Ramalinga Swami – Der unsterbliche Meister aus dem Süden

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Indien hat dem Westen zahlreiche Weisheitslehrer beschert – Yogananda, Krishnamurthi und Sri Aurobindo beeinflussten europäische Intellektuelle bereits Anfang des 20. Jahrhunderts. Bei  Maharishi Mahesh Yogi fanden die Beatles Inspiration, die Lehren von Osho und Sai Baba prägten ganze Generationen westlicher Wahrheitssucher. Im Schatten dieser berühmten Weisheitslehrer stehen weniger bekannte Meister, die gleichwohl in Indien aufgrund ihrer Lehren und ihres Lebenswandels bis heute hohe Verehrung genießen. Einer von ihnen ist Sri Ramalinga Swami, auch Vallalar genannt. Er kam am späten Nachmittag 05. Oktober 1823 als fünftes Kind der Eheleute Ramayya Pillai und Chinnamai zur Welt. Seine Eltern waren Shivaiten (Anhänger des Hindugottes Shiva), und erzogen ihre Kinder in dessen Tradition. Ein halbes Jahr nach der Geburt Ramalingas starb sein Vater, der als Buchhalter gearbeitet hatte. Auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen zog die Familie nach Madras (heute Chennai), wo Ramalinga in den nächsten Jahren aufwuchs. Sein ältester Bruder Sabapathy Pillai musste für den Unterhalt der Familie aufkommen. Er verdiente sein Geld mit religiösen Unterweisungen.

Im Alter von fünf Jahren begann auch für Ramalinga der Unterricht. Sabapathy Mudaliar, ein bekannter Gelehrter aus der heiligen Tempelstadt Kanchipuram, sollte ihn ausbilden. Zum Verdruß seiner Familie zeigte sich der Junge gänzlich uninteressiert an den Studien, und verfasste lieber Gedichte, die allerdings schon zu dieser Zeit sehr große Resonanz fanden. Nicht umsonst zählt Sri Ramalinga Swami bis heute zu den bedeutendsten Poeten Südindiens.

Erst später sollten Angehörige und Lehrer gewahr werden, dass Ramalinga keineswegs ein unbegabter Faulpelz war. Der Unterricht unterforderte ihn – er trug dieses Wissen bereits in sich. Seine Lehrer vermochten einfach nicht, ihm noch etwa Neues beizubringen. Doch bis zu dieser Erkenntnis war es ein harter Weg. Insbesondere Ramalingas ältester Bruder zeigte sich von den Leistungen des Jungen enttäuscht, und drohte sogar, ihn aus dem Hause zu werfen, falls er sich nicht anstrenge. Er änderte seine Meinung erst, als Ramalinga ihn bei einem religiösen Diskurs mit großem Bravour vertrat. Sabapathy Pillai war erkrankt und konnte seine Vorlesungen nicht halten. Auf Empfehlung seiner Frau schickte er den jüngeren Bruder, um die Studenten nicht zu enttäuschen. Mit seinem Vortrag zog der Junge die Zuhörer so in seinen Bann, dass sie sich entschieden, fortan ihn als Vortragenden anzunehmen. Schließlich erkannte auch Sbapathy Pillai das außergewöhnliche Talent seines Bruders. Zu dieser Zeit war Sri Ramalinga Swami neun Jahre alt. In den darauffolgenden Jahren erlangte durch Meditationen und hingebungsvolle Übungen weiteres, außergewöhnliches Wissen, so dass Ramalinga Swami ab seinem zwölften Lebensjahr von seiner Umgebung bereits als Weisheitslehrer akzeptiert wurde. 

Im Jahr 1849 traf er auf den Gelehrten Thozhvur Velayutha Mudeliar, einen damals siebzehnjährigen, ehrgeizigen, jungen Mann. Dieser legte ihm einhundert Gedichte vor, welche er selbst im Stil der historischen Sangam-Literatur verfasst hatte. Jedoch behauptete Mudeliar, dass es sich hierbei um alte Verse handele. Sri Ramalinga erkannte auf den ersten Blick, dass die Texte von einem Anfänger verfaßt worden waren, dem es sogar an grundlegenden Kenntnissen der Grammatik mangelte. Velayutha blieb nichts anderes übrig, als zuzugeben, dass er selbst der Autor dieser Werke sei. Er bat darum, Sri Ramalingas Schüler zu werden, was dieser auch akzeptierte.

