Naturwissenschaft des Geistes – Teil 4 – Technischer Geist

Was wir wissen, ist ein Tropfen. Was wir nicht wissen, ist ein Ozean. Der Kern dieser Aussage des Physikers Isaac Newton bleibt ewig bestehen, obwohl die Menschheit ihr Wissen ständig vervielfacht. Wissen basiert auf Informationen, es ist etwas Geistiges wie unser Bewusstsein und unser Verstand. Auch unser Geist, der mit Informationen arbeitet, ist nicht durch unsere Sinnesorgane erfassbar, aber er ist dennoch Realität. Telefon, Radio, Fernsehen, Computer und ihre mobilen Ausführungen haben in allen Kombinationen dafür gesorgt, dass wir heute in einer Informationsgesellschaft leben. Der technische Geist, der in der Elektronik dieser Geräte Informationen verarbeitet, ist weitgehend mit unserem menschlichen Geist vergleichbar. Dies wird im Folgenden genauer beschrieben.

1. Einführung

Mit Informationen, die über unsere Sinnesorgane von außen auf uns einfließen, gehen wir täglich um. Den unsichtbaren Akteur, der sie in unserem Gehirn vollautomatisch so verarbeitet, wie wir sie gerade brauchen, nennen wir unseren menschlichen Geist, da er unsichtbar in unserem Inneren arbeitet. Er lässt uns glauben, dass wir ihn wie unseren Körper unter Kontrolle hätten. Gewiss ist er ohne jeden Zweifel unser persönlicher Geist, mit dem wir uns identifizieren und der uns unser Umfeld sowie uns selbst bewusst macht. Er ist der geistige Teil von uns, unser geistiges Ich, mit dem wir denken können, der alles über uns weiß und der folgsam alles macht, was wir von ihm wollen.
Die meiste Arbeit in unserem Gehirn läuft unterbewusst, also vollautomatisch, ab. Auf die Arbeit dieses genetisch vorprogrammierten Teiles unseres Geistes, den wir unseren unterbewussten Geist nennen, haben wir keinen Einfluss. Er nimmt uns wie ein Sklave alle internen Arbeiten ab: Er verarbeitet unsere Sinneseindrücke, speichert sie ab und reaktiviert sie wieder, wann immer wir sie brauchen. Wie er es macht, wissen wir nicht und müssen es auch nicht wissen. Hauptsache, wir können uns auf ihn verlassen.
Ähnlich wie unser Geist in unserem Gehirn mit Sinnesinformationen arbeitet, so arbeitet auch ein technischer Geist im Computer mit Text-, Bild- und Toninformationen, die er über entsprechende elektronische Eingabegerät (z.B. über eine Tastatur, eine CD, ein Mikrophon oder über Sensoren) erhält. Wie unser Geist unsere Sinnesinformationen erkennen, kommunizieren, abspeichern und reaktivieren kann, so kann es auch der technische Geist mit den ihm zugespielten Informationen. Alles was im Computer technisch geschieht, entspricht dem, was in unserem Gehirn geschieht. Die Naturwissenschaft hat mit ihm in den letzten Jahrzehnten ein Gerät geschaffen, das mit einem vergleichsweise einfachen technischen Geist ähnliche Aufgaben erledigen kann wie die, die der geheimnisvolle menschliche Geist in unserem komplex aufgebauten Gehirn erledigt.
Da technische Geräte wesentlich einfacher funktionieren als der Mensch, ist es mit ihm möglich, die Grundprinzipien dessen, was Information ist, was Informationsverarbeitung bedeutet, und was damit für den Akteur gilt, der diese Information verarbeitet, zu verstehen. Im Folgenden sollen deshalb die Analogien und Unterschiede zwischen der Arbeit des menschlichen und technischen Geistes herausgearbeitet werden.

2. Informationen

Informationen, die in Büchern gedruckt, in Worten kommuniziert, in Neuronen, Genen und auf Magnetbändern, CDs oder Festplatten gespeichert und vervielfältigt werden, sind etwas Immaterielles, also etwas Geistiges, das in Analogie zum menschlichen Geist nur von einem biochemischen oder technischen Geist, der jeweils ihre Sprache versteht, verarbeitet werden kann. Sie können mündlich (akustisch) in vielen Sprachen, schriftlich (optisch) mit unterschiedlicher Symbolik (mit verschiedenen Zeichen), elektromagnetisch mit Radiowellen und Funk sowie elektronisch mit der Computersprache kommuniziert und verbreitet werden. In allen Fällen legen unvergängliche physikalische, chemische, mathematische und biologische Gesetzmäßigkeiten die gewiss extrem unterschiedlichen Mechanismen des Informationsaustauschs und der Informationsverarbeitung fest.
Damit eine Information entsteht, muss die Anordnung der Bildpunkte, der Buchstaben oder der Bits auf dem Träger der Information eine Bedeutung haben. Wenn wir eine Botschaft nutzen und sinnvoll verarbeiten wollen, dann müssen wir die Sprache, in der sie verfasst wurde, verstehen. Wir können die in einen Stein eingemeißelten Zeichen der Keilschrift sehen, aber wenn wir die Schrift nicht lesen und nicht in unsere Sprache übersetzen können, dann wissen wir auch nicht, was sie bedeutet. Die zweifellos dennoch in ihr enthaltene Information kann dann von uns nicht entnommen werden.
Wenn wir einen Bildausschnitt z.B. durch einen Farbklecks oder einen Satz in einem Buch durch andere Buchstaben verändern, dann zerstören oder verändern wir die Information, die das Bild bzw. das Wort an dieser Stelle enthält. Die Veränderung eines Buchstaben verändert die Bedeutung des Wortes z.B. von Lust zu Last oder List. Wenn wir aber wissen, wie die Bildpunkte eines Vogels in ein Bild eingezeichnet werden müssen, oder wenn wir wissen, wie ein Satz in einem Buch sinnvoll ergänzt werden kann, dann können wir durch entsprechende Veränderung weitere Informationen hinzufügen.
Die Bewertung von Informationen, die wir über eine Tastatur in einen Computer eingeben, und die er mit internen Programmen verarbeitet, ist eine geistige Arbeit, die auch in unserem Gehirn geleistet wird, wenn wir ein Bild betrachten oder ein Buch lesen. Der Computer teilt uns dann nach getaner Arbeit auf dem Bildschirm mit, was er mit den Informationen gemacht hat, so wie uns unser Verstand mitteilt, ob er mit den Mustern eines Bildes, einer Schrift oder einer Sprache etwas anfangen konnte. Nur wenn wir mit den Mustern vertraut sind, wissen wir, was sie bedeuten und welcher Sinn sich aus ihnen ableitet. Dieser Mustervergleich ist eine geistige Arbeit, die unserer Geist in uns leistet, so wie es ein technischer Geist im Computer macht.
Die in optischen oder akustischen Signalen enthaltenen Informationen werden sowohl in unseren Sinnesorganen in elektrische Signale umgewandelt und in den Nervenzellen unseres Gehirns als elektrisches Muster abgebildet, so wie es auch in den Transistoren der Computer geschieht. Damit Information verarbeitet werden kann, muss sie also zuerst in die elektrische Signalsprache unseres Gehirns bzw. in die elektronische Sprache des Computers übersetzt werden. Erst dann kann die eigentliche Arbeit unseres Geistes bzw. des technischen Geistes beginnen, die auf den angesprochenen Mustervergleich hinausläuft.
Jedes System, das Informationen verarbeitet, hat seine eigene Sprache, seine eigenen Eingabegeräte/Sensoren, Informationskanäle und seine eigenen Datenträger. Nur unser Geist kann die Informationen, die unsere Sinnesorgane empfangen, verstehen und sich merken. Wie er es in unserem Kopf macht, davon merken wir nichts. Es geschieht unterbewusst und vollautomatisch. Nur unser unterbewusst arbeitender Geist kann die Informationen, die als ionische Signale über die Nervenbahnen laufen, verstehen und verarbeiten. Dasselbe gilt für den technischen Geist, der im Computer arbeitet. Nur er kann die eingegeben Informationen verstehen usw. So wie wir bestimmen, was der technische Geist im Computer für uns machen soll, so bestimmen wir auch, was der unterbewusste Geist in unserem Gehirn für uns machen soll. In beiden Fällen, geschieht die Arbeit geheimnisvoll mit elektrischen Signalen im Innern, ohne dass wir genau wissen, in welcher Sprache und wie sie geleistet wird.
So wenig wie wir wissen, was in den Muskeln unseres Körpers geschieht, wenn wir uns bewegen, so wenig wissen wir, was in den Nervenbahnenunsere Gehirns geschieht, wenn wir denken. Nur eines ist völlig klar: Alles was in uns geschieht, basiert auf Informationen, die über unsere Nervenbahnen geleitet werden.
Der in den Gehirnen aller hoch entwickelten Lebewesen unterbewusst arbeitende Geist verarbeitet die Sinnesinformationen mit vorgegebenen vererbten Programmen nach denselben biophysikalischen Grundprinzipien, so wie der in allen Computern arbeitende technische Geist Informationen mit anderen vorgegebenen Programmen aber nach denselben physikalischen Grundprinzipien verarbeitet. Informationen stecken auch in den Naturgesetzen, nach denen alles in unserer Welt funktioniert. Das sind die Gesetzmäßigkeiten der Mathematik, Physik, Chemie und Biologie. Mit ihnen ist alles, was in der Natur geschieht, perfekt vorprogrammiert. Sie sind eine spezielle Art der Information, die ein im gesamten Universum allgegenwärtiger Geist, der in jeder Materie- und Energieform steckt, seit ewigen Zeiten alles was geschieht, automatisch ablaufen lässt.

3. Was kann ein Mensch und was kann ein Computer?

Ein Computer ist ein technisches Gerät. Wenn er mit Strom versorgt wird, dann erwacht in ihm sein vorprogrammierter Geist zum Leben und bearbeitet die von uns eingegebenen Informationen mit seiner eigenen elektronischen Sprache mit elektrotechnischen Mechanismen, wie es ihm technisch einprogrammiert wurde.
Wir Menschen sind Lebewesen. Solange unser Geist ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird, verarbeitet er ohne unser Zutun alle Informationen, die er über eine ionische Signalsprache von den Sinnesorganen erhält, mit biochemischen Mechanismen, wie es ihm genetisch einprogrammiert wurde.

Welche gemeinsamen Eigenschaften haben Menschen und Computer?

Sowohl unser menschlicher Geist als auch der in Computern arbeitende technische Geist verarbeitet Informationen, wie es bereits in den anderen Teilen 1 bis 3 der Naturwissenschaft des Geistes in Tabula Rasa 2013 beschrieben wurde.
Menschen können Informationen (Töne, Zahlen, Wörter und Bilder) empfangen, verarbeiten und speichern. Auch Computer können Informationen speichern, d.h. Töne, Daten, Bilder und Informationen elektronisch in Ordnern ablegen und auf Verlangen wiedergeben.
Menschen und Computer haben ein „Memory“.
Unser Geist arbeitet intern ähnlich wie ein Computer mit einer elektrischen Signalsprache. Signalträger sind in beiden Fällen elektromagnetische Wellen, die bei uns über Nervenbahnen und im Computer über Leiterbahnen sowie bei uns durch Ionen und im Computer durch Elektronen bzw. Löchern ausgelöst werden.
Gehirne arbeiten in ihren Neuronen mit Ladungen ähnlich wie Computer, die im dualen System arbeiten (geladen/ungeladene Neuronen/Transistoren). Das Ladungsmuster/Reaktionsmuster enthält die Information.
In Gehirnen begrenzt die Anzahl der Neuronen und ihre Vernetzung die Informationskapazität. In Computern sind es die elektronischen Datenspeicher (Transistoren, Festplatte…)
Gehirne und Computer beginnen mit Null Informationen. Ständig neue Informationen können sowohl im Computer als auch im Gehirn abgespeichert werden. Sie können sowohl zu alten hinzugefügt als auch gelöscht werden.
Was unser Geist in unserem Gehirn kann, hängt von seinen Informationen und Programmen ab, die ihm zur Verfügung stehen. Dasselbe gilt für den technischen Geist des Computers.
Weil unser Gehirn die wesentlichen Funktionen eines Computers nahezu perfekt erfüllt, arbeitet es wie ein nahezu vollkommener, natürlicher Biocomputer.

Was ist und was funktioniert im Menschen anders als im Computer?


Der Mensch ist ein Lebewesen, das durch seinen Geist gesteuert wird. Sein Geist bestimmt zielorientiert, was in ihm sein unterbewusster Geist automatisch für ihn erledigt. Sein Geist bestimmt ebenso zielgerichtet, was der technische Geist im Computer für ihn erarbeiten muss.

Der technische Geist des Computers ist damit das direkte Analogon zum unterbewussten Geist des Menschen.

Wir empfangen unsere Informationen über unsere Sinnesorgane, ein Computer erhält sie über Datenleitungen aus Eingabemedien.
Unser Geist verarbeitet seine Informationen nach vererbten biophysikalischen Programmen, so wie sie ein Computer mit installierten technischen Programmen verarbeitet.
Wir haben einen bewussten Geist, der seine Arbeit von seinem unterbewusst vollautomatisch arbeitenden Geist erledigen lässt. Unser Geist kann sich selbst Aufgaben stellen. Ein Computer hat nur einen vollautomatisch arbeitenden Geist, der sich selbst keine Aufgaben stellen kann.
Unser Geist programmiert sich selbst. Der Geist eines Computers kann sich nicht selbst programmieren. Er wird von Menschen programmiert.
Unser Geist entwickelt einen eigenen Verstand, mit dem er eigenständig denken kann. Ein technischer Geist kann noch keinen eigenen Verstand entwickeln.
Unser Geist ist lernfähig. Er ist intelligent. Der technische Geist eines Computers spult nur wie ein Automat ein Programm ab.
Unser Geist steuert unseren Körper. Ein Computer kann nur nach festgelegten Programmen Maschinen steuern.
Der Mensch hat einen Willen, der nicht vorprogrammiert ist. Ein Computer hat einen vorprogrammierten Willen. Was er macht, ist fremdbestimmt.
Der Mensch ist vergesslich und arbeitet nicht perfekt (das ist typisch menschlich). Ein Computer vergisst absolut nichts und arbeitet fehlerfrei.
Unser Gehirn ist ein biologisches System, das über das Blut mit Energie versorgt wird. Der Computer hingegen ist ein technisches System, das mit elektrischer Energie versorgt wird.
Unser Geist speichert die Bild- und Toninformationen, die er von den Augen und den Ohren über die Nervenstränge erhält, in den Gehirnzellen ab und vernetzt sie. Wie bei einem holographischen Bild sind dann die einzelnen Informationen über viele Zellen verteilt. Wenn eine Zelle abstirbt, geht die Information deshalb nicht automatisch verloren, da sie auch noch von anderen Zellen abgerufen werden kann. Es dauert dann vielleicht etwas länger. Die einzelnen Informationen eines Computers hingegen werden eindeutig einzelnen Speicherplätzen auf einem Silizium-Chip zugeordnet. Nur wenn ein Speicherplatz zerstört wird, was im Normalfall nicht geschieht, dann ist diese Information unwiderruflich verloren.
Nur der Mensch ist in der Lage, mit seiner Muttersprache einen denkenden Geist zu entwickeln, mit dem er sich intern unterhalten kann und mit dem er sich ein Bewusstsein von sich und seiner Umwelt verschaffen kann. Dazu fehlen dem Computer die entsprechenden Organe.
Computer können Anlagen und Automaten steuern und mit ihnen menschliche Arbeitskraft ersetzen.
Computer können miteinander vernetzt werden, Gehirne können es nicht. Die zentralen Teile eines Computers können ausgetauscht werden. Gehirne oder Gehirnteile können nicht ausgetauscht werden.
Computer sind unsere technischen Sklaven. Sie erschließen uns virtuelle Welten. Sie sind in Computerspielen unsere Spielgefährten und folgsame Gehilfen bei technischen Arbeiten. Mit ihnen können wir uns über das Internet zahllose Kommunikationspartner und das Wissen der Welt erschließen usw.
Obwohl der menschliche Geist und der technische Geist im Prinzip dieselbe Arbeit leisten, arbeiten sie grundverschieden. Alles ist komplett verschieden: die Strukturen, das Material, die Hardware, die Software, die Mechanismen, die Informationsträger, Sender, Empfänger usw.
Unser persönlicher Geist, der uns sagt: »Das bin ich, das spüre ich und das denke ich«, unterscheidet sich vom Geist des einfachen Computers dadurch, dass er in der Lage ist, sich im Zusammenwirken mit den Sinnesorganen, selbst die Informationen zu holen, die er will, und sich damit selbst zu programmieren. Ein Computer, der keine Sensoren hat, erhält seine Befehle und Programme vom Bedienungspersonal. Er hat kein Programm, das ihn Fehler erkennen lässt und das ihn darüber informiert, was für ihn persönlich wichtig ist und ihn darüber entscheiden lässt, was er als nächstes tun soll.Also macht er nur das, auf was er programmiert ist, ähnlich wie es primitive Tiere machen, die nur ihr genetisches Programm abspulen. Unser Gehirn kann also eindeutig mehr als der Computer. Der in uns arbeitende Geist ist in der Lage, über sich selbst nachzudenken und kann Empfindungen erleben.
Da wir die Computer und wie sie arbeiten, erfunden haben, verstehen wir auch die Gesetzmäßigkeiten, nach denen ihr technischer Geist mit eingegebenen Informationen umgeht. Mit ihnen stehen die Grundprinzipien der Informationsverarbeitung fest, die auch für die Arbeit des menschlichen Geistes gelten. Allerdings sind die Mechanismen in den Gehirnen, die sich evolutionär entwickelt haben, wesentlich komplizierter als in technischen Systemen. Dies liegt an den wesentlich komplexeren biologischen Strukturen, in denen die Informationen nicht einzelnen Speicherplätzen seriell zugeordnet werden, sondern in hochgradig vernetzten Strukturen parallel verarbeitet werden, die sich zusätzlich mit den Informationen verändern.
Dennoch sind viele wesentliche Parallelen in der Arbeit des menschlichen Geistes und des technischen Geistes zu erkennen. Bei beiden müssen, ehe sie mit ihrer Arbeit beginnen, zuerst die biologischen bzw. technischen Voraussetzungen (Hardware und Software) vorhanden sein. Beide starten bei Inbetriebnahme mit Null Informationen. Diese erhalten sie erst nach und nach von außen über die Sinnesorgane oder Eingabegeräte. Erst mit der Verarbeitung von Informationen beginnt der menschliche und technische Geist mit seiner Aktivität. Je länger sie arbeiten und umso mehr Informationen und Programme sie erhalten, desto leistungsfähiger werden sie.

