Keine Freiheit den Feinden der Freiheit

Walter Laqueur: Faschismus, Gestern, Heute, Morgen. Ullstein Taschenbuchverlag, Frankfurt/M. 2000.

Es waren demokratische Parteien in der Bundesrepublik Deutschland, die diesen denkwürdigen Satz formulierten, als sie die NPD im Auge hatten. Bald geriet der Satz in Vergessenheit. Er war nicht abgenutzt, er wurde unnütz. Die NPD war keine Gefahr für das demokratische Deutschland, eher Schmutz und Belästigung.
Nach 1989 erfuhren die politischen Verhältnisse eine Wende. Die ehemaligen Feinde der westlichen Freiheit auf der östlichen Seite der Mauer lösten sich in Nichts auf. Die Nachfolger der Feinde der Demokratie wurden notwendige Bündnispartner. Die Integration der Apologeten der alten Ordnung wurde Staatsraison.
Keine Freiheit den Feinden der Freiheit. Dieser einst ausgesprochene und niedergeschriebene Satz ist nicht ungeschehen und ungehört zu machen. Nun richtet Walter Laqueur diesen Satz gegen eine weitere Ideologie. Einer alten Ideologie, die seiner Auffassung nach nachhaltiger und dauerhafter und für Deutschland und Europa gefährlicher als die Ideologien desHitler-Faschismus und des SED-Kommunismus sein wird.
Wer ist Walter Laqueur und vor welcher Ideologie will er uns warnen?
Walter Laqueur ist ein meinungsbildender, somit geachteter Historiker, der heute im Alter von 89 Jahren auf eine Jahrzehnte lange Erforschung des Faschismus zurückblickt. Geboren in Deutschland, überlebte er als Jude den Faschismus und lebt nun in den USA. Er warnt vor jeglichem Faschismus, dem Feind der Demokratie und der Freiheit.
Es ist der Islam, den Walter Laqueur als faschistische Ideologie bezeichnet.
Nun ist der Islam eine weit verbreitete und anerkannte Religion, die nach Ansicht sowohl der Weltgemeinschaft, wie auch Deutschlands von jedem Verdacht der politischen Ideologie frei gehalten wird und somit ist. Als 89jähriger Wissenschaftler ist Walter Laqueur nicht auf politische Zugeständnisse angewiesen. Uns möge in der deutschen Demokratie erlaubt sein, seinen Gedankengängen zu folgen, um sie zu korrigieren.
Es ist kein Geheimnis, dass die Inhalte der Heiligen Bücher des Judentums, der Thora, des Christentums, der Bibel, und des Islam, des Koran, von Blut triefen. Nur ihrer Geschichte und Fürsprechern verdanken diese Heiligen Schriften ihre heutige unbehelligte Existenz in Europa des Friedens, des Ausgleich und des Konsenses nach dem II. Weltkrieg. Ohne den tätigen Einfluss der Kirche dürften Heilige Bücher heute keinen Kindern in Deutschland vorgelesen werden.
Es ist die unvorstellbare lange Zeit, die den Heiligen Büchern die Grausamkeit genommen hat. Das offizielle Judentum und das offizielle Christentum rufen nicht mehr wie früher zur Ermordung Ungläubiger auf, wie sie die Anhänger anderer Religionen bezeichneten. Genozide und Kreuzzüge sind heute nicht nur unvorstellbar, sie finden auch keinen Anklang, schon gar nicht unter den jüdischen und christlichen Gläubigen. Bestialitäten haben in der Vergangenheit stattgefunden. Diese Religionen haben daraus gelernt.
Walter Laqueur ist nicht der Ansicht, dass die Grausamkeiten, die der Koran schildert, sich qualitativ und quantitativ von Thora und Bibel unterscheiden. Dies wird jeder bestätigen, der den Koran unvoreingenommen und mit Wohlwollen liest. Walter Laqueur ist der Ansicht, dass die Aufrufe zu Grausamkeiten, wie sie im Koran stehen, im Islam nicht überwunden sind und bis heute von einem Teil der Anhänger befolgt werden.
Walter Laqueur ist ein geachteter Faschismus-Forscher von hohem Niveau. Er weiß, dass die meisten politischen Verbrecher, die meisten Terroristen und Attentäter keine Muslime sind. Wenn sich islamische Terroristen auf den Koran berufen, bedeutet es nicht, dass der Islam den Terror rechtfertigt oder Basis des Terrorismus ist.
Woher bezieht also Walter Laqueur seine Überzeugung, dass der Islam eine faschistische Ideologie sei?
Aus dem real existierenden politischen Islam, dem Islamismus.
Es gibt einen jüdischen Staat und viele christliche Staaten. Sie mögen Demokratien sein, sie mögen autoritär geführt sein. Keiner dieser Staaten erfüllt die Kriterien eines faschistischen Staates.
