„Legasthenie – LRS. Modelle, Diagnose, Therapie und Förderung“

Christian Klicpera / Alfred Schabmann / Barbara Gasteiger-Klicpera / Barbara Schmidt

Rettungsweste, Foto: Stefan Groß

Christian Klicpera/Alfred Schabmann/Barbara Gasteiger-Klicpera/Barbara Schmidt; Legasthenie – LRS. Modelle, Diagnose, Therapie und Förderung, 5. Auflage, Ernst Reinhardt Verlag, München/Basel 2017, ISBN: 978-3-8252-4816-1. 28,99 EURO (D)

Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie geht davon aus, dass in Deutschland 4 Prozent der Schüler von einer Legasthenie betroffen sind. Bei frühzeitiger Erkennung können die Probleme meist kompensiert werden; je später eine Therapie einsetzt, desto geringer sind in der Regel die erzielbaren Effekte. Die Störung der Legasthenie tritt isoliert und erwartungswidrig auf, das heißt, die schriftsprachlichen Probleme entstehen, ohne dass es eine plausible Erklärung wie generelle Minderbegabung oder unzureichende Beschulung gibt. 

Dieses Standardlehrbuch über Erklärungsansätze, Methoden der Diagnostik und Präventions- und Interventionsstrategien der Legasthenie erscheint mittlerweile in der fünften Auflage. Es enthält neue Verfahren der Diagnostik und Intervention, zudem wurden alle Kapitel überarbeitet und aktualisiert. 

Das Buch unterteilt sich in drei Teilbereiche: Im ersten Teil geht es um die Lese- und Schreibekompetenz bei Durchschnittsmenschen. Es werden verschiedene Modelle vorgestellt, welche Kompetenzen sich Durchschnittsmenschen aneignen und wie diese Kompetenzen interagieren. Danach folgen kognitive Prozesse, das Worterkennen und das Rechtschreiben sowie Unterrichtsabläufen und Möglichkeiten der Förderung.

Im zweiten Abschnitt geht es um die Entwicklung des Lesens und Schreibens bei schwachen Schülern. Zunächst wird eine Definition erstellt, dann werden Befunde zur Prävalenz zusammengestellt und Bereiche herausgearbeitet, die Kindern und Jugendlichen besondere Probleme bereiten. Die Frage nach der Unterscheidung von Untergruppen schließt den zweiten Teil ab. 

Der dritte Teil besitzt Praxisrelevanz: Dort werden Schwerpunkte auf die Diagnostik und Intervention gelegt. Die kognitiven, biologischen und sozialen Faktoren an der Entwicklung von Legasthenie und die Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen diskutiert (emotionale Entwicklung, Verhaltensentwicklung, Rückwirkungen auf die Familie). Es folgen noch die Interventionsmöglichkeit und verschiedene Förderprogramme sowie Evaluationsstudien. 

Jedes einzelne Kapitel enthält eine Zusammenfassung und Übungsfragen zum gelesenen Stoff zur Wiederholung. Im Anhang findet man noch ein Glossar, ein Literatur- und ein Sachverzeichnis. 

Das Buch richtet sich an Lehramtsstudenten, Studenten der Soziologie, Pädagogik und Psychologie oder auch erfahrenen Lehrern, die auf dem neuesten Stand des Wissens sein wollen. Die neuesten Erkenntnisse der Hirnphysiologie, der Genetik und die therapeutischen Möglichkeiten sind in das Buch eingeflossen. Es bietet einen guten Einstieg in das Thema und ist als Lehrbuch geeignet. Kontaktadressen für Betroffene, wichtige deutschsprachige Institutionen oder Weiterbildungsmöglichkeiten fehlen allerdings.

Über Michael Lausberg 572 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.