4. Zusammenwirkung von Körper und Geist bei Menschen und Computern

Noch existiert in Computern kein eigenständig denkender Geist, der Intelligenz entwickeln kann. Dennoch ist sein Geist, der nach vorgegebenen technischen Programmen automatisch Informationen verarbeitet, direkt mit unserem nach genetischen Programmen ebenso automatisch arbeitenden unterbewussten Geist vergleichbar, der in den Gehirnen aller Lebewesen aktiv ist. Was für die Grundprinzipien der Informationsverarbeitung dieses technischen Geistes gilt, das gilt auch für die Arbeit aller anderen z.B. genetisch vorprogrammierten Geistformen. Sie und das Zusammenwirken von Körper und Geist sind an seinem Beispiel am besten zu verstehen.
Das wichtigste Merkmal der geistigen Arbeit ist, dass sie immer automatisch mit einem Körper/Gerät verkoppelt ist, da Arbeit immer mit Kräften und materiellen Körpern bzw. Teilchen verbunden ist. Im Computer sind es Kräfte, die auf negativ geladene Elektronen oder positiv geladene Löcher wirken, und im Gehirn sind es Kräfte, die auf positiv oder negativ geladene Ionen wirken. In beiden Fällen werden die Informationen als Ladungsmuster intern in Arbeitsspeichern abgespeichert.
Gespeicherte Informationen benötigen grundsätzlich einen materiellen Träger, auf dem sie als spezielles Muster von Formen, Farben oder Symbolen enthalten sind. So kennen wir auch Bild- und Textinformationen in Büchern. Informationsträger kann jeder Körper sein, Papier, Stein, Glas, Metall, Plastik usw. ebenso wie Makromoleküle (beispielsweise die Desoxyribonukleinsäure) in lebenden Zellen. Um gespeicherte Informationen zu nutzen, müssen sie auch vom Träger der Information zum Nutzer der Information übertragen werden. Dies geschieht durch Kommunikation.
Bei der Kommunikation sind ein Sender, ein Empfänger und ein Signal erforderlich, das eine gewisse Distanz in einem Medium oder auch im Vakuum überbrücken muss. Im Gegensatz zu zeitlich unveränderlichen gespeicherten Informationen werden Information bei der Kommunikation grundsätzlich durch Wellen übertragen, die neben der Ortsabhängigkeit auch eine Zeitabhängigkeit haben und die zusätzlich Energie übertragen. Beispielsweise wird die Photonenenergie, die im Sender bei der Erzeugung elektromagnetischer Wellen benötigt wird, an den Empfänger abgegeben.
Um einem Buch Information zu entnehmen, brauchen wir Licht, das von den Seiten des Buches reflektiert wird. Das Licht transportiert unaufgefordert und ungewollt die Information der aufgeschlagenen Seite in unser Auge, indem es die Seite mit ihren Informationen auf die Netzhaut im Augeninnern abbildet. Dort setzen die Farben und Muster der Bildpunkte mit der Photonenenergie elektrische Ladungen frei. Diese produzieren elektrische Signale, die über den Sehnerv in das Gehirn gelangen, in dem die eigentliche Informationsverarbeitung beginnt. Dazu zählt das Erkennen der Information, die in den elektrischen Signalen steckt und dies geschieht durch Vergleich mit bekannten Bildmustern, die sowohl im Buch als auch im Gehirn als örtliche Muster abgespeichert sind.
Die Übertragung der Information ist damit ein Prozess, der über zeitabhängige Signale (Wellen) läuft. Vom Buch zum Auge sind es optische (elektromagnetische) Wellen, die sogar über Vakuum hinweg laufen können, und auf den Nervenbahnen sind es elektrische Signale (ebenfalls elektromagnetische Wellen), die entlang ganz bestimmten Bahnen laufen. Erst bei der Verarbeitung des Signals wird seine Bedeutung (Botschaft) erkannt, wenn in den Neuronen des Gehirns bereits bekannte Muster vorliegen. So wie ein Mensch nur erkannt werden kann, wenn man ihn zuvor gesehen hat, so kann auch ein Wort oder ein Satz nur verstanden werden, wenn man seine Bedeutung zuvor kennen gelernt hatte.
In einer digitalen Fernsehkamera läuft die Kommunikation absolut parallel zu den Prozessen im Auge ab. Wie das Auge wandelt die Fernsehkamera die einzelnen Bildpunkte in elektrische Signale um, die ein Sender ausstrahlt und die dann der Fernsehapparat wieder in Bilder umwandelt, die wir Menschen sehen und verstehen können. Wie bei uns sind dabei mehrere automatisch arbeitende Formen des Geistes zuständig. Wie im Auge muss in der digitalen Kamera das empfangene Signal verarbeitet werden. Diese Arbeit leistet zuerst ein elektrochemischer Geist, der das optische Signal unaufgefordert und vollautomatisch in ein elektrisches Signal umwandelt ohne dabei die darin enthaltene Information zu verändern. Wie in unserem Gehirn wird im Fernsehapparat das Signal empfangen und weiterverarbeitet. Ähnlich wie es unser unterbewusste Geist macht, so arbeitet auch der technische Geist im Computer und im Fernsehapparat.

