Sind die Grünen mit Claudia Roth als Kulturministerin auf der Höhe der Zeit?

taschenuhr medaillon uhr zeitmesser zeit silber, Quelle: StockSnap, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig
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Thomas Schmid ist eine treffende Charakterisierung Claudia Roths und ihres Kulturverständnisses gelungen. Doch über seine Schlussfolgerung, die Grünen seien mit ihrer „Entscheidung, ausgerechnet Claudia Roth zur Kulturministerin zu machen, nicht auf der Höhe der Zeit“, lässt sich streiten. Was ist die Höhe der Zeit?
Während die ersten beiden sozialdemokratischen Kultur-Beauftragten und ihre christdemokratische Vorgängerin einem klassischen Kulturverständnis nach hangen, spiegelt sich in der Ernennung Roths der Zeitgeist trefflich wider. Es ist mal wieder die Zeit der Kollektive und Bewegungen. Gemma Pörzgen hat das in ihren Notizen über die documenta gut auf den Punkt gebracht: https://www.facebook.com/10000026…/posts/5692002457485252/. Der oder die Einzelne verschwindet im Kollektiv. Nur dass die Grünen mit Claudia Roth keine zeitgenössische Repräsentantin gefunden haben, sondern eine, die durch die auslaufende und verlaufende Achtundsechzigerbewegung geprägt wurde.
Allerdings ist die Idee des Kollektivs keinesfalls so einzigartig oder gar neu, wie manche von ihnen und im Zweifel auch die Staatsministerin meinen (https://brittakadolsky.com/kollektive-erobern-die…/). Solche Aufwallungen, Bewegungen und Gruppen durchziehen das zwanzigste Jahrhundert. Manche blieben „nur“ Künstlervereinigungen, andere unterwarfen ihre Arbeit politischen und gesellschaftlichen Zielstellungen, überwiegend linken. Aber für die meisten blieb das eine Episode. Denn der schöpferische Impuls erweist sich glücklicherweise bei vielen als so stark, als dass sie sich auf Dauer dem Mittelmass, den Regeln und notwendigen Kompromissen, die allen Kollektiven nun einmal eigen sind, unterwerfen.
Insoweit verwaltet Claudia Roth eine Periode des Übergangs. Den Lauf der Zeit hält sie nicht auf. Die Kraft der Kreativität wird immer stärker bleiben.