Die Wahrheit und ein paar weitere Zumutungen …

Fotorechte: Norbert J. Breuer

Nachstehender Beitrag, liebe Leserinnen und Leser, ist nur für Unerschrockene unter Ihnen.

Denn er könnte Ihnen das Wohlige, das Sie auf den zurückliegenden Seiten – hoffentlich – genossen haben, ein wenig verhageln. Sagen Sie später also bitte nicht, ich habe Sie nicht vorgewarnt. Noch können Sie weiterblättern.

Wir segeln unter der Flagge „WohligErlesen“. Wenn ich Ihnen nun unterhalb manch‘ Vorkommnis schildere, das sich für Sie eher „unwohlig erlesen“ anfühlt, ersuche ich darum, lieber die dafür Verantwortlichen zu schelten; zum Beispiel an der Wahlurne, statt meiner, den Berichterstatter.

Jüngst mochte ich mich in Sachen meiner Web-Domain – aufgrund des immer dreister absahnenden Preisgebarens meines dänischen Webhosters – neu orientieren. Und rief dazu ein bundesdeutsches Portal an, geschmückt mit einem südamerikanischen Namen, welcher wohl sonniges Kastagnetten-Ambiente vermitteln soll. Doch davon und von hispanischer Cortesia keine Spur. Dessen Mitarbeiter duzte mich nämlich sofort und unerbittlich. Auf meine höfliche Bitte hin, mich doch bitteschön zu siezen, beschied er mich, daß man die Kunden ausnahmslos duze. Also: ob diese nun wollen oder aber nicht – demnach gefälligst auch mich (er sagte: dich). Womit er denn auch hartleibig fortfuhr.

In einem Telefonat mit seinem deutschen Chef erinnerte ich diesen dezent daran, daß wir hier, soweit ich weiß, weder in Texas noch in Schweden leben, sondern ja immer noch in Deutschland. Er indes blieb ungerührt bei seinem Betragen. Würden Sie da buchen? Für mich gilt: Bajo ninguna circunstancia (= Keinesfalls).

Verläßlich alle zwanzig Jahre kommt mir meine Kreditkarte abhanden. Das letzte Mal dauerte die fernmündliche Verlustmeldung drei Minuten. In diesen Wochen entnervende achtundvierzig (!), die Kartendiebe erfreuen dürften und, das räume ich gerne ein, einen Zornesausbruch meinerseits zeitigten. Die „Kartenmaster“ entschuldigten sich dann auch nicht etwa mit dem mittlerweile gängigen falschen weichen sooorry und schon gar nicht mit „Es tut mir leid“. Sondern überhaupt nicht.

Ja, mir aber tut es leid: Um die danieder sinkenden Sitten, Manieren und Usancen. Was ist geschehen, im einst so akkuraten Lande, heute gelenkt von schlipslosen, unrasierten Politikern?

Das Schablonieren und Zwangsautomatisieren, schlimm gerade für so manch Älteren, die automatischen endlosen Telefonansagen („dann drücken Sie die 7“), die uns in den Wahnsinn treiben, ist das alles nun eine Optimierung oder der Griff ins Klo? Man bürdet uns als Kunden doch täglich, geradezu klammheimlich, immer mehr an Leistungen auf, wofür am Ende Jene, die sie eigentlich erbringen müßten, uns abkassieren. Frecher geht es kaum mehr. Aber: Wir machen alle mit. Tagtäglich. Unsere eigene Schuld also – nicht wahr?

Ich verzweifele am Ticket-Automaten der Deutsche Bahn. In Frankreich kann ich mein Billett noch bei einem Echtfrollein erstehen und ihr Lächeln wärmt mich. Ich frage mich, wann ich mir wohl im Salon die Haare selber schneide, mich dann föne und der Coiffeuse dafür Lohn nebst Trinkgeld hinlege.

Es ist doch wundervoll bedient zu werden, toller, massiert zu werden, als es selber tun zu müssen. Und für schöne Dinge muß man meistens zahlen. Ja, warum denn auch nicht?

In diesen Wochen mußte ich mir neue Paßphotos anfertigen lassen. Im allbekannten Drogeriemarkt „dm“ wurde ich von zwei netten Mitarbeiterinnen in alle möglichen biometrischen Stellungen bugsiert. Nach einer langen Sitzung gaben beide entnervt auf. Weil: Sie kamen mit ihrer eigenen Apparatur nicht zurecht, wozu ich ihnen unter den Augen etlicher daumendrückender Zuschauer den nötigen Trost spendete. Im SB-Warenhaus nebenan waren die Photos von einer burschikosen Madame dann ruckzuck gezimmert. Der Ausweis ist übrigens trotz des a) arg sportlichen Preises, den die Kommunalverwaltung dafür von einem ohnehin gebeutelten deutschen Steuerzahler schamlos verlangt, auch b) nur mehr zehn Jahre gültig und kann c) obendrein nicht mal mehr verlängert werden ….

