Boris Johnson hat wahrlich Historisches geschafft

brexit johnson boris corbyn jeremy regierung uk, Quelle: TheDigitalArtist, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig

Selten haben Superlative so gut gepasst wie auf die Wahlen zum Britischen Unterhaus. Boris Johnson hat wahrlich Historisches geschafft. Der mit Spannung erwartete Urnengang brachte nicht nur das beste Abschneiden der Konservativen seit Margaret Thatchers großen Siegen in den 1980er Jahren, sondern auch das schlechteste Ergebnis für Labour seit 1935. Vor allem aber ist der Wahlausgang eine überdeutliche Absage an die Europäische Union. Nach quälenden Jahren des Stillstands ist der Weg endlich frei für den EU-Austritt des Vereinigten Königreichs. In einem Erdrutschsieg hat der von Deutschlands Journallisten als „Clown“ verlachte Taktiker Johnson die politische Landkarte völlig neu entworfen. Unzählige Labour-Hochburgen fielen zum Teil erstmals überhaupt in der Geschichte an die Konservativen, weil der Wunsch nach einem Verlassen der EU größer war als die über Generationen gelebte Parteiloyalität. Die Klarheit des Votums ist ein Schock für die EU-Fans, denen von ihrer Blase jahrelang eingeredet worden war, sie hätten eine Chance. Sie hatten es immer wieder eingefordert, die Londoner Hippster, die sich für progressiv und liberal halten und doch nur den eigenen Vorteil im Sinn haben: Ein zweites Referendum müsse her, damit die Jugend ihre Stimme erheben könne, eben jene jungen Leute, die 2016 zu bequem waren, wählen zu gehen. Das Volk müsse erneut befragt werden, weil das Votum für den Brexit durch Lügen herbeigeführt worden sei. Nun also haben sie ihr zweites Referendum bekommen, und niemand kann sagen, dass es diesmal knapp gewesen wäre. Die Briten haben genug von den Brüsseler Nannies mit ihren Verboten, Reglementierungen und Vorschriften.

Das ZDF deutete das jämmerliche Abschneiden der britischen Grünen gar in einen fulminanten, aber zu Unrecht verweigerten Sieg um

Es fällt heute gerne unter den Tisch, dass die britische Bevölkerung im Zuge des Beitrittsreferendums 1975 mit falschen Versprechungen in die damalige EWG gelockt worden war. Umso mehr wird dafür gegen den demokratisch legitimierten Austrittsauftrag gehetzt. Wer Brüssel den Rücken kehren will, gilt Deutschlands Journalisten als minderbemittelter Ewiggestriger, wer dies politisch durchzusetzen versucht, als gefährlicher Populist. Geändert hat die deutsche Propaganda im Stile von Wochenschau und Aktueller Kamera am Ergebnis nichts. Gewählt haben ja auch die Briten, und denen sind deutsche Redaktionsaktivisten herzlich egal. Letztere geben sich nicht einmal in der Stunde ihres neuerlichen Scheiterns demütig. Stattdessen wird noch mehr nachgetreten, rumgejammert und desinformiert. Mit Zerrbildern und Hetzkampagnen wird Zuschauern und Lesern die eigene Weltsicht eingetrichtert, mag sie von der Realität auch noch so weit entfernt sein. Das ZDF schoss dabei in seiner Wahlnachlese den Vogel ab und deutete das jämmerliche Abschneiden der britischen Grünen in einen fulminanten, aber zu Unrecht verweigerten Sieg um. Das erinnert an die letzten Tage der Front-Berichterstattung aus Stalingrad. Beim deutschen Publikum zeigt die Masche allerdings Wirkung. Das Narrativ der links-grünen Verheißung wird immer tiefer in den Köpfen verankert und ökologistische Endsiegphantasien drohen Realität zu werden. Wie eine Droge wirkt der Erfolg der massenmedialen Indoktrinierung dabei auf die Fake-News-Junkies in den Redaktionen, deren „Haltungsjournalismus“ immer groteskere Züge annimmt. Wen interessieren Fakten, wenn man Greta hat? Wer hält sich mit Recherche auf, wenn sich selbst der gröbste Unfug als Meldung verkaufen lässt? Ein Berufsstand verkommt zur Schande.

Die Konservativen stellten noch nie so viele weibliche Abgeordnete wie heute und die Fraktion hat sich erneuert und deutlich verjüngt

Dabei gäbe es viel Interessantes aus Großbritannien zu berichten. Man könnte das schiefe Bild von der untergehenden Wirtschaftsnation zurechtrücken oder sich mit der Tatsache beschäftigen, dass eine eigene Währung mit der Möglichkeit zur zielgenauen Geldpolitik einen zusätzlichen Krisen-Airbag bildet, zumal die Britische Zentralbank bei den Zinsen noch jenen Spielraum besitzt, den die EZB zur Rettung der pleitegefährdeten Südstaaten längst aufgegeben hat. Man könnte thematisieren, dass ein von Brüsseler Vorgaben unabhängiges Land weitaus kreativer und chancenorientierter agieren kann. Und natürlich ließe sich auch darlegen, wie die jährlichen Milliardensummen, die bald nicht mehr in die europäische Transferunion fließen, zur Stärkung der Wirtschaft, zur Entlastung der Bürger und zur Sanierung des Gesundheitssektors sowie des öffentlichen Dienstes verwendet werden können. Es gäbe auch viel zu loben am neuen Kurs, auf den Boris Johnson seine Partei zu führen angekündigt hat, nicht nur inhaltlich, sondern auch personell. Immerhin stellten die Konservativen noch nie in ihrer Geschichte so viele weibliche Abgeordnete wie heute und das Durchschnittsalter der Fraktion wurde mit 108 Parlamentsneulingen erheblich gesenkt. Aber was kümmert´s die deutschen Redaktionen, wo sie doch im kollektiven Wunsch vereint scheinen, totalitären Ökostalinisten zur Macht zu verhelfen? Die Briten haben dem Sozialismus eine Absage erteilt – dem der Labour Party ebenso, wie jenem der Brüsseler Zentralisten. Das Experiment einer Europäischen Union sozialistischer Sowjetrepubliken wird künftig ohne sie weitergehen.

Finanzen