5. Wie wird aus einer gespeicherten Information ein Signal?

Um einem Buch Informationen zu entnehmen, müssen die im Buch über Symbole örtlich abgespeicherten Buchstaben, die die Wörter und Sätze bilden, in Signale (Wellen) umgewandelt werden, die eine Zeitabhängigkeit enthalten. Dasselbe gilt auch für die auf einer Festplatte, einem Magnetband, einer CD oder einer DVD gespeicherte Information, wenn man sie nutzen möchte. Damit die gespeicherten Informationen aus dem Buch in das Gehirn und von der DVD in den Computer gelangen können, gelten dieselben Grundprinzipien.
Beim Lesen wird die Information in eine Richtung übertragen. Damit dies möglich wird, muss das Buch bzw. die DVD zu einem Sender gemacht werden, und für die Übertragung wird auf dem Weg zum Empfänger ein Informationsträger benötigt. Damit der Empfänger die Information verarbeiten kann, muss er die Sprache, in der sie geschrieben und kommuniziert wird, verstehen.
Wenn wir lesen, dann empfangen wir die Information, die in dem Buch steht. Dazu muss Licht auf die Zeilen des Textes fallen, damit es von den Buchstaben des Textes reflektiert und in unsere Augen fallen kann. Diese Lichtstrahlen sind die Informationsträger, die die Information als zeitabhängige optische Signale in unser Auge bringen, wo sie in zeitabhängige elektrische Signale verwandelt werden, so wie es beispielsweise in einer Überwachungskamera geschieht, die ebenfalls optische Bildsignale empfängt, die unaufgefordert ihr Objektiv erreichen, wo sie in elektrische Signale verwandelt werden. Bei der Umwandlung werden dann die Photorezeptoren, sowohl im Auge als auch in der Überwachungskamera, zu Sendern elektrischer Signale, die dann der menschliche Geist im Gehirn in seinen Neuronen bzw. der technische Geist im Computer auf seiner Festplatte, auf Band oder Disc abspeichert. Der Sender verwandelt grundsätzlich eine Information, die als ortsabhängiges Muster gespeichert ist, in ein zeitabhängiges Muster, das der Empfänger beim Abspeichern wieder grundsätzlich in ein ortsabhängiges Muster verwandelt.
Wenn wir lesen, dann scannen wir die Schriftzeichen Zeile für Zeile. Ähnliches geschieht beim Lesen der Daten auf der DVD, die auf den Spiralen der Disc enthalten sind. Ein Laser scannt die Informationen, die in ihnen als reflektierende bzw. nicht reflektierende Bildpunkte eingebrannt sind, wobei durch die Rotation der Scheibe aus der ortsabhängigen Information eine zeitabhängige Signalfolge wie beim Morsen entsteht. Sowohl beim Lesen eines Buches als auch beim Auslesen einer DVD wird das Licht als Informationsträger benutzt, das die Information vom Sender zum Empfänger bringt. Das Buch bzw. die DVD wird durch das reflektierte Licht zum Sender gemacht und das Auge bzw. eine Photozelle sind die Empfänger der Signale im Menschen bzw. im Lesegerät des Computers.
Die Lichtsignale werden im Empfänger der Information in elektrische Signale umgewandelt und intern weiterverarbeitet. Das Wort „Lust“ wird dann erkannt und wir hören eine innere Stimme „Lust“ sagen und wissen, was damit im weiteren textlichen Zusammenhang gemeint ist. Offensichtlich war dieses Wort samt seiner Bedeutung, und wie es ausgesprochen klingt, in unserem Gehirn abgespeichert, sonst hätten wir unsere innere Stimme nicht hören können und auch nicht verstehen können, was sie mit diesem Wort meint. Die Bedeutung des Wortes muss aufgrund einer akustischen Kommunikation von früher her bekannt und entsprechend abgespeichert sein. Die interne Signalverarbeitung, unser Geist, kann dann das Klangmuster erkennen und für uns ohne unser Zutun automatisch so reproduzieren, wie wir es brauchen, nämlich als gesprochenen Text.

