden, dann aus wirtschaftlichen Gründen, also aus Gründen der Reproduktion – wie es für die Politik nicht anders zu erwarten ist.[6]

Auch die einzelne muss vielfältige Rücksichten auf die Lebensnotwendigkeiten nehmen. Wieweit sie bereit ist, dem „bloßen“ Leben oder Überleben das gute Leben zu opfern, entscheidet „an sich“ jede selbst – wenn sie sich entsprechende Gedanken über ihre begrenzte Zeit in der Welt macht und sich nicht, auch das eine Entscheidung, von der lebensorientierten Gesellschaft verwalten lässt. Wie viele politisch vorgegebene Restriktionen ist sie aber bereit hinzunehmen? Hinzunehmen aus „Solidarität“ mit Risikogruppen, die sich die Vorbelastungen großteils selbst zugezogen haben, oder aus „Solidarität“ mit alten Menschen, nach deren Interessen überhaupt nicht gefragt wird? Der (fast) weltweite, moralisch abgesicherte Konsens über die Notwendigkeit strikter Maßnahmen lässt solche Fragen erst gar nicht aufkommen. Der Schutz des „bloßen“ Lebens wird als unausweichlich deklariert und von der Bevölkerung widerstandslos hingenommen – auch wenn dabei die Freiheitsrechte und das gute Leben unter die Räder kommen. Sieht man den sporadischen, vernachlässigbaren Widerstand gegen die Coronapolitik, so scheinen auch die Aussichten, die Politik in zukünftigen Krisen vor Eingriffen in das gute Leben abzuhalten, eher gering.


[1] Vgl. Sigbert Gebert, Glück in der modernen Gesellschaft: Arbeit, Liebe, Melancholie, Internationale Zeitschrift für Philosophie und Psychosomatik, 1/2015.

[2] In Indien sind im Übrigen prozentual, bezogen auf die Bevölkerung die Zahlen – sofern man ihnen trauen kann (aber welche sind bei Corona schon vertrauenswürdig?) – nicht außergewöhnlich, sondern ist das Gesundheitssystem nicht besonders leistungsfähig. Europa kam nicht wegen weniger Kranken oder konsequenter Lockdowns besser durch die Krise.

[3] Vgl. Sigbert Gebert, Gegen das Unglück im Alter. Freigabe von Suizidmitteln – von Drogen und Sterbehilfe bei Demenz, Internationale Zeitschrift für Philosophie und Psychosomatik, 1/2016.

[4] Vgl. Sigbert Gebert, Individuelle Betroffenheit und gesellschaftliche Routine – Der Tod in der modernen Gesellschaft, Internationale Zeitschrift für Philosophie und Psychosomatik, 1/2012.

[5] Intensivmedizinische Betreuung bedeutet ja nicht Überleben. Weltweit starben zu Beginn der Pandemie fast 60% der auf Intensivstationen behandelten Coronapatienten, inzwischen 35% – mit starken regionalen Unterschieden. (https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/120790/COVID-19-Mortalitaet-auf-Intensivstation-sinkt-nur-langsam-bessere-Ergebnisse-in-Schweden)

[6] Aber auch die Wirtschaft wird stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Folgen der Corona-Politik werden von der Politik „natürlich“ als beherrschbar angesehen, mit aberwitzigen Schulden aufzufangen gesucht. Über die Zukunft entscheiden aber nicht die schönen politischen Programmentwürfe, sondern, mit Luhmann gesprochen, die Evolution: Kein politisches Programm wirkt wie geplant, und Politik mit Gelddrucken hat bisher nie funktioniert.

Über Gebert Sigbert 9 Artikel
Sigbert Gebert, Dr. phil., Dipl.-Volksw., geboren 1959, studierte Philosophie, Politik, Soziologie und Volkswirtschaft in Freiburg (Brsg.) und Basel. Lebt als Privatgelehrter in Freiburg und Zürich. Veröffentlichungen u.a. „Sinn – Liebe – Tod“ (2003), „Die Grundprobleme der ökologischen Herausforderung“ (2005), „Philosophie vor dem Nichts“ (2010).