Digitale Ethik. Ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert

von Sarah Spiekermann

Treppen, Foto: Stefan Groß

Sarah Spiekermann: Digitale Ethik. Ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert. Droemer, München 2019, ISBN: 9783426277362, 19,99 EURO (D)

Sarah Spiekermann, Professorin für Wirtschaftsinformatik an der Wirtschaftsuniversität Wien. entwickelt eine Ethik für die Technologien der Zukunft und zugleich ein Plädoyer für Freiheit und Selbstbestimmung im Zeitalter der Digitalisierung. Dabei geht sie darauf ein, dass neben allen greifbaren Vorteilen Ängste und Zweifel an neuen digitalen Produkten und Lebensweisen sind allgegenwärtig vorzufinden seien. Der Begriff der Ethik im digitalen Zeitalter müsse neu mit Leben gefüllt werden.

Spieckermann kritisiert, dass die Menschen zu passiven Empfängern einer entmündigenden Technik degradiert werden, und fordert deshalb ein radikales Umdenken zu dem Grundverständnis einer Technik, die uns dient, statt uns zu beherrschen. Die Digitalisierung dürfe nicht länger vom Gewinnstreben der IT-Konzerne getrieben sein, sondern muss humanistische Werte wie Freundschaft, Privatheit und Freiheit verwirklichen helfen. Sie entwickelt dabei Werte, die mit Hilfe von Technik geschaffen werden kann. Darunter zählt sie Freundschaft, Verlässlichkeit, private Korrespondenz, Selbstbestimmung oder Angebote zur Freizeitgestaltung. 

Mit diesem Buch ist der Autorin ein starker Aufschlag in einer wichtigen gesellschaftlichen Debatte gelungen. Die verschiedenen Ansätze sind sehr interessant und sprechen verschiedene Themen und ethische Fragestellungen an, die es in einer digitalisierten Welt zu diskutieren gilt. Hier wird die ganze Spannbreite der ethischen Herausforderungen deutlich und auch konkret beleuchtet und durchdacht. Nicht nur für Wissenschaftler, sondern auch für den ganz normalen Bürger bietet dieses Buch ein Gewinn. Digitalisierung hat schließlich Auswirkungen auf uns alle. 

Wenn man jedoch die Sorge innerhalb der Arbeitswelt, dass die Digitalisierung und die künstliche Intelligenz zahlreiche Jobs bedroht, mit zur Ethik hinzuzählt, hätte dieser Aspekt in dem Buch wesentlich mehr Beachtung verdient. In der neuen digitalisierten Welt entkoppelt die digitale Vernetzung Ort und Präsenz, die menschliche Interaktion wird weniger werden und auch manche Jobs werden demnächst wegfallen können. Eine Chance könnte daher das bedingungslose Grundeinkommen sein.

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Über Michael Lausberg 546 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.