Interview mit Markus Lüpertz: „Die Aufgabe der Kunst ist ganz klar umrissen. Sie ist für die Emphase zuständig“

Markus Lüpertz, Foto: Stefan Groß

Den Kunstsammlungen des Bistums Regensburg wurde vom Kunstverlag Schnell und Steiner am 24. November 2022 der Kulturpreis „Kunst und Ethos“ für das Projekt „Der göttliche Funke“ – Glasfenster von Markus Lüpertz für das Museum St. Ulrich in einem feierlichen Ambiente überreicht. Wir haben den renommierten Künstler zu einem kurzen Interview getroffen.

Verliert man den Glauben endet man im Zynismus – so darf ich Sie zitieren. Ist die Kunst eine Art Weltrettung?

Ja, die Kunst. Aber es gibt zwei Arten davon. Es gibt die Kunst, die in meiner Vorstellung existiert, das ist Malen und Bildhauern. Und es gibt offensichtlich eine Kunst, die sich mit der Umwelt und mit allem Möglichen auseinandersetzt. Und das ist eben die Kunst, die den Glauben verloren hat. Man benutzt die Kunst als reine Pädagogik, um die Menschen mittels visueller und ästhetischer Dinge zu erziehen. Aber das ist nicht mein Anliegen.

Sie haben einmal betont, dass eine glaubenslose Welt kulturell nicht tragbar sei. Aber wie sieht denn unsere Zukunft aus?

Wenn wir den Glauben verlieren, gibt es auch keine Kultur mehr. Es bleibt die wichtigste Funktion der Kirche, dass sie den Leuten beibringt, zu glauben.

Welche Aufgabe hat die Kunst im 21. Jahrhundert? Sie unterscheiden zwischen Unterhaltung und Emporhebung.

Die Aufgabe der Kunst ist ganz klar umrissen. Sie ist für die Emphase zuständig, also für das Empfindliche hinter den Dingen. Ohne die Ästhetik der Malerei, ohne die Ästhetik der Bildhauerei können sie kein Auto betrachten, kein Fenster sehen, keine Landschaft und keinen Sonnenuntergang genießen. Dafür hat der liebe Gott die Künstler geschaffen, damit sie die Welt kennen und den Menschen die Welt bis hin zu den Abstraktionen erklären.

Das Gespräch führte Stefan Groß-Lobkowicz

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Über Stefan Groß-Lobkowicz 2127 Artikel
Dr. Dr. Stefan Groß-Lobkowicz, Magister und DEA-Master (* 5. Februar 1972 in Jena) ist ein deutscher Philosoph, Journalist, Publizist und Herausgeber. Er war von 2017 bis 2022 Chefredakteur des Debattenmagazins The European. Davor war er stellvertretender Chefredakteur und bis 2022 Chefredakteur des Kulturmagazins „Die Gazette“. Davor arbeitete er als Chef vom Dienst für die WEIMER MEDIA GROUP. Groß studierte Philosophie, Theologie und Kunstgeschichte in Jena und München. Seit 1992 ist er Chefredakteur, Herausgeber und Publizist der von ihm mitbegründeten TABVLA RASA, Jenenser Zeitschrift für kritisches Denken. An der Friedrich-Schiller-Universität Jena arbeitete und dozierte er ab 1993 zunächst in Praktischer und ab 2002 in Antiker Philosophie. Dort promovierte er 2002 mit einer Arbeit zu Karl Christian Friedrich Krause (erschienen 2002 und 2007), in der Groß das Verhältnis von Metaphysik und Transzendentalphilosophie kritisch konstruiert. Eine zweite Promotion folgte an der "Universidad Pontificia Comillas" in Madrid. Groß ist Stiftungsrat und Pressesprecher der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung. Er ist Mitglied der Europäischen Bewegung Deutschland Bayerns, Geschäftsführer und Pressesprecher. Er war Pressesprecher des Zentrums für Arbeitnehmerfragen in Bayern (EZAB Bayern). Seit November 2021 ist er Mitglied der Päpstlichen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice. Ein Teil seiner Aufsätze beschäftigt sich mit kunstästhetischen Reflexionen und einer epistemologischen Bezugnahme auf Wolfgang Cramers rationalistische Metaphysik. Von August 2005 bis September 2006 war er Ressortleiter für Cicero. Groß-Lobkowicz ist Autor mehrerer Bücher und schreibt u.a. für den "Focus", die "Tagespost".