Ist das der Fortschritt, den sich die Deutschen wünschen? Aber wir werden ja nun von Brüssel regiert, wohin ich zumindest die deutsche Souveränität nie abgegeben habe – Sie vielleicht, erinnern Sie sich an eine solche Abstimmung? Falls nein, wo ist sie denn da geblieben, unsere Demokratie?

Ich fragte mich hernach übrigens, ob mein Bismarckscher Schnurrbart in zehn Jahren aus vorgeblich biometrischen, realiter aber feministischen Gründen, nicht mehr zulässig sein könnte. In einem irregemachten Lande wie dem unseren muß man schließlich mit allem an Verboten rechnen. Freiheitsausweitung hingegen winkt allenfalls noch für Rauschgift.

Maulkörbe gibt es ja nun schon zuhauf. Und viel zu rar sind couragierte Aufrufe, sich nicht daran zu halten. Die Politik hat uns schließlich zu repräsentieren, nicht zu kujonieren. Und, dem weißblauen Himmel sei Dank, sprang mir Ministerpräsident Markus Söder zur Seite. Von dem wir hoffen wollen, daß er seine folgenden Worte bei einstiger Kanzlerwürde nicht an der Bundestagsgarderobe abgibt:

„Die einzige wahre Gemeinsamkeit der Ampelkoalition ist doch ihr Wunsch nach einer Umerziehung der deutschen Bevölkerung.“ Und: „Die gesellschaftliche Zeitenwende der Ampel richtet sich gegen die Mehrheit der Normalbürger. Es geht immer um Zwang statt um Freiheit. Es ist falsch, Gendern zwanghaft zu verordnen. Es ist falsch, staatliche Vorgaben zur Ernährung zu machen. Es ist falsch, Drogen wie Cannabis freizugeben – die Linke fordert das sogar für harte Drogen wie Crystal Meth.“

Jüngst las ich obendrein dies und mein Glauben an Deutschland kam noch ein weiteres Stücklein zurück:

„Gutachten: Pflicht zum Gendern für alle Bürger verfassungswidrig. Laut Hans-Jürgen Papier, dem früheren Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, wäre eine staatliche Normierung zur verbindlichen Verwendung von Gendersprache durch alle Bürger im privaten und gesellschaftlichen Bereich ein unverhältnismäßiger Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht. Sie wäre damit verfassungsrechtlich unzulässig.“

Kürzlich fielen mir wieder ein paar deutsche Wahnwitzeleien ein, mit welchen ich Sie unbedingt noch aufwühlen möchte. Ja, in Deutschland ist da auch wirklich noch eine „Grabsteinrüttelverordnung“ welche womöglich noch das Berufsbild des zertifizierten Grabsteinrüttlers gebärt. Vorausgesetzt, so unke ich, selbiger verfügt über eine abgeschlossene Ausbildung als Laubbläser und war zuvor mindestens drei Jahre lang „Bürgergeld“-Empfänger. Wie beklagt wird, sollen Grabsteine durch die Standfestigkeitsprüfung zuweilen erst recht locker werden.

Was ich – der mal einen Hauch Biologie studierte – so vom Veganertum halte, schreibe ich an dieser Stelle lieber mal nicht nieder, um erbosten Abbestellungen von Abonnements und Beleidigungsklagen vorzubeugen. Anmerken darf ich indes, daß ich dieser Tage zufällig auf jenes Produkt stieß, das Sie oberhalb über dem Beitragstitel finden. Bitte lesen Sie sorgsam nach dem & weiter. Seitdem sinniere ich, zu welchem Behufe selbst solche Erzeugnisse vegan sein müssen. Möchte mir das bitte einmal jemand erklären? (Bitte keine Herrenwitze einsenden.)

Auch mein Shampoo ist nun, wie ich gestern unter der Dusche bestürzt entdeckte, „vegan“. Oh je … Ich hatte bislang ja nicht daran gezweifelt, daß mein Shampoo frei von teurem Guano-Dung oder – Pardon – Katzen-Kot sei. Nun muß ich besser aufpassen. Denn wenn „vegan“ draufsteht, sind die anderen ohne „vegan“ ja wohl nicht verläßlich ohne die obigen Exkremente. Igitt.

(Wenn ich das einschubweise mal fragen darf: Glauben Sie im Ernst, daß sich unsere jetzt 90-jährigen Bürger je um solch einen Bockmist gekümmert haben?)

Dieser Tage war ich bei meinem vermeintlich neuen Orthopäden. Ich mochte ihm drei aktuelle Plagen vorstellen. Eine davon behandelte er sogleich. Von den beiden anderen wollte er heute aber partout nichts hören. Es werde immer nur eine einzige Sache behandelt. Punktum. Ich solle mit seiner Rezeption zwei Termine für die restlichen beiden ausmachen. Die drückte man mir in die Hand. Der eine davon lag 69 Tage, der andere 118 Tage später. Ich verbürge mich für diese Angaben.

