Glücksspiel in Deutschland: Wie groß ist der Markt inzwischen wirklich

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Die Umsätze betragen mehrere Milliarden Euro pro Jahr, die Steuereinnahmen sind hoch. Das Glücksspiel ist in Deutschland weit verbreitet, allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Arten.

Seit 2021 ist Online-Glücksspiel durch den Glücksspielstaatsvertrag legalisiert worden, gezockt wird aber schon viel länger. Auch das traditionelle „Lotto am Samstag“ oder das „Rubbellos“ in der Annahmefiliale gehören zu den Glücksspielen. Wir beleuchten den Markt von allen Seiten und finden heraus, wie groß er wirklich ist.

Online-Glücksspielmarkt nicht genau bezifferbar

Seit 2021 lassen sich in Deutschland immer mehr Anbieter von der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder lizenzieren. Sie dürfen dann, gemäß dem GlüStV, ihr Angebot in Deutschland unterbreiten. Trotz der legalen Verfügbarkeit sind die Steuereinnahmen in den letzten zwei Jahren zurückgegangen.

Das könnte unter anderem daran liegen, dass Auslandsanbieter keine Sperrdatei im Casino nutzen und nicht an andere Formen der statistischen Auswertbarkeit gekoppelt sind. Es wird geschätzt, dass etwa 50 % oder sogar bis zu 60 % der Spielteilnahmen nicht bei in Deutschland lizenzierten Anbietern stattfindet, sodass der Markt aus Spielersicht nur schwer einzuordnen ist.

Für Online-Spielotheken wurde 2024 mit einem Bruttospielertrag von 3,3 Milliarden Euro gerechnet. Man ging davon aus, dass 60 % der Gesamtsumme in Spielotheken mit deutscher Konzession umgesetzt werden. Das würde einen Schwarzmarktanteil von 40 % bedeuten und das scheint realistisch. Die Umsätze sind zumindest 2023 deutlich gesunken.

Wie das Statistische Bundesamt preisgab, sanken die Steuereinnahmen durch virtuelle Spielautomaten in Deutschland um 38,5 %. Experten und Interessenverbände gehen nicht davon aus, dass rückläufiges Spielerinteresse Schuld daran hat. Stattdessen steht der Verdacht im Raum, dass immer mehr Spieler den Schwarzmarkt nutzen und der eigentliche Markt in Deutschland viel größer sein könnte.

Weniger verlustreich zeigten sich die Zahlen für Sportwetten, bei denen der Rückgang lediglich bei 5,2 % lag sowie Poker mit einem Rückgang von 7,5 %.

Lotterien und Zusatzlotterien bleiben stabil

Die Einnahmen des Lotto-und-Toto-Blocks sind entgegen des Trends nicht zurückgegangen, sondern für 2023 sogar gestiegen. Rund 5,8 % Mehreinnahmen generierten Lottospiele, an Steuern wurden etwa 1,77 Milliarden Euro abgeführt.

Für 2024 konnten staatliche Glücksspielunternehmen, die zum Lotto-Toto-Block gehören, 8,6 Milliarden Euro an Umsätzen generieren. Die höchsten Einnahmen entstehen durch das klassische Lotto 6 aus 49, das samstags und mittwochs in Deutschland gespielt wird.

Glücksspielteilnahme in Deutschland weit verbreitet

Aktuelle Zahlen zur Glücksspielteilnahme stammen aus 2021. Hier würde im Rahmen des Glücksspiel-Survey zusammengefasst, wer spielt und wie sich das Spielverhalten allgemein auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirkt.

Insgesamt haben zum damaligen Zeitpunkt 29,7 % der Bevölkerung an, innerhalb der vergangenen 12 Monate ein Glücksspiel gespielt zu haben. Männer dominieren dabei mit einem Anteil von 34,7 % zu 24,5 % Frauen. Personen ohne Migrationshintergrund spielten mit 31,4 % deutlich häufiger als jene, die einen Migrationshintergrund haben (23,9 %).

Zu den Häufigkeiten gibt es ebenfalls spannende Zahlen:

  • 12,8 % aller Umfragenteilnehmer gaben an, einmal pro Woche zu spielen.
  • 7,9 % spielten weniger als einmal pro Monat.
  • 5,4 % beschränkten ihre Spielteilnahme auf einmal monatlich.
  • 3,5 % spielten unregelmäßig bis zu dreimal pro Monat.

Auch die Art des Spiels und die Vielfalt der Nutzung unterschied sich:

  • 12,1 % der deutschen Bevölkerung spielte nur landbasiert und nicht online.
  • 9,7 % hingegen nutzten ausschließlich Online-Spiele.
  • 6,1 % praktizierten hybrides Glücksspiel, mal online und mal offline.
  • 20,1 % gaben an, ausschließlich eine Form des Glücksspiels zu praktizieren.
  • 6,1 % nutzten zwei Spielformen.
  • 2,1 % nahmen an drei Spielarten teil.
  • 1,4 % spielten vier oder mehr unterschiedliche Glücksspielformen.

Bezüglich der Glücksspielarten zeigt sich der Markt vielfältig:

  • 19,3 % der Befragten gaben an, Lotto innerhalb der letzten 12 Monate gespielt zu haben.
  • 10,7 % spielten um den EuroJackpot.
  • 6,8 % nahmen an Automatenspielen, Sportwetten oder Casinospielen teil.
  • 4,6 % davon nutzten Online-Angebote, 3,6 % spielten in einer terrestrischen Spielstätte.

Die Zahlen machen deutlich, dass klassisches Lotto in Deutschland dominiert und die Bevölkerung zwar nicht regelmäßig, aber zumindest gelegentlich daran teilnimmt. Auch wenn die Zahlen aus dem Jahr 2021 stammen, dürfte sich nicht maßgeblich etwas daran verändert haben. Eine Zunahme der Online-Teilnahme ist bedingt durch die Coronazeit denkbar. Seinerzeit waren terrestrische Angebote nur eingeschränkt verfügbar, was die Bereitschaft zur Alternativsuche verbessert hat.

Terrestrische Spielbanken in Deutschland

Landbasierte Spielbanken dürfen in Deutschland das vollständige Casinoangebot offerieren. Online-Spielotheken sind hingegen auf Spielautomaten und Online-Poker beschränkt. Somit haben die Spielbanken (noch) ein Alleinstellungsmerkmal, das ihnen den Kundenzufluss sichert.

In Deutschland existieren insgesamt 63 Spielbanken, wovon 53 Stätten das große Glücksspiel (Tischspiele) anbieten. Die größte Spielbank hat ihren Sitz in Baden-Baden. Reguliert wird nach Bundesländern, der Zugang ist ab 18 Jahren möglich, in Baden-Württemberg und Bayern ab 21 Jahren.

Obwohl die Konkurrenz aus dem Internet drängt, haben die Spielbanken im Jahr 2023 deutliches Wachstum hingelegt. Über 6,8 Millionen Menschen spielten landbasiert, das entspricht einem Zuwachs von 20 %. Der Bruttospielertrag lag bei 1,3 Milliarden Euro, wobei insbesondere Tischspiele um rund 26,3 Prozent zunahmen.

Ob der Effekt postpandemisch ist und in den kommenden Jahren wieder abflaut, wird sich zeigen. Viele Spielbanken haben die Zwangsschließungen während der Corona-Pandemie genutzt, um ihre Einrichtungen zu optimieren und das Spielangebot zu erweitern. Nach dem Ende des Lockdowns zog es damit nicht nur Bestandskunden, sondern auch interessierte Neukunden aus der Gesellschaft in die Häuser.

Spielhallen in Deutschland auf dem absteigenden Ast

Die Anzahl der klassischen Spielhallen ist in Deutschland rückläufig. 2022 standen noch rund 5.600 steuerpflichtige Betriebe und Gastronomien mit Spielautomaten zur Verfügung. Da die Bedingungen immer strenger und die Mieten teurer werden, schließen viele Betriebe vollständig. Das Online-Angebot ist zu stark, die lokale Spielothek kann dem nichts entgegensetzen.

Hier hat die Spielbank mit Casinospiel einen großen Vorteil. Sie hat einerseits Tischspiele im Angebot, kann andererseits aber auch höhere Einsätze erlauben. Langfristig ist das Spielotheken-Sterben vermutlich nicht aufzuhalten, der Onlinemarkt deckt die Verluste aber zuverlässig ab.

Fazit: Der Glücksspielmarkt in Deutschland ist solide und wachstumsfähig!

Der Glücksspielmarkt ist in Deutschland durch die Liberalisierung gewachsen. Bruttospielerträge in Milliardenhöhe und hohe Steuerzahlungen durch Lotteriegesellschaften täuschen aber nicht darüber hinweg, dass die Teilnahme an Online-Spielautomaten rückläufig ist.

Experten stellen sich hier die berechtigte Frage, ob das Glücksspiel allgemein an Interesse verloren hat oder ob die Spieler tendenziell eher am Schwarzmarkt teilnehmen. Das wird in den nächsten Jahren zu klären sein, denn 2028 wird mit einer neuen Version des Glücksspielstaatsvertrags der Weg neu ausgerichtet.

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