Galerie Thomas auf der TEFAF New York Fall 2019 1. – 5. November 2019, Stand 308

Marc Chagall: Le peintre à la Tour Eiffel, 1965-1970. Öl auf Hartfaserplatte. (links) Alexej von Jawlensky: Abstrakter Kopf: Schräge Augen, 1930. Öl auf Leinwand auf Pappe. (rechts)
Marc Chagall: Le peintre à la Tour Eiffel, 1965-1970. Öl auf Hartfaserplatte. (links)
Alexej von Jawlensky: Abstrakter Kopf: Schräge Augen, 1930. Öl auf Leinwand auf Pappe. (rechts)

Als eine der führenden internationalen Galerien für Werke der Klassischen Moderne und des Deutschen Expressionismus präsentiert Galerie Thomas auf der TEFAF New York Fall ausgewählte Highlights von Marc Chagall, Max Ernst, Chaim Soutine, Paul Klee und Marianne von Werefkin.

Max Ernst: Les peupliers, 1939. Öl auf Papier auf Holz.

Max Ernst – Die Geschichte hinter dem Bild

1938 verließ Max Ernst die Gruppe der Surrealisten und floh mit seiner neuen Liebe, der Künstlerin Leonora Carrington, von Paris nach Saint-Martin d’Ardèche, einem kleinen Dorf in Südfrankreich, bei Avignon. Die Auseinandersetzungen mit den Surrealisten und mit seiner Frau Marie-Berthe Aurenche veranlaßten Ernst, sich ein Refugium zu suchen. In dem alten Bauernhaus, das sie dort kauften, entstand ein mit Skulpturen und Malereien geschmücktes Gesamtkunstwerk, in dem das Paar gemeinsam arbeitete und ihre Künstlerfreunde empfing.
In diesem von Extremen geprägten Jahr 1939 schuf Max Ernst das Gemälde „Les peupliers“. Nur auf den ersten Blick stellt sich die unmittelbare Assoziation zweier Pappeln vor dem blauen Hintergrund des Himmels, die der Bildtitel evoziert, beim Blick auf das Werk ein. Schon bald wird diese Wahrnehmung durch die skurrilen, seltsamen und verwirrenden Formen, in denen sich die Farbe windet, kräuselt und zu Zeichen und Symbolen formt, verunsichert und aufgelöst. Nirgendwo gelingt es dem Auge, sich an einer bekannten Form festzuhalten: Profile und Gesichter, zoomorphe Figuren und wolkenartige Gebilde scheinen auf und verschwinden wieder. Diesen Effekt der Oberfläche erzielt Max Ernst durch die Decalcomanie, ein Abklatschverfahren, bei dem die aufgetragene Farbe so manipuliert wird, daß Schlieren, Bläschen und Windungen auf der Oberfläche entstehen, die für Ernsts Gemälde dieser Zeit charakteristisch sind.
Das Künstleridyll währte wegen des Kriegsausbruches 1939 nicht lange. Max Ernst wurde im berüchtigten Lager Les Milles interniert, entlassen, dann wieder festgesetzt, entkam zweimal und floh schließlich 1941 und 1942 über Marseille, Madrid und Lissabon  in die USA.
Im Werk von Max Ernst reiht sich „Les Peupliers“ in eine ganze Gruppe von Gemälden ein, die ganz ähnliche, mittels der Decalcomanie entstandene stelenartige Gebilde  und Formen zeigen und zu regelrechten Landschaften verbinden. Es steht für die kurze Atempause, vielleicht sogar das Glück, die Ernst in Südfrankreich fand.