6. Wer erzeugt Informationen?

Alles in unserer Umgebung, die ganze belebte und unbelebte Natur, sendet unaufgefordert Informationen aus. Schallwellen, Lichtwellen und Gerüche sind die Träger der verschiedenartigsten Informationen, die unsere Sinnesorgane empfangen und die unser Geist in unserem Gehirn je nach Bedarf verarbeitet. Wir sehen, wie unsere Umgebung aussieht, wir hören, wie sie sich anhört, wir fühlen, wie sich Gegenstände oder Lebewesen anfühlen, wie sie riechen, wie unsere Nahrung schmeckt und was in unserer Umgebung geschieht. Wir erhalten diese Informationen frei Haus und unaufgefordert geliefert. Wir müssen sie nur wahrnehmen. Jedes beliebige Objekt ist automatische ein Sender von Informationen, ohne selbst aktiv zu werden.
Riesige Datenmengen strömen ständig auf uns ein. Vieles davon ist unwichtig. Nur was neu ist und was sich verändert, ist wichtig. Um dies zu erkennen, muss geistig ununterbrochen ein Vergleich mit dem erfolgen, was zuvor war. Wir brauchen also einen sehr guten Kurzzeitspeicher, der diesen Vergleich ermöglicht und der das Unveränderte, weniger Wichtige, ausblendet, um nicht zu viele Speicherplätze zu blockieren. Wir brauchen aber auch einen guten Langzeitspeicher, der die wichtigen Informationen gut abspeichert. Wenn sich sehr viel sehr schnell optisch verändert, sind wir geistig besonders gefordert, weil wir eventuell auch schnell reagieren müssen. Ähnlich ist es, wenn schnell gesprochen wird, d.h., wenn viele akustische Informationen auf uns eindringen.
Alles, was in diesem Zusammenhang unser Hirn kann, kann auch von technischen Systemen geleistet werden, wenn sie darauf programmiert sind, was z.B. bei der Überschreibung von Texten und der Computeranimation benutzt wird.

