Lebensqualität von Pflegeheimbewohnern mit Demenz. Eine psychoanalytisch orientierte Einzelfallstudie

von Kathrin Trunkenpolz

Alter Baum, Syrakus, Foto: Stefan Groß

Kathrin Trunkenpolz: Lebensqualität von Pflegeheimbewohnern mit Demenz. Eine psychoanalytisch orientierte Einzelfallstudie. Verlag Barbara Budrich, Opladen/Berlin/Toronto 2018, ISBN: 978-3-86388-795-7, EURO (D)

Dieses Buch, das auf der gleichnamigen Dissertation basiert, entstand im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt „Lebensqualität im Pflegeheim“ in Österreich. Es besteht aus einer Einzelfallstudie und die daraus folgenden Desiderata für die Aus- und Weiterbildung von Pflegepersonen. In der Einzelfallstudie werden Ergebnisse aus der Analyse unterschiedlichen Materials zusammengeführt und Konsequenzen für die Aus- und Weiterbildungsbereich im geriatrischen Pflegebereich formuliert. Die Einzelfallstudie basiert dabei auf das psychoanalytische Modell des Containments.

Die Studie macht insgesamt deutlich, dass Pflegeheimbewohner mit Demenz in alltäglichen Situationen und Interaktionen häufig mit belastenden Erfahrungen des Verlustes von sozialen Kontakten, Einsamkeit, kognitivem Abbau und Gedanken an das Lebensende konfrontiert sind. Daraus resultierende Trauer, Wut, Scham, Ohnmacht und Resignation, mit dessen mentaler Kompensation sie oft allein gelassen werden. Wenn diese mit anderen geteilt werden, führt dies zu einer Steigerung des Wohlbefindens. Beziehungserfahrungen im Allgemeinen tragen dazu bei, eine selbständige Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt länger aufrecht zu erhalten. 

In Anlehnung an Entwicklungen im sozialpsychologischen und heilpädagogischen Bereich sollen spezifisch ausgebildete Geragogen in den Alltag von Pflegeheimen zu einer Entlastung von Pflegepersonen und einer Steigerung der Lebensqualität von Pflegeheimbewohnern führen. 

Das Verständnis von Lebensqualität wird hier sehr weit gefasst und kann leicht zu einer Überdehnung des Begriffes führen, wo subjektives und situatives Schildern und Erleben als Basis für Erkenntnisprozesse herangeführt werden. Obwohl Einzelfallstudien nur eine begrenzte Aussagekraft besitzen, sind die hier geforderten Geragogen oder die Weiterbildung von qualitativem Pflegepersonal zu begrüßen. Die Situation in Pflegeheimen ist oft menschenunwürdig und auf die reine Pflege abgerichtet. Beziehungsarbeit und der menschlich-psychologische Kontakt mit dessen Bewohnern sollten ein ethischer Standard sein. 

Über Michael Lausberg 570 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.