Den Gepflogenheiten seiner Zeit gemäß wurde Sri Ramalinga Swami bereits im Alter von 19 Jahren verheiratet, obwohl ihm ein asketisches Leben wohl bei weitem lieber gewesen wäre. Aus Verantwortung gegenüber seiner Familie beugte er sich aber dem Wunsch der Verwandten nach einer Eheschließung. Er heiratete schließlich Dhanammal, die Tochter seiner eigenen Schwester. Aus ihrer Verbindung gingen jedoch keine Nachkommen hervor, so dass es ganz gut sein kann, dass diese Ehe niemals wirklich vollzogen wurde.

In diesen Jahren engagierte sich Sri Ramalinga Swami als Schriftsteller. Er verfasste die Prosawerke „Manumuraikanda Vachagam“ und „Juvakurunya Ozhukkam“. Außerdem entstanden drei Bücher mit Poemen und Liedern unter den Titeln „Ozhivilodukkam“, „Thondaimandala Sathakam“ und „Chinmaya Deepikai“. In der von ihm verlegten Zeitschrift „Forward“ erschienen auch die Werke befreundeter Gelehrter.

Im Jahr 1858 erschien es Ramalinga Swami an der Zeit, sich aus dem hektischen Großstadtleben zu verabschieden. Er suchte die Kraft eines spirituellen Ortes und wollte nicht mehr länger in einer Welt leben, die zunehmend laut und zu materialistisch wurde. Ramalinga Swami unternahm eine Pilgerreise zum berühmten Thillai Tempel von Chidambaram. Dort traf er Venkata Reddiar, einen Mann, der von seinen Studien tief beeindruckt war, und ihm in den kommenden Jahren sehr zur Seite stehen sollte. Reddiar bot Ramalinga ein Haus in Karunkuzhi an, einem kleinen Ort in der Nähe des Städtchens Vadalur. Dort verbrachte Sri Ramalinga Swami die Zeit von 1858 bis 1867. In diesen Jahren verfasste er zahlreiche Gedichte und vertiefte sein Studien. Es wird berichtet, dass eines Nachts, als der Gelehrte ein weiteres Gedicht schrieb, die Öllampe zu verlöschen drohte, welche den Raum erhellte. Vertieft in seine Arbeit, goß Ramalinga Swami Brennstoff nach. Doch es war kein Öl. Er hatte versehentlich Wasser in die Lampe geschüttet. Die Lampe leuchtete dennoch weiter.

In Karunkuzhi begann Ramalinga Swami, sich sozial zu engagieren. Das Los der einfachen, hart arbeitenden, armen Menschen lag ihm am Herzen. Er wollte ihre Leiden lindern, ebenso der Alten und Kranken. Über Ramalinga Swami wird berichtet, dass sein Antlitz von einem Schatten beständiger Sorge überschattet war, so sehr rührte ihn das Leid der Anderen. Daher nannten ihn die Menschen Thiru Arutprakasa Vallalar (den großherzigen Gelehrten). Doch er sann auf Wege, dieses Leid zu überwinden. Im Jahr 1865 entstand eine von ihm ins Leben gerufene Bewegung mit dem Namen Samarasa Suttha Sathiya Sanmarga Sangam, um seine Lehre von einem ewig glückseligen Leben zu verbreiten. Die von ihm verkündeten Prinzipien lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Es gibt nur ein allmächtiges, göttliches Prinzip.

Die wahre Natur dieses Allmächtigen ist das ewige, reine, göttliche, geistige Gnadenlicht – Arut Perun Jothi genannt.

Dieses göttliche Prinzip ist der Ursprung aller von den Menschen angebeteter Götter und Halbgötter.

Keine Religion dieser Welt ist in der Lage, die transzendente Wahrheit des Allmächtigen vollkommen zu offenbaren. Religionen erkennen nur einen Teil der ewigen Wahrheit.

Jeder Mensch ist in der Lage, das göttliche Prinzip auf seine ganz eigene, individuelle Weise zu erkennen und zu leben.

