Friedrichstein – das Schloss der Grafen von Dönhoff in Ostpreußen

Kilian Heck / Christian Thielemann (Hrsg.)

Foto: Stefan Groß

Kilian Heck/Christian Thielemann (Hrsg.): Friedrichstein. Das Schloss der Grafen von Dönhoff in Ostpreußen, 2. Überarbeitete Auflage, Deutscher Kunstverlag, Berlin 2019, ISBN: 978-3-42207361-6, 48 EURO (D)

Schloss Friedrichstein war eines der größten unter den Schlössern des früheren Ostpreußens. Seit Ende des 17. Jahrhunderts war Friedrichstein Stammsitz der Dönhoffschen Familie. Es gehörte zu den drei Königsschlössern, die der preußische König Friedrich I. bei seinen Reisen zur Übernachtung nