„Blütenpracht“ in Münchens Galerie Handwerk

Das FFK – FauxPowerKonstrukt des Münchner Künstlers Markus Benesch empfängt den Ausstellungs-Besucher. Foto: Hans Gärtner

Ist man durch die Tür gegangen und schaut nach rechts, darf man sich setzen. Auf eine bunt bemalte, lackierte Holzbank aus Epoxidharz. Von ihr aus hat man, rastend und verschnaufend, den besten Blick auf das Gruppen-Ausstellungs-Stück Nr. 17, eines der umfänglichsten der 384 Kunstwerke der  Ausstellung „Blütenpracht“. Der Schöpfer der „Schwammerl-Blüten“, die sich ineinander schlingen und ihre Trompetenköpfe in die Höhe recken, arbeitet  ein paar Schritte von der Galerie Handwerk: Markus Benesch. Er taufte seine raumgreifende Kreation FFK, soll heißen: FauxFlowerKonstrukt. Benesch hat es auf einen mit Kunstrasen belegten Podest gestellt.

So bunt, so schreiend, so vereinnahmend ist beileibe nicht alles, was im Foyer und im Untergeschoss präsentiert wird – als Beitrag zum Münchner FlowerPowerFestival, das jetzt – mitten im Sommer `23 – seinen Höhepunkt erreicht haben dürfte. Die ab 5. September vorgesehene Schau heißt dann passend „Steine“. Es wird also ernst, gesetzt, eher grau als farbig, wer weiß.

Im Blütenmeer geht es fröhlich zu. Einen „großen, üppigen Blumenstrauß“ will die Galerie den Besucherinnen und Besuchern – erstere dominierten bei einer Stippvisite – nicht in die Hand drücken (ein paarmal wird auf Schildern gebeten: „Bitte, nicht berühren!“), sondern vor Augen führen. So vielfältig die Blüten-Schöpfungen sind, so weit gestreut sind die Materialien, aus denen sie bestehen. Keineswegs nur Keramik und Glas, Textil oder Metall, sondern es sind auch Vogelfedern und Papier, Wachs und Wolle verarbeitet. Perlen und Goldfäden, gefärbte Blätter und geflochtenes Stroh sind für die Liebhaber von Kostbarkeit dabei.

Das meiste hat Spielcharakter. Da und dort „spielt“ die eine oder andere Künstlerhand ein wenig verrückt, etwa die von Cecilia Moore aus Dublin, die  ihr kleines Werk aus Kupfer, Messing und Kupfernickel „The Handyman`s Garden“ nennt, wo sie manche ihrer Grünstängel in Lämpchen, Bällchen,  Eisenschrauben, Trichtern oder Gießtellern enden lässt. Der Stockholmer Georg Ragnar Levi macht sich mit seiner Assemblage „Vase Overturned“ einen Scherz. Aus einer umgestürzten Vase ragen 39 Stiele mit  ukrainischen, russischen und amerikanischen Blumen und Blättern aus Glasperlen in französischer und viktorianischer Technik heraus, wobei das verschüttete Wasser sich in einer Spiegel-Lake ausbreitet.

Levis Staunen erregende und lange betrachtete Arbeit gehört zu den nicht   verkäuflichen. Da und dort sind bereits runde rote „Pickerl“ neben einem Ausstellungsstück zu sehen: verkauft. An der Vitrine von Sigrid Hilpert-Artes ist vielleicht unwillkürlich an den bevorstehenden Geburtstag der Großmama zu denken und man lässt sich für ein durchaus erschwingliches Objekt seiner Wahl einen roten Punkt geben, ob für die Kanne, die Deckelvase mit Blüten und zwei Köpfen oder dann doch für die kesse Frauenbüste mit Vogel und Blüten, 27 cm hoch.

Teuerstes der ausgepreisten Stücke ist die für 60 000 Euro angebotene Tapisserie (Polyester, Baumwolle, Wolle, Acryl, Seide, bestickt in den Jahren 2019 bis 2022 von Luzia Simons, Berlin), genannt „Tendenz Endlos“, betreut von der Münchner Galerie Andreas Binder. Von Markus Beneschs Bank hat man den richtigen Abstand zu dem 284 x 280 cm großen Wandbehang. – Bis 29. Juli. 

Finanzen

Über Hans Gärtner 457 Artikel
Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.