Bedingungslose Liebe und die Annahme des Lebens, so wie es sich uns darbietet, sind der Schlüssel zur Erlösung.

Menschen oder Tiere zu töten, ist widernatürlich.

Der Tod ist nicht das Ende.

Statt Fleisch und Fisch zu essen, ist es besser, vegetarische Nahrung zu bevorzugen. Sie ist gesund für unseren Körper, unsere Seele und unseren Geist.

Handele gegenüber jedem anderen Menschen stets so, wie Du Dir selbst gegenüber handeln würdest. Es gibt keinen Unterschied zwischen den Menschen, egal welche Hautfarbe sie haben, welcher Religion sie anhängen, aus welchem Land und aus welchen Verhältnissen sie kommen, ob sie arm oder reich sind. Behandele alle gleich ohne Unterschied, denn alle unsere Seelen sind gleich und miteinander verbunden. Alles Leben ist ein Leben, alle Welt ist eine Welt. Der Allmächtige trennt das Leben vom Leid. Von wem das Leid getrennt wird, der wird unsterblich sein.

Für Ramlinga Swami gab es kein schmerzvolleres Leiden als den Hunger. So war es ihm ein großes Bedürfnis, den Hungrigen zu helfen. Nach seiner Auffassung sollte jeder moralisch verpflichtet sein, Hungernde zu verköstigen, ganz so, als ob man den Allmächtigen selbst beköstige. Ebenso sollte es selbstverständlich sein, alle lebendigen Wesen vor Leid und Schmerz zu bewahren, niemandem gegenüber Unrechtes zu denken, zu sagen oder zu tun. Dieses Prinzip wird Jeevakarunya Ozhukkam genannt. Es versteht sich als mitfühlender Dienst gegenüber dem Leben. Wer dieses Prinzip lebt, vermag sich der ewigen Glückseligkeit zu öffnen.

Der Tod war für Ramalinga Swami etwas Widernatürliches. Er sah ihn als die einzige Strafe an, welche dem Menschen auferlegt werden kann. Dabei sei die Ursache des Todes aber nicht im körperlichen Verfall, sondern vielmehr in der Unreinheit der Gedanke, Worte und Taten eines Menschen sowie seiner Lebensweise und mangelnden Offenheit gegenüber der geistigen Welt zu suchen. Der bloß auf Äußerlichkeiten bedachte Körperkult unserer Zeit wäre Ramalinga Swami wohl ein echter Graus. Nach seiner Auffassung sollten tote Körper auch nicht verbrannt, sondern schlicht begraben werden. Irgendwelche Riten oder Zeremonien einer wie auch immer gearteten Religion sind dafür nicht notwendig.

Im Mai 1867 weihte Ramalinga Swami das Dharum Salai ein, ein Seminar, welches bis heute besteht, und sich neben der Weitergabe der Lehren Vallalars vor allem der Verköstigung Bedürftiger verpflichtet sieht. !872 dann wurde nach den Prinzipien des Vasthu die Sathia Gnana errichtet, die achteckige Halle der Weisheit. Sie gilt als Abbild unseres physischen Körpers und des Universums, denn nach der Auffassung Ramalinga Swami ist unser Körper ein winziges Abbild des gesamten Universums. Die Struktur der Sathyia Gnana soll es den Menschen ermöglichen, hier Anhaftungen des Maya wie Wut, Wollust, Habsucht, Neid, und Lüge loszulassen, um fähig zu werden, das Göttliche Licht im Inneren Selbst wahrnehmen zu können. Diese Erfahrung wird symbolisch in der Sathyia Gnana dargestellt. Nacheinander werden vor einem Licht sieben verschiedene, farbige Filter entfernt, so dass sich schließlich das Göttliche Licht Arut Perun Jothi als blendender Glanz offenbart. Dieser „Jothi Darshan“ findet bis heute aller 27 Tage statt. Jedes Jahr im Januar oder Februar wird zu einem Vollmondtag ein ganz besonderes Fest zu Ehren des Göttlichen Lichtes zelebriert. An jenem Tag ist es sehr leicht, in der Sathya Gnana selbst die segensreiche Wirkung des Arut Perun Jothi zu erfahren. Sri Ramalinga Swami verehrte in seinem Ashram dieses göttliche Licht der wahren Weisheit (Sathya Gnana Deepam) gemeinsam mit seinen Anhängern. Dieser Brauch hat sich bis in unsere Tage erhalten.

Am 22.10.1873 hißte Sri Ramalinga Swami in seinem Ashram die Sanmarga-Fahne. Diese Gelb-Weiße Flagge verhieß, dass er nun den ewigen, glückseligen, unsterblichen Körper sein Eigen nannte. Sanmargi nennt man eine solche Person, die in der Lage ist, ohne zeitliche Begrenzung zu existieren. Gottheiten, Religionsgründer und Heilige – sie alle sind gestorben. Nur sehr wenigen Menschen ist es bislang gelungen, das ewige Leben zu erreichen, ohne den physischen Körper vorher sterben zu lassen. Im Westen gilt der Graf von Saint Germain als einer dieser Meister, in Indien ist es Ramalinga Swami. Er verkündete seinen Anhängern:

Jeder kann das unsterbliche Leben durch die Gnade des Arut Perun Jothi erreichen.

Wenn unsere Seele von Mitleid erfüllt ist, und unser Ego verschwindet, dann sind wir bereit für die Gnade des Allmächtigen.

Wenn wir uns als Einheit mit allen anderen empfinden, eins sind mit allen Seelen und allem Leben, dann leben wir auch die allumfassende Liebe und Barmherzigkeit.

Um dieses Gefühl der Einheit mit allem Lebendigen zu entwickeln, ist es notwendig, die Illusionen und Unterscheidungen gegenüber allem anderen Leben loszulassen.

Die Zugehörigkeit zu Religionsgemeinschaften, Ritualen und Kasten, die Bevorzugung der eigenen Sprache und des eigenen Herkommens gegenüber anderen sind die Barrieren für ein Mitleid empfindendes Leben.

Das Töten anderen Lebens und der Verzehr von Fleisch sollte um jeden Preis vermieden werden.

Demnach führt das Fühlen von Einheit zu einem Mitleid empfindenden Leben. Dieses Leben wiederum führt zur Gnade des Allmächtigen und die Gnade des Allmächtigen verleiht ein glückseliges, ewiges Leben.

Ramalinga Swami durchlief in  seiner spirituellen Entwicklung mehrere Transformationen. Zunächst erreichte sein Körper den Zustand des Sutha Degam, der völligen Reinheit, welche mit Gold verglichen wird. Danach erfolgte die Verwandlung in den Gnana Degam, den Körper aus reinem Wissen und reiner Energie. Dieser Seinszustand kennt keine Grenzen oder Beschränkungen. Sri Ramalinga sagte darüber:

„Ich bin der älteste Sohn des Arut Perun Jothi. Mein Vater, Du gabst mir die ganze Kraft, um die fünf großen Berufungen (Erschaffung, Erhaltung, Zerstörung, Verklärung und Seligkeit) bestehen zu können, und die ganze Kraft, alles zu tun“

Zu jener Zeit versuchte ein englischer Fotograf, das Leben Ramalinga Swamis im Bild zu dokumentieren. Was er auch unternahm, ihm gelang keine einzige Fotografie des Meisters. Es schien so, als ob der Film gar nicht belichtet worden sei. Doch Sri Ramalinga erklärte, dass, wenn ein Körper in den Zustand des Gnana Degam transformiert sei, dieser Körper keine physischen Spuren mehr hinterlassen würde. Er hat dann keinen Schatten mehr, und ist auch nicht mehr durch materielle Hindernisse wie Mauern oder Zäune begrenzbar. Ein solcher Körper ist ewig und unzerstörbar. Obwohl Menschen ihn nach wie vor wahrnehmen können, ist er bereits nicht mehr von dieser Welt. Es ist überliefert, dass Sri Ramalinga all diese Qualitäten besaß. Seit Oktober 1873 nahm er keine Nahrung mehr zu sich, und trank auch keinerlei Flüssigkeit.

Am 30. Januar 1874 verabschiedete sich Sri Ramalinga Swami von seinen Schülern, und zog sich in sein Zimmer zurück. Er verkündete ihnen, dass für die kommende Nacht der Raum verschlossen bleibe, egal, was sie auch unternehmen würde. Am nächsten Tag zu Sonnenaufgang werde das Zimmer wieder offen sein, doch er nicht mehr da. Genau so, wie es Vallalar prophezeit hatte, sollte es geschehen. Seine Schüler fanden ihn nicht mehr vor, als sie am nächsten Morgen ins Zimmer drängten. Doch Sri Ramalinga hatte ihnen ein Zeichen versprochen, sofern die endgültige Transformation erfolgreich war. Seine Öllampe sollte sich ohne weiteres Zutun entzünden, und niemals mehr erlöschen. Die Lampe entflammte in dem Moment, als die Studenten den Raum betraten, und hat seither nicht aufgehört zu leuchten, obwohl nie Öl nachgegossen werden musste. Seit mehr als dreißig Jahren steht das ewige Licht des Arut Perun Jothi inzwischen unter einem luftundurchlässigen Glaskasten. Die Ewige Flamme leuchtet nach wie vor. Jeden Tag zwischen 11.30 Uhr und 12.00 Uhr wird sie Besuchern und Gläubigen in der Sathyia Gnana gezeigt. 

Dann erklingt Sri Ramalingas Mantra, gesungen von Männern, Frauen und Kindern: 

„Om Arut Perun Jothi!“

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Begriffserläuterungen

Askese: strenge Enthaltsamkeit durch körperliche und geistige Selbstüberwindung zur Erlangung ethischer Ziele, übersinnlicher Fähigkeiten oder spiritueller Vollkommenheit.

Atman: Der göttliche Funke im Innern des Menschen – das wirkliche SELBST.

Avatar: der „Herabgestiegene“; Inkarnation Gottes, die in der materiellen Welt erscheint.

Brahma: das erste erschaffene Wesen im Universum; ist als Halbgott für die interne Schöpfung des Universums zuständig.

Brahmane: sanskr.: brahmana; Angehöriger der obersten Kaste der Hindus.

Devas: “leuchtete Wesen”, “Halbgott”. Rishis sind (laut Armin Risi): 1. die großen Weisen auf den höheren Planeten, direkte Söhne Brahmas. 2. Titel der großen Weisen und Gottgeweihten in der vedischen Zeit.

Dharma: Rechtschaffenheit; göttliche Ordnung; ethisch-religiöse Verpflichtung.

Guru: geistiger Führer; spiritueller Lehrer, der von Unwissenheit befreit, Illusionen zerstört und seinen Schülern den Weg zur Erlösung zeigt.

Kali-Yuga: das “Zeitalter von Streit und Heuchelei”, das vor fünftausend Jahren begann.

Karma: das Gesetz der “Handlung” – Gesetz von Aktion und Reaktion.

Mantra: Gesänge. Worte voll geistiger Kraft bzw. heilige Formeln.

Maya: Das verhüllende Prinzip, das die Manifestation des Einen als materielle Wirklichkeit erscheinen und dadurch die Schöpfung entstehen läßt; der Wunsch nach “Vielheit”; die primäre Illusion.

Moksha: Befreiung des Geistes; Erlösung; Unterbrechung des Kreislaufs von Geburt und Tod; Erlangung ewiger Glückseligkeit; Einswerdung mit Gott.

Puja oder Pooja: Gottesdienst; rituelle Anbetung der hinduistischen Gottheiten

Samsara: Fluß; Kreislauf des Lebens; beständiger Wechsel; der endlose Zyklus von Geburt und Tod.

Sannyasins: die „Weltabgewandten“, so werden vor allem die Schüler des indischen Weisheitslehrers  Osho (Bhagwn Sri Rainesh) bezeichnet

Shiva: einer der drei Aspekte Gottes; Gott als Zerstörer, der auflöst, um Neues zu erschaffen; Gott der Hindu-Trinität.

Shiva: einer der drei Aspekte Gottes; Gott als Zerstörer, der auflöst, um Neues zu erschaffen; Gott der Hindu-Trinität.

Veden: Der Hinduismus begründet sich in den Veden, d.h. heiliges Wissen, die von den Weisen (Rishis) „erschaut“ wurden und die sie dann in Worte faßten. Lange Zeit wurde dieses Wissen nur mündlich überliefert, seine Hüter wurden Brahmanen genannt, im ursprünglichen Sinne eine spirituelle Bezeichnung für einen Wissenden, einen, der im Kontakt mit dem Brahman steht. Erst später wurden diese rituellen und magischen Formeln, Lieder, Opfergebete und Hymnen in Alt-Sanskrit aufgeschrieben. Im Mittelpunkt stand dabei immer das Opfer, das auf genau vorgeschriebene Art ausgeführt werden mußte, um das Wohlwollen der Götter und die universelle Harmonie aufrecht zu erhalten. Die Bedeutung des Opfers erklärt sich schon allein aus der Tatsache, daß die Arier ein nomadisierendes Hirten- und Kriegervolk waren und somit Kulthandlungen in Tempeln, wie wir sie aus dem heutigen Hinduismus kennen, gar nicht möglich waren. Ebenso waren in dieser Zeit natürlicherweise personifizierte Naturgewalten wie Agni, Surya und Indra von großer Bedeutung. Sinn der Opferhandlungen war es, die Gunst der Götter auf sich zu ziehen, um recht irdische Dinge zu erlangen, wie viele Söhne, Wohlstand etc.. Dem im Sinne des Dharma Lebenden, der alle Regeln seiner Kaste bezüglich Familie, Beruf, Gesellschaft etc. erfüllte, stand nach dem Tode das Land der Väter offen (scheint sowas wie unser Paradies zu sein). Diese Religionsauffassung wird als Religion des Genießens im Gegensatz zu den später entstandenen Upanishaden verstanden, wo der Schwerpunkt auf der Erlösung (moksha) liegt. Die ältesten vedischen Hymnen sollen in die Zeit bis 1500 v.Chr. zurückgehen, während die ältesten Upanishaden ab 750 v.Chr. anzusiedeln sind.

Vasthu: Altindisches Prinzip des energetischen Bauens, dem chinesischen Feng Shui verwandt

Vishnu: einer der drei Aspekte Gottes; Gott als Erhalter und Beschützer; ein Gott der Hindu-Trinität.

Yoga: Selbstkontrolle – spirituelle Disziplin mit dem Ziel des Einswerdens mit Gott.

Literaturverzeichnis

Arz, Wilfried, Palmblattbibliotheken in Südindien, in DAO Heft 2/98, S. 20 ff., DAO Zeitschriften Verlag, Hamburg, 1998

Childress, David Hatcher, Lost Cities of China, Central Asia and India, Adventures unlimited, Stelle, IL 60919 USA, 1991

Childress, David Hatcher, Lost Cities of Ancient Lemuria & the Pacific, Adventures unlimited, Stelle, IL 60919 USA, 1987

Finlay, Huge & Kollegen, Indien-Handbuch, 5. Auflage, Gisela E. Walther Verlag, Bremen, 1997

Dr. Venganoor Balakrishnan, Olai Chuvadi, Adone Publishing Group, Thiruvananthapuram, 2009

G. Vanmikanathan, Dr. N. Mahalingam, Pathway to God, trod by Saint ri Ramalingar, Chennai 2004  

Über Thomas Ritter 110 Artikel
Thomas Ritter, 1968 in Freital geboren, ist Autor und freier Mitarbeiter verschiedener grenzwissenschaftlicher und historischer Magazine. Thomas Ritter hat zahlreiche Bücher und Anthologien veröffentlicht. Außerdem veranstaltet er seit mehr als zwanzig Jahren Reisen auf den Spuren unserer Vorfahren zu rätselhaften Orten sowie zu den Mysterien unserer Zeit. Mit seiner Firma „Thomas Ritter Reiseservice“ hat er sich auf Kleingruppenreisen in Asien, dem Orient, Europa und Mittelamerika spezialisiert. Mehr Informationen auf: https://www.thomas-ritter-reisen.de Nach einer Ausbildung zum Stahlwerker im Edelstahlwerk Freital, der Erlangung der Hochschulreife und abgeleistetem Wehrdienst, studierte er Rechtswissenschaften und Geschichte an der TU Dresden von 1991 bis 1998. Seit 1990 unternimmt Thomas Ritter Studienreisen auf den Spuren früher Kulturen durch Europa und Asien.