In der gegenwärtigen politischen Debatte um den Charakter der Tumpschen Bewegung wird gerne der Begriff „faschistisch“ verwandt, um die besondere trumpistische Gefahr für Demokratie und Freiheit heraus zu stellen. Andere kritisieren das als übertrieben.
In den zurück liegenden Zeiten des Kalten Krieges war der Begriff des „Faschismus“ belastet durch seine sowjetische Instrumentalisierung, bei der die Verantwortung für die nationalsozialistischen Verbrechen auf das „Großkapital“ begrenzt und die aktive Beteiligung des deutschen Volkes ausgeblendet wurden. Zugleich wurde „Antifaschismus“ zu einem der kommunistischen Schlüssel-Mythen.
Der französische Historiker François Furet, selbst Kommunist bis zum Ungarn Aufstand, entwickelt in seinem herausragenden Werk „Das Ende der Illusion“, wie die „antifaschistische Orientierung“ als „Beweis für den demokratischen Charakter der Sowjetunion“ genutzt wurde: „Tatsächlich stöhnt die Sowjetunion im Jahr 1935 unter dem größten Staatsterror, unter dem je ein Volk zu leiden hatte. Zu dieser Zeit ist Hitler, was den Massenterror angeht, nichts als ein Lehrling des Hexenmeisters!“ Das „habe die Sowjetunion auf die ´richtige Seite`, auf die der Demokraten, gedrängt, ohne daß sie je demokratisch wurde“. Heute bedient sich Wladimir Putins des Faschismus-Vorwurfs gegenüber der Ukraine zur Rechtfertigung des russischen Überfalls.
In der Gegenwart führt der „Faschismus-Streit“ eher dazu, die neuen Erscheinungsformen des Trumpismus nicht ausreichend herauszuarbeiten. Das gelingt Sven Reichardt, Professor für Zeitgeschichte an der Universität Konstanz, in einem Beitrag für die Wochenendausgabe der FAZ, in dem er differenziert und sehr konkret bemerkenswert viele Parallelen, aber auch Unterschiede heraus arbeitet und schließlich bilanziert: „Ob wir uns heute in der Gründungsphase neuer Diktaturen befinden und ob diese dann ähnliche Schritte wie der historische Faschismus gehen werden, ist offen.