Deutsche Sehnsucht nach deutscher Führung

berlin reichstag dem deutschen volke deutschland, Quelle: adil-photos, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig
In der Regel erfolgt der Einsatz von Waffen nach politischen und militärischen Kriterien; moralische können bei der Frage der Angemessenheit ihres Einsatzes eine Rolle spielen. Eine Diskussion über solche Fragen fand in der überwiegend friedlichen Nachkriegs-Bundesrepublik kaum statt; vor allem In den letzten Jahrzehnten überwog eine pazifistische Moral, die eine Diskussion solcher Fragen im Grunde als unmoralisch ausschloss.
Auch nach Russlands Überfall auf die Ukraine ist der moralische Grundton hier zu Lande geblieben, doch nun hat er sich ins Gegenteil verkehrt und wendet sich gegen diejenigen, die für Vorsicht bei der Lieferung von Waffen und eine enge Einbindung in das Bündnis mit den USA plädieren. Springer-Chef Mathias Döpfner hatte schon früh eine militärische Unterstützung der Ukraine durch die Bundeswehr gegebenenfalls auch ohne Unterstützung von NATO und USA gefordert (https://www.bild.de/…/kommentar-zum-ukraine-krieg-die…).
Dazu kam es nicht, was sich nicht nur angesichts des misslichen Zustands der Bundeswehr als Glück erweist. Aber Döpfners Anliegen hat sich schliesslich durch gesetzt. Deutschland, heisst es nun, solle „die Führung übernehmen“ und in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Staaten Kampfpanzer an die Ukraine liefern. Natürlich in „Bild“ und „Welt“, aber auch in der „Zeit“ und besonders laut im Deutschlandfunk. Die FAZ gehört wie die taz zu den wenigen, die Verständnis für die Zurückhaltung der deutschen Regierung zeigen.
Die neu gewendete Moral erweckt den Eindruck, nur bestimmte deutsche Panzer könnten den Krieg entscheiden. Dass die USA ihre Abrams Panzer und andere Waffen nicht liefern, wird bei diesen Forderungen systematisch ausgeblendet. Statt dessen werden dem Bundeskanzler Halbwahrheiten, Unentschlossenheit, Ausreden und letztlich Feigheit vor dem Feind unterstellt.
Den USA als der entscheidenden Atommacht fällt die Führungsrolle zu. Und Bidens Regierung nimmt sie wahr. Seine jüngste geradezu dramatische Mahnung an Putin, keine taktische Atomwaffen einzusetzen (https://www.spiegel.de/…/ukraine-krieg-us-praesident…), erinnert an die leider vergeblichen Warnungen der USA vor dem russischen Überfall auf die Ukraine.

Finanzen