Johannes Kepler (1571–1630), einer der bedeutendsten Astronomen und Mathematiker der frühen Neuzeit, verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Regensburg. Die Stadt war zu dieser Zeit ein wichtiges politisches und wissenschaftliches Zentrum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Der folgende Artikel untersucht Keplers Wirken in Regensburg, seine politischen und wissenschaftlichen Aktivitäten sowie die Umstände seines Todes. Darüber hinaus wird die Bedeutung der Stadt für Keplers Werk und sein wissenschaftliches Erbe beleuchtet.
Johannes Kepler ist vor allem bekannt für seine drei nach ihm benannten Keplerschen Gesetze der Planetenbewegung, die die Grundlagen für das heliozentrische Weltbild legten. Obwohl er in Weil der Stadt geboren und in verschiedenen Teilen des Reiches tätig war – unter anderem in Graz, Prag und Linz –, fand er in Regensburg seine letzte Wirkungsstätte. Die Zeit in Regensburg ist häufig weniger prominent in der Kepler-Biographie vertreten, obwohl sie sowohl politisch als auch biografisch bedeutsam war.
Historischer Hintergrund: Regensburg im 17. Jahrhundert
Regensburg war Anfang des 17. Jahrhunderts eine Freie Reichsstadt mit wachsender Bedeutung. Der Immerwährende Reichstag, der ab 1663 dauerhaft in der Stadt tagte, hatte bereits zuvor begonnen, sich als politisches Zentrum zu etablieren. Auch wissenschaftlich und kulturell war Regensburg durch seine Nähe zu Gelehrtenkreisen und durch die Anwesenheit von Diplomaten und Politikern ein attraktiver Ort für Geistesgrößen wie Kepler.
Keplers Ankunft in Regensburg
Im Jahr 1630 begab sich Johannes Kepler nach Regensburg, um eine ausstehende Forderung an den kaiserlichen Hof geltend zu machen. Er hatte jahrelang als kaiserlicher Mathematiker unter Rudolf II. und dessen Nachfolgern gedient, ohne dass ihm ein Großteil seines Gehaltes ausgezahlt wurde. Regensburg war der Ort des Reichstages, bei dem Vertreter des Kaisers anwesend waren – die beste Gelegenheit also, um seine Ansprüche persönlich vorzubringen.
Keplers wissenschaftliche Arbeit in Regensburg
Obwohl Kepler nicht mehr die produktivste Phase seines Schaffens in Regensburg erlebte, war er wissenschaftlich weiterhin aktiv. Zu dieser Zeit arbeitete er unter anderem an seiner logarithmischen Rechentafel und bereitete weitere mathematisch-astronomische Schriften vor. Seine wichtigsten Werke – wie die Astronomia Nova (1609), die Harmonices Mundi (1619) und die Tabulae Rudolphinae (1627) – waren zwar bereits erschienen, aber ihre Rezeption, Anwendung und Verbreitung beschäftigten ihn weiterhin.
Insbesondere die Tabulae Rudolphinae sollten als neue astronomische Standardtabellen dienen. Ihre Einführung war für die Kalenderreform und Navigation von zentraler Bedeutung. Kepler versuchte in Regensburg, politische Unterstützung für die weitere Verbreitung seiner Tabellen zu gewinnen.
Der Tod Keplers in Regensburg
Johannes Kepler verstarb am 15. November 1630 in Regensburg. Die genauen Umstände seines Todes sind nicht vollständig dokumentiert, doch es wird angenommen, dass er an den Folgen eines schweren Fiebers, möglicherweise Typhus oder einer anderen Infektionskrankheit, litt. Kepler wurde auf dem protestantischen Friedhof St. Peter in Regensburg bestattet. Sein Grab ging jedoch während des Dreißigjährigen Krieges verloren, ein Schicksal, das viele Gräber jener Zeit teilten.
Berühmt ist die von Kepler selbst verfasste Grabinschrift:
„Mensus eram caelos, nunc terrae metior umbras.
Mens coelestis erat, corporis umbra iacet.“
(„Den Himmel maß ich, nun messe ich des Erdreichs Schatten.
Der Geist war himmlisch, der Leib liegt nun im Schatten.“)
Keplers Erbe in Regensburg
Regensburg erinnert bis heute an Johannes Kepler. Es gibt mehrere Gedenktafeln in der Stadt, insbesondere an dem Ort, an dem sich sein Wohnhaus befunden haben soll. Außerdem trägt ein Gymnasium in Regensburg seinen Namen, und es finden regelmäßig Veranstaltungen und Ausstellungen zu seinem Leben und Werk statt.
Keplers Tod in Regensburg markiert nicht das Ende seiner wissenschaftlichen Bedeutung, sondern vielmehr den Übergang seines Werkes in das kollektive Gedächtnis und Bewusstsein.