Internatsbesuch vs. täglicher Schulgang

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Die Mehrzahl unserer Kinder besucht ein Externat. Sie wohnen zu Hause bei ihren Eltern und machen sich tagtäglich auf den Weg zur Schule. Während es in England über 2.000 Internate gibt, liegt die Zahl in Deutschland mit etwas mehr als 250 deutlich niedriger. Tatsächlich ist das Interesse an derartigen alternativen Bildungswegen dort größer als bei uns. Wir haben uns mit den Vor- und Nachteilen eines Internatsbesuches nachstehend befasst.

Namhafte Internate

Generell ist es nicht ganz einfach, eine pauschale Aussage zu den Vor- und Nachteilen zu treffen. Die Qualität der Internate ist äußerst unterschiedlich, außerdem kommt es auf die individuelle Eignung eines jeden Kindes an. Zu den besten Internatsschulen in Deutschland und England zählen:

  • Birklehof in Baden-Württemberg
  • Solling in Niedersachsen
  • Schloss Hohenwehrda in Hessen
  • Eton College in Oxford
  • Woldingham Scool in Surrey

Es gibt einige Eltern und Kinder, die sich für eines der englischen Internate entscheiden. Viele von ihnen verfügen über einen herausragenden Ruf. So gilt das Eton Collage als berühmtestes Jungeninternat weltweit. Ein Auslandsaufenthalt bietet zudem den Vorteil, dass Fremdsprachenkenntnisse erweitert oder gefestigt werden können.

Pro für Internate

Je nach Bildungsstätte liegt der Fokus auf speziellen Förderschwerpunkten wie beispielsweise Sport, Musik, Hochbegabung oder Lerndefizite. Darüber hinaus kann die Ausrichtung auf religiöser Orientierung, seltene Berufe oder speziellen pädagogischen Konzepten liegen. Vorteilhaft sind kleinere Klassen und der Kontakt zu Gleichaltrigen, welcher durch die enge Gemeinschaft gefördert wird. Weiterhin führt ein Internatsbesuch zu Selbstständigkeit, auch der strukturierte Tagesablauf wirkt sich auf viele Schüler positiv aus. Vor allem Kinder mit Lernschwierigkeiten profitieren von der intensiven Betreuung durch geschulte Pädagogen, die sich in der Regel auch über den Unterricht hinaus erstreckt.

Kontra gegen Internate

Nicht alle Internatsschulen überzeugen mit einem guten pädagogischen Fachpersonal. Teilweise herrschen veraltete Konzepte, die einer herausragenden Förderung entgegenstehen. Bewusst sein sollte allen Eltern, dass sie die Erziehung ihres Kindes größtenteils in die Hände fremder Menschen legen. Einigen von ihnen fällt die Trennung schwer, Sehnsucht und Heimweh sind die Folge. Für das Familienleben stehen ausschließlich die Wochenenden (je nach Entfernung des Internats von zu Hause) sowie die Ferien zur Verfügung. Die Gemeinschaft eines Internats hat gute wie schlechte Seiten. Zu Letzteren gehört, dass kaum Rückzugsmöglichkeiten bestehen.

Was sollten Eltern bei der Entscheidung für oder gegen ein Internat beachten?

Der Entschluss, den Nachwuchs auf eine Internatsschule zu schicken, sollte gut überdacht werden. Gleiches gilt für die Auswahl, denn sie muss für die individuellen Bedürfnisse des Schülers maßgeschneidert sein. Bestenfalls lassen sich Eltern professionell beraten, um das Bestmögliche für den eigenen Nachwuchs herauszufinden. Es gibt einen wichtigen Grundsatz bei der Beantwortung der Frage, ob ein Internatsbesuch das Richtige ist: Niemals sollte er als Strafe für das Kind aufgrund schlechten Benehmens oder unzureichenden Schulleistungen erfolgen.

Das Getrenntsein darf weder als Zurückweisung oder ein Abschieben empfunden werden. Vielmehr muss der Nachwuchs zumindest offen für eine entsprechende Institution sein. Ein gleichfalls bedeutender Aspekt ist die große finanzielle Belastung. Öffentliche Einrichtungen erfordern einen Kostenaufwand von mindestens 300 Euro monatlich, bei privaten Trägern kann mit rund 2.500 Euro im Monat und mehr gerechnet werden. In England sind – je nach Internat – noch höhere Gebühren fällig.

Meinungen ehemaliger Internatsschüler

Der Großteil früherer, heute erwachsener, Internatsschüler spricht positiv von der eigenen Erfahrung, sie würden deshalb auch ihrem Kind den Besuch ermöglichen.

Unternehmerin Beate Rotermund-Uhse

Sie sagt ja zum Internat, wenn es die familiären Umstände sinnvoll erscheinen lassen. Ihre dortige Zeit empfand die Unternehmerin als toll, gleichzeitig genoss sie die Freiheit und geforderte Selbstständigkeit. Ihrer Meinung nach lernt ein Kind im Internat früh, mit Gleichberechtigten zurechtzukommen, und zwar ohne den Schutz sowie die Stellungnahme besorgter Eltern. Darüber hinaus erhöht sich die Akzeptanz für unterschiedliche Lebensgewohnheiten und Ansichten.

Schriftstellerin Barbara Frischmuth

Sie hat ihr Kind nicht auf ein Internat geschickt, obwohl es aufgrund ihrer Arbeitszeit ab und an hilfreich gewesen wäre. Besser gefiel Barbara Frischmuth, es täglich zu sehen. Die Schriftstellerin glaubt jedoch, dass Kindern ein Anspruch auf eine gewisse Privatheit während des Aufwachsens zusteht. Sie selbst weigerte sich ab ihrem 14. Lebensjahr, weiterhin das Internat zu besuchen. Einen Vorteil von Externaten beschreibt sie wie folgt: „Wird ein Kind in der Schule geknickt, hat es immerhin die paar Stunden zu Hause, um sich wieder aufzurichten.“

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