Alle Staaten, in denen der Islam Staatsreligion ist, werden zumindest autoritär geführt. In keinem vom Islam geprägten Staat ist die persönliche Freiheit ein garantiertes Recht. Es gibt einige Staaten, in denen der Islam Staatsreligion ist und die die Kriterien eines faschistischen Staates erfüllen.
Die Kriterien für den Faschismus sind laut Walter Laqueur:
Sklaverei, Unterwerfung der Frau, Liquidierung Homosexueller, Unterdrückung und Ermordung Angehöriger fremder Kulturen und Religionen, politische Willkür, Folter von Regimegegnern, keine Meinungsfreiheit.
Der Aggressionskrieg, das unbedingte Kriterium des Faschismus des 20. Jahrhunderts, ist im 21. Jahrhundert kein notweniges Kriterium mehr.
Die islamischen Staaten, die alle diese Kriterien erfüllen, sind Saudi-Arabien, der Sudan und der Iran. Ihre Verfassungen basieren auf den Islam.
Die übrigen islamischen Staaten erfüllen nur einen Teil der Faschismus-Kriterien und können deshalb laut Walter Laqueur nicht als faschistisch bezeichnet werden.
Wenn die gemäßigten und nichtgemäßigten Taliban nach dem Abzug der westlichen Soldaten die Macht in Afghanistan erneut übernehmen werden, wird sich die Zahl islamofaschistischer Staaten erhöhen.
Diese faschistischen Staaten berufen sich auf den Islam wie einst die osteuropäischen Staaten sich auf den Kommunismus beriefen, und wie sich heute das faschistische Nordkorea noch darauf beruft. Die kommunistischen Staaten Osteuropas haben den Kommunismus nicht verraten, sie haben ihn gelebt. Im faschistischen Nordkorea wird der wahre Kommunismus praktiziert, nicht eine degenerierte Abart des Kommunismus. Saudi-Arabien, der Sudan, der Iran und die Taliban verraten nicht den Islam, sie verkörpern ihn.
Doch auch wenn Walter Laqueur Recht haben sollte: Wie könnte der Islam eine Gefahr für Deutschland und Europa werden? Etwa weil zweifelhafte Hochrechnungen vorgetragen werden, die auf Grund der höheren Geburtenzahl die Muslime noch in diesem Jahrhundert als Mehrheit der Bevölkerung Deutschlands sehen? Sogar wenn die Voraussage zutreffen sollte, werden die Muslime nicht notwendigerweise die Freiheit abschaffen und die Scharia einführen!
Hier bietet Walter Laqueur mehrere Möglichkeiten an.
*** Die Zahl der faschistischen islamischen Staaten wird zunehmen. Der Westen hat bereits heute den Krieg gegen den Faschismus in Afghanistan verloren. Er hat den Kampf militärisch und ideologisch verloren, weil er ihn nicht gewinnen will, nicht gewinnen kann, ohne die Prinzipien eines jeden Krieges zu akzeptieren. Diese sind:
Feinde werden getötet.
Unbeteiligte Zivilisten werden getötet.
Eigene Soldaten fallen.
Da der demokratische Westen nicht mehr bereit ist, die Prinzipien des Krieges zu akzeptieren, sollte er diesen Krieg sofort beenden und sich für besiegt erklären. Die Folge wäre nicht nur die Übernahme der Staatsmacht in Afghanistan durch ein faschistisches Regime, sondern die Übernahmen der Staatsmacht in weiteren islamischen Ländern durch faschistische Regime.
*** Die muslimische Bevölkerung im Westen Europas wird die faschistische Ideologie ihrer Heimatländer übernehmen. Hilfreich sind mangelnder Integrationswille, sowohl von Seiten des Gastlandes, wie auch von Seiten der Immigranten, und die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage der ehemaligen imperialen Staaten als Folge der Globalisierung.
Zwar gibt es in Deutschland und Europa genügend Menschenrechtsorganisationen, die den eigenen wirtschaftlichen Niedergang mit ethischen Argumenten unterstützen, mehrheitsfähig ist diese Meinung aus egoistischen Gründen nicht. Die geringe Anzahl der Geburten, die einen Bevölkerungsrückgang bedeutet, die Abwanderung qualifizierter Arbeiter und Akademiker, das Fehlen qualifizierter Immigranten, sind ernste Zeichen für den Niedergang Europas, der zur Kapitulation vor dem Faschismus führen wird.
*** Walter Laqueur bietet eine weitere Möglichkeit:
Noch bevor der demographische Wandel eintritt, werden die autochthonen deutschen und andere europäische faschistische Kräfte die Furcht vor dem Islam erfolgreich instrumentalisieren. Mit Unterstützung autoritärer Bündnispartner vom rechten und linken Rand des politischen Spektrums könnten sie die staatliche Macht an sich reißen und eine faschistische Herrschaft in Deutschland und anderen Länder Europas errichten.

Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.

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