Ich stellte meine Verärgerung dann sachlich in eines jener Ärztebewertungsportale ein, denen man allein deshalb schon nicht trauen sollte, weil sich bestimmte Schreibfehler in Lobeshymnen ständig wiederholen. Ergebnis: meine Eingabe wurde nicht veröffentlicht. Eine Rückfrage, warum, ergab beredtes Schweigen. Deshalb mein Wunsch an Sie: Bleiben Sie um Himmels willen gesund. Und vertrauen Sie keinem Ärztebewertungsportal, sondern lieber gleich dem Lieben Gott. Wie Ihnen Ihr Priester und die Zeugen Jehovas bestätigen können, werden Sie bei „jenem höheren Wesen, das wir verehren“ (frei nach Heinrich Böll) nie weggeschickt. Er ist für uns da, rund um die Uhr. Wahrlich gottlob!

Auch in diesem Jahr schaute ich für mein Leben gerne Radsport. Weil der Kommentator von Eurosport wie mein Navigationsgerät kein einziges französisches Wort richtig auszusprechen vermag (für Kenner zum Totlachen) und weil ja keiner mehr dopt. Auch die Slowenen natürlich nicht. Nein, nein. Erst ziehe ich mir den gesamten Giro d‘Italia, dann die Tour de France, sodann die Vuelta a Espana rein.

Ich weiß nicht, ob Sie es nicht auch als komplett daneben empfinden, daß die drei südlichen „Grand Tours“ widersinnigerweise in Ungarn, Dänemark und Holland starteten, dort jeweils einige Tage verblieben. Wäre das nicht schon närrisch genug – eine Tour de France gehört eben nicht nach Kopenhagen, sondern nach Alpe d’Huez – stelle man sich die wirklich unerhörte Umweltverschmutzung vor, die rein aus Profitgier der Radsport-Granden, bei diesen Exkursionen anfällt. Hunderte von Rennfahrern samt ihrer riesigen Trosse an Fahrzeugen und Menschen werden durch aller Herren Länder kutschiert. Tja, und wo bleibt denn da bloß diese grimmige „Besserwisser-Göre“, deren Name mir gerade entfallen ist – wieso sitzt sie nicht zwanzig Meter vor dem Ziel auf der Straße?

Jüngst hatte ich mehrfach den Eindruck, als ob unsere Politik und die linksgrünen Medien sogenannte „Reiche“ – in Deutschland beginnt das ja schon bei beginnender Wohlhabenheit, also zum Beispiel beim fleißigen Handwerksmeister – ächten, ja indirekt beschimpfen. Motto: Der Reiche ist schlecht, der Arme ist gut. Basta.

Zur holzschnittfreien Wahrheit gehört jedoch, daß ich zeitlebens äußerst angenehme „Reiche“ und arg unangenehme „Arme“ kennenlernte. Und umgekehrt – natürlich, das räume ich gerne ein, weil ich fürs faire Differenzieren bin.

Und daß ich es als verdammt schlecht empfinde, wenn man Menschen, die lebenslang hart arbeiteten, in Schule und Beruf, und es allein dadurch zu etwas gebracht haben, vom Ansehen her in die hintere Reihe stellt. Eben diese aber ansonsten abkassiert, daß es nahezu böswillig anmutet. So als seien sie nicht Bundesbürger gleicher Klasse und Güte, mit gleichen Rechten wie hinfort „Bürgergeld“-Empfänger. Die teils wie so mancher heutige Politiker (hier lege ich ganz ausnahmeweise mal auf das :innen wert) wenig gelernt, sondern dem Staat nur grinsend auf der Tasche liegen.

Ohne die Aktiven können sie alle einpacken. Und unser hartverdientes Geld nicht mehr milliardenfach ins Ausland wuchten.

Letzteres für Projekte, die keinem „deutschen Michel“ oder „Michelin“ einrieseln. Ja, ihn gar entsetzen oder zu wüsten Beschimpfungen vor der Glotze oder der morgendlichen Radiobelehrung animieren. Beispielsweise jene des von uns zwangsfinanzierten Deutschlandfunks, welcher im Volksmund längst in „Rotfunk“ umgetauft wurde. Weswegen ihm neuerdings – demokratisch löblich – der privat „gespendete“ „Kontrafunk“ entgegengestellt wurde …

Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Saarlouiser Literatur-Revue „WohligErlesen“ und des Autors Norbert Breuer-Pyroth.

Die traditionsbewahrende Revue ist vom Zuschnitt her eine wirkliche Besonderheit.

Der Herausgeber: „Unser Ziel ist es, Lesegenuß und Augenschmaus zugleich zu schaffen. Für zeitgeistkritische, noch selbstdenkende Menschen, die wohlig aufatmen möchten. Sie dürfen grandiose Geschichten und Bildnisse, romantisch, satirisch, atemberaubend und atemberuhigend, erwarten. Werbe- und Woke-frei.

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