Die dysfunktionale Energiewende wird nicht nur teuer, für manche unbezahlbar, sie wird Deutschland in ein Entwicklungsland verwandeln

globus algerien niger mali afrika kontinente, Quelle: Peggy_Marco, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig

Mister Energiewende Patrick Graichen, der schon vor zehn Jahren eingestanden hat, dass er und seine „Experten“ von der Agora sich geirrt haben, musste gehen. Die Folgen seines Irrtums bleiben bestehen. Sie sind schlimmer, als der Öffentlichkeit bisher klar ist. Die dysfunktionale Energiewende wird nicht nur teuer, für manche unbezahlbar, sie wird Deutschland in ein Entwicklungsland verwandeln.

Wieso das? Wir sind doch immer noch das Land mit der höchsten Energiesicherheit in Europa. Im Jahr 2020 betrugen die Stromausfälle aufs ganze Land gerechnet gerade Mal 15 Minuten, 2022 sollen es gar nur 11 Minuten gewesen sein. 2020 wurden wir von Frankreich gefolgt mit 20 Minuten, das Schlusslicht in der EU war Bulgarien mit 370 Minuten. Wir werden unseren Spitzenplatz trotz des Atomausstiegs behalten, versicherte uns die Bundesnetzagentur im Januar dieses Jahres. Über die Kosten hat sie nichts verlauten lassen.

Leider kommt eine Studie von Mc Kinsey zu ganz anderen Schlüssen. Sie warnt vor bevorstehenden gravierenden Stromausfällen. Schon 2025 könnten in Deutschland bis zu 5 Gigawatt von der benötigten Strommenge fehlen. Das entspricht der Leistung der eben abgeschalteten letzten drei Atomkraftwerke, die nun, statt Strom zu produzieren, Strom verbrauchen, um ihre Reaktoren runterzukühlen. In sieben Jahren, also 2030, das Jahr, in dem wir laut Klaus Schwab nichts mehr besitzen und darüber absolut glücklich sein sollen, könnte der Ausfall bereits 30 Gigawatt betragen, das wäre die Hälfte des angenommenen Verbrauchs. Die benötigte Strommenge könnte aber noch höher sei, denn es ist nicht genau zu berechnen, wie viele Elektroautos, Wärmepumpen und andere politisch gewollte Stromfresser es dann geben wird. Die Fehlmenge könnte bis zu 120 Gigawatt betragen. Es wird zu Stromausfällen zwischen 5 bis 24 Stunden kommen – das wäre das Niveau der heutigen Entwicklungsländer.

So etwas passiert, wenn man die Stromproduktion durch Abschalten von Kraftwerken verknappt und gleichzeitig die Anzahl der Stromfresser kontinuierlich erhöht.

Natürlich macht McKinsey Vorschläge, wie man mit diesem Dilemma umgeht. Man müsse den privaten Stromverbrauch der Haushalte „steuern“, im Klartext: rationieren. Jeder Haushalt muss mit seiner Zuteilung auskommen. Zugleich müsse es für die Wirtschaft einen „planmäßigen Lastenanwurf“ geben. Die Abschaltungen sollten nach dem „Rotationsprinzip“ erfolgen. Das beträfe auch E-Autos und Wärmepumpen. Dank Habecks Gebäudeenergiegesetz, das 2024 auch mit Zustimmung der FDP in Kraft gesetzt werden wird, sollen Gas und Ölheizungen mit solchen ersetzt werden, die mit 65% „Erneuerbaren Energien“ betrieben werden. Wir werden bald viel stromfressende Wärmepumpen haben. Aber keine Angst, Wärmepumpen funktionieren nur in gut gedämmten Wohnungen. Da zieht man im Winter eben einen Pullover mehr über. Leider geht dann der Rest historischer Substanz, die den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegs-Abrisse überlebt hat, auch noch flöten – aber das Klima ist gerettet!

Obwohl die bereits installierte Leistung an „Erneuerbaren“ unser Stromnetz an den Rand des Kollapses gebracht hat, der nur abgewendet werden kann, indem in Spitzenzeiten Strom aus „Erneuerbaren“ oft gegen Entgeld in die Netze der Nachbarstaaten gedrückt und bei Dunkelflaute teuer zurückgekauft werden muss, will Habeck die installierte Leistung verdoppeln. Um das zu erreichen, wurde vom Wirtschafts- und vom Umweltministerium eine „Notverordnung“ in Kraft gesetzt. Laut dieser Notverordnung sind das Washingtoner Artenschutzabkommen außer Kraft gesetzt und die erkämpften Abstände von Windrädern zu Wohnhäusern eliminiert. Die Beteiligung der Öffentlichkeit an Windparkplanungen wurde ausgehebelt, der Landschaftsschutz muss der Priorisierung der Windkraft weichen. Planfeststellungsverfahren werden beschleunigt, Umweltverträglichkeit wird nicht mehr untersucht. Das wird weite Teile unserer Kulturlandschaft zerstören.

Seit der Flurbereinigung der 70er Jahre ist Natur- und Landschaftsschutz nicht mehr so missachtet worden. Das alles, um es zu wiederholen, für ein Projekt, das von seinen Erfindern bereits vor zehn Jahren als Irrtum erkannt wurde!

Aber nicht nur in Deutschland richten die „Erneuerbaren“ immense Flurschäden an. Sie sorgen weltweit für Kollateralschäden. Regenwald in Kolumbien wird abgeholzt, um Balsaholz für Windradrotorblätter zu gewinnen.

In Norwegen werden deutsche Windräder im Siedlungsgebiet der Sami, dem letzten indigenen Volk des Landes, gebaut. Die Hälfte davon gehört der Stadt München. Greta Thunberg protestierte mit den Sami gegen die Zerstörung ihrer Landschaft: „Eine Klimawende, die die Menschen verletzt, ist keine Klimawende, die dieses Namens würdig ist.“ In Schweden werden in bisher unberührter Landschaft Lapplands Windräder errichtet.

Deutsche Unternehmen bauen im letzten ausgedehnten Weidegebiet für Rentiere Windräder. Den Protestierenden hielt einer der Betreiber entgegen, dass die Rentiere besonders gern unter Windrädern schliefen. Durch den Auftrieb der Rotoren würden die Insekten nach oben gewirbelt und die Rentiere könnten unbelästigt ruhen. Von Insektensterben wird viel berichtet, aber der Zusammenhang mit dem Betrieb von Windrädern tunlichst vermieden.

In Namibia sollen deutsche Windräder in einem Naturpark gebaut werden – für die Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff, der dann über zehntausend Kilometer per Tanker nach Deutschland transportiert werden soll. Zu den geplanten LNG-Terminals gehört das vor Rügen. Nachdem sich herausgestellt hat, dass in Lubmin die Wassertiefe für ein LNG-Terminal nicht ausreicht, soll es vor die berühmten Kreidefelsen platziert werden.

Das alles zeigt die ungeheure Verantwortungslosigkeit der Energiewendebetreiber, die seit zehn Jahren wissen, dass ihr Projekt nicht funktioniert.

Mich erinnert ihr Vorgehen an das stalinsche Projekt des Ostsee-Eismeerkanals, das hunderttausenden Menschen das Leben gekostet hat. Entlang der Überreste dieses Kanals liegen heute noch die Knochen der Verstorbenen. Heute werden keine Menschen mehr geopfert, jedenfalls nicht direkt, aber Natur und Kultur. Zur Rettung des Klimas, das nicht gerettet werden will und nicht gerettet werden kann, weil es sich nicht um politische Beschlüsse kümmert.

Quelle: Vera Lengsfeld

Finanzen