Inder in Australien – vor 4.000 Jahren

Indische DNS hat sich mit jener der australischen Aborigines bereits vor über 4000 Jahren vermischt

National Park, Australien. Bild von Tanja Gerls auf Pixabay.

Indische DNS hat sich mit jener der australischen Aborigines vermischt, und dies bereits vor mehr als 4.000 Jahren. Lange also, bevor die Europäer Down Under kolonialisierten.

Der Dingo, ein australischer Wildhund, ist wahrscheinlich auch ein indischer Export, ebenso wie die Herstellung von Waffen und Werkzeugen aus Stein, welche das Leben der Aborigines nachhaltig veränderten. Neueste wissenschaftliche Ergebnisse, welche am 15. Januar 2013 publiziert wurden, bestätigen, daß indische und australische Gene sich bereits vor Jahrtausenden mischten.

Eine Studie von Forschern des Leipziger Max Planck Instituts für evolutionäre Anthropologie hat nachgewiesen, daß  es einen signifikanten genetischen Austausch zwischen der indischen Bevölkerung und den australischen Aborigines bereits vor rund 4.000 Jahren gegeben hat.  

Interessant ist der Umstand, daß diese Studie einige Änderungen in den archäologischen Befunden Australiens erklärt, so etwa eine plötzliche Veränderung der Pflanzgewohnheiten, die Einführung neuer steinerner Werkzeuge und Technologien zu deren Herstellung ebenso wie die ersten fossilen Funde des bereits erwähnten Dingo.

Die Leiterin des Forscherteams, Frau Irina Pugach, erklärt dies so:

„Seitdem wir festgestellt haben, daß die entsprechenden Veränderungen in Australien etwa zur selben Zeit auftraten, in der wir den genetischen Einfluß aus Indien nachweisen konnten, ist es möglich, daß diese Veränderungen durch die Migration verursacht worden sind. Wir haben festgestellt, daß rund 10 % indisches Genom damals im australischen Genom auftauchte, doch dies sagt nichts aus über die wirkliche Anzahl der Migranten. Diese hängt vor allem vor der Größe der damaligen australischen Bevölkerung ab, die wir nicht kennen. Möglicherweise kann der indische Einfluß auch durch die sogenannte genetische Drift erklärt werden, was insbesondere dann in Frage kommt, wenn die australische Bevölkerung zu dieser Zeit recht klein war.“

„Von allen untersuchten Populationen, “ so fügt Pugach hinzu, „kommen vor allem die drawidischen Volksgruppen als Migranten in Betracht. Dies bedeutet jedoch nicht, daß sie die ausschließliche Quelle für den indischen Einfluß in Australien waren. Es ist möglich, daß es noch eine andere Gruppe gab, die wir bislang nicht erfaßt haben, vielleicht aus dem Grunde, weil diese Volksgruppe heute nicht mehr existiert.“

In Australien gibt es die ersten Spuren des modernen Menschen außerhalb von Afrika. Besiedlungsspuren lassen sich auf eine Zeit vor 45.000 Jahren zurückdatieren. Damit sind die australischen Aborigines eine der ältesten noch lebenden Bevölkerungsgruppen außerhalb von Afrika.

Auch archäologische Hinweise deuten auf einen frühen indischen Einfluß in Australien hin. Da gibt es beispielsweise Gympie, jene merkwürdige, umstrittene Pyramidenformation nördlich der Stadt Brisbane. 

Im  Jahr 1967 fand hier ein Schuljunge beim Spielen am Fuß der Pyramide von Gympie eine 10 cm große Skulptur aus Stein, die ein elefantenköpfiges Wesen darstellt. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich hierbei um eine Darstellung des Hindugottes Genesha, der noch heute in Indien und auf Bali verehrt wird. Ganesha ist der erstgeborene Sohn der Gottheiten Shiva (Zerstörer und Schöpfer in einem) und Parvathi (Göttin der Familie und der Gesundheit). Dieser in Indien äußerst populäre Gott wird von den Hindus als Herr der Weisheit und Überwinder von Hindernissen im Leben verehrt.

Das stark verwitterte Fragment eines hölzernen, geschnitzten Artefaktes wurde 1997 durch den Einsturz einer Steinmauer der Gympie Pyramide freigegeben. Die Schnitzerei könnte eine sitzende Gottheit darstellen. Zwar sind Inschriften auf der Statue erkennbar, die jedoch bislang nicht entziffert werden konnten. Möglicherweise stammt das Artefakt ursprünglich aus Tamil Nadu in Südindien. Es soll mehrere hundert Jahre alt und aus der Zeit vor der Besiedlung Australiens durch Europäer sein.

Ein bislang ebenfalls unidentifiziertes, handgefertigtes Jademesser wurde 1998 in einem Bett aus Quarzsand östlich der Pyramide von Gympie von Forschern bei Ausgrabungen entdeckt. Den Griff des Messers bildet eine affenähnliche Figur. Auch dieses Fundstück stammt ursprünglich wahrscheinlich aus Südindien.

Diese Artefakte belegen, daß lange vor Kapitän Cook andere Seefahrer den Fuß an Australiens Küsten setzten. Daß indische und indonesische Schiffe des Altertums durchaus zu Fernreisen imstande waren, zeigte ein Experiment in den Jahren 2003 und 2004. Damals segelte der Nachbau einer solchen „Pinisi“ aus Buddhas Zeiten problemlos von Jakarta auf Java bis zur Mündung des Niger in Westafrika. Warum sollte es diesen Schiffen nicht auch möglich gewesen sein, Australien zu erreichen?

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Über Thomas Ritter 110 Artikel
Thomas Ritter, 1968 in Freital geboren, ist Autor und freier Mitarbeiter verschiedener grenzwissenschaftlicher und historischer Magazine. Thomas Ritter hat zahlreiche Bücher und Anthologien veröffentlicht. Außerdem veranstaltet er seit mehr als zwanzig Jahren Reisen auf den Spuren unserer Vorfahren zu rätselhaften Orten sowie zu den Mysterien unserer Zeit. Mit seiner Firma „Thomas Ritter Reiseservice“ hat er sich auf Kleingruppenreisen in Asien, dem Orient, Europa und Mittelamerika spezialisiert. Mehr Informationen auf: https://www.thomas-ritter-reisen.de Nach einer Ausbildung zum Stahlwerker im Edelstahlwerk Freital, der Erlangung der Hochschulreife und abgeleistetem Wehrdienst, studierte er Rechtswissenschaften und Geschichte an der TU Dresden von 1991 bis 1998. Seit 1990 unternimmt Thomas Ritter Studienreisen auf den Spuren früher Kulturen durch Europa und Asien.