7. Gehirn und Computer ohne Energieversorgung

Organische Stoffe verderben im Lauf der Zeit. Dies gilt aber nicht für lebende Organismen, die ihre Zellen mit Energie versorgen. Dennoch ist die Lebenszeit aller Lebewesen begrenzt. Wenn das Gehirn im Lauf der Jahrzehnte nicht ausreichend mit Energie versorgt wird, dann sterben die Gehirnzellen nach und nach ab und mit ihnen geht die gespeicherte Information unwiederbringlich verloren. Dies führt zur Altersdemenz.
Mit dem Tod des Menschen endet die Energieversorgung seiner Zellen, was automatisch zur Zerstörung seines Körpers durch die bekannten Verwesungsprozesse organischer Systeme führt. Damit dem Körper sterben auch alle Formen des Geistes, die nur in lebenden Zellen aktiv sind. Neben dem bewussten und unterbewussten Geist, der die in den Neuronen gespeicherten Lebenserinnerungen nutzt, stirbt damit auch der Geist, der die genetisch abgespeicherten Erbinformationen in den Zellen nutzt.
Dies ist in anorganischen technischen Systemen völlig anders. Ein Computer kann abgeschaltet werden, ohne dass der Computer dadurch zerstört wird. Mit dem Abschalten der Energieversorgung wird zwar (wie beim Tod des Menschen) auch sein technischer Geist (seine Elektronik) abgeschaltet, aber alle seine abgespeicherten Informationen bleiben erhalten, so wie die Informationen auf CDs und DVDs und in Büchern auch ohne Energieversorgung erhalten bleiben. Im Gegensatz zu den nach dem Tod zerfallenden Zellen der Menschen bleiben im Computer alle atomaren, molekularen und kristallinen Komponenten des Computers (seine Hardware) auch im abgeschalteten Zustand erhalten und mit ihnen auch alle (auf der Festplatte, den Transistoren und den Memories) abgespeicherten Informationen und Programme (Software).
Alle Formen des Geistes benötigen grundsätzlich für ihre Arbeit intakte Strukturen, Informationen und Energie. Ein Computer kann für lange Zeit abgeschaltet bleiben, weil seine Strukturen und seine in ihnen abgespeicherten Memories auch ohne Energieversorgung unversehrt erhalten bleiben. Im Gegensatz zu einem im Verwesen begriffenen Menschen, kann sein technischer Geist nach Anschalten der Energieversorgung wieder unbeschadet zum Leben erweckt werden.

Fazit

Die Arbeit unseres Geistes, der nach physikalisch-chemischen Mechanismen Informationen biologisch verarbeitet, ist vergleichbar mit der Arbeit des technischen Geistes in Computern, der nach physikalisch-technischen Mechanismen Informationen elektronisch verarbeitet. Jeder menschliche Geist arbeitet in allen Menschen nach denselben Grundprinzipien, so wie auch jeder technischen Geist in allen technischen Systemen. Jeder menschliche Geist arbeitet absolut unabhängig von den anderen und hat seine eigene Identität, die mit seinem Körper verbunden ist. Dies gilt analog auch für den technischen Geist in technischen Systemen.
Der Geist des Menschen kann nicht abgeschaltet werden und er kann sich auch nicht vom Gehirn ablösen, da sein Mechanismus nur in einem lebenden System funktioniert. Mit dem Tod der neuronalen Zellen stirbt jede Aktivität in den Zellen und verschwindet jede in ihr zuvor noch gespeicherte Information. Damit geht die geistige Identität des Menschen unwiederbringlich verloren. Ein Computer hingegen kann abgeschaltet werden und sein technischer Geist kann danach wieder reaktiviert werden.
Der Geist eines Menschen kann nicht mit dem Geist eines anderen Menschen ausgetauscht werden, dazu müsste man die beiden Gehirne in einer Simultantransplantation lebend austauschen. Datentransfer ohne Austausch der Gehirne, ist nur in Science Fiction Filmen möglich. Beides ist jedoch bei Computern möglich.
Technische Computer der gleichen Serie und menschliche Gehirne fangen erst dann an, sich zu unterscheiden, wenn sie mit unterschiedlichen Programmen (Software) und mit unterschiedlichen Informationen versorgt werden. Mit ihnen können die Unterschiede allerdings sehr dramatisch werden. Die Fähigkeit der eigenen Programmierung unterscheidet unsere Gehirne von den technischen Computern. Wir sind eigenständig lernfähig, ein Computer ist es nicht. Körperliches und geistiges Training führt zur Ertüchtigung und Stärkung der menschlichen Leistungsfähigkeit. Diesen Lerneffekt des geistigen Trainings gibt es bei technischen Computern nicht. Körperbeherrschung, Denkfähigkeit und Willenskraft sind natürliche Ergebnisse des geistigen Trainings.

Über Hans Sixl 49 Artikel
Dr. Hans Laurenz Sixl, Jahrgang 1941, arbeitete als Professor für Physik an den Universitäten Stuttgart und Frankfurt und als Visiting Professor in Durham (UK) und Tokyo (J). Von 1986 bis 2001 war er Forschungsdirektor in der Chemischen Industrie und Vorstandsmitglied der deutschen Physikalischen Gesellschaft. Seine Arbeitsgebiete waren Spektroskopie und Materialforschung. Er hat die Molekularen Elektronik in Deutschland begründet und lehrte an der Universität Frankfurt.

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