Kafkas Augen, Kafkas Klagen – Ausstellungsprogramm des Adalbert-Stifter-Vereins August – Dezember 2024

Mit ihrem Triptychon – abgebildet ist „Dimorphismus“, d. h. Zweigestaltigkeit Nr. 3 – gewann Jorinde Ortlieb den Foto-Wettbewerb „Die Verwandlung/Promena“. Repro: Hans Gärtner

Kooperation macht`s möglich, den 100. Todestag Franz Kafkas (1883 bis 1924) facettenreich zu begehen. Die Tschechischen Zentren Berlin und Wien arbeiteten mit Prags Stadtbibliothek zusammen. Es kam zu einem „kafkaesken“ Kultur-Programm wie kaum je zuvor. Im Zentrum steht die Ausstellung „Die Verwandlung“, auf Tschechisch: „Promena“, vom 11. 9. bis 2. 10. in der Berliner Ingeborg-Drewitz-Bibliothek und vom 14. 10. bis 1. 11. in der Galerie Velryba in Prag zu sehen. Deutsche, österreichische und tschechische Amateur- und Profifotografen konnten sich zum o. g. Thema – entnommen der berühmten Erzählung Kafkas „Die Verwandlung“ – beteiligen. Sie sollten nicht nur Fotos einsenden, sondern auch einen Text über die Entstehung ihrer Arbeiten, die Anregungen und Motivationen dazu oder über ihre persönliche Beziehung zu Kafka. Jorinde Ortlieb ist die deutsche Siegerin. Ein Teil ihres Triptychons (s. Foto) bildet der achtseitige Flyer des Münchner Adalbert-Stifter-Vereins ab, das Kultur-Institut für die böhmischen Länder. Verantwortlich ist Dr. Zuzana Jürgens in Münchens Sudetendeutschem Haus in der Hochstraße 8.

In der Alfred-Kubin-Galerie wird am 7. November um 19 Uhr die Sonderausstellung „Kafkas Spiele“ eröffnet, die bis 2. Februar zu sehen ist. Wie Zuzana Jürgens mitteilt, geht es dabei um „literarische und biografische Texte des deutschsprachigen Schriftstellers Franz Kafkas sowie um Artefakte und Dokumente aus der Sammlung des Prager Literaturmuseums“, und zwar ganz und gar aus einer „spielerischen“ Perspektive. Diese Ausstellung läuft im Rahmen der großartig angelegten Plattform „Projekt Kafka 2024“. Unter kafka2024.de sind alle diesbezüglichen Veranstaltungen in Deutschland, Tschechien und Österreich sowie Texte von Bloggerinnen und Bloggern dazu zu finden.

In der Ausstellung „Mit Kafkas Augen“ lassen sich die Beziehungen des  Schriftstellers, der – wie gar nicht allgemein bekannt sein dürfte – nicht nur textete, sondern auch gelegentlich malte, zur visuellen Kultur seiner Zeit – noch bis 28. Oktober – und dabei auch sein Schaffen als Zeichner verfolgen. Dazu ist allerdings eine Reise nach Pilsen nötig, genau gesagt in die Zapadoceska galerie v Plzni, Prazska 18.

„Kafkas Klagen“ lautet der spannungsgeladene Titel des YouTube-Vortrags von Juliane Prade-Weiss in der Reihe „Franz Kafka im interkulturellen Kontext Prags“. Die in Dresden geborene Autorin ist Lehrstuhlinhaberin für Komparatistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie äußert sich zur Poetik der Beschwerde. Dieses spezielle Angebot ist Teil der Referat-Reihe „Franz Kafka im interkulturellen Kontext Prags“ auf dem YouTube-Kanal des Adalbert Stifter-Vereins. Da gibt es auch Vorträge zu „Kafka und der Zionismus“, „Franz Kafka und die tschechische Literatur revisited“ und über „Mediators, Translators, Readers. The Reception of Franz Kafka in Czechoslovakia“.

Eine „Szenische Lesung“ bestreiten die Schauspielerin Wiebke Puls und ihr Kollege Max Simonischek am 4. Dezember um 19 Uhr im Sudetendeutschen Haus, München, Hochstr. 8. Die Textkomposition stammt von dem renommierten Kafka-Spezialisten Reiner Stach, der auch in die Veranstaltung einführt. Hierzu ist allerdings unter eveeno.com/kafkas-stimmen eine Karten-Reservierung notwendig.

Über Hans Gärtner 487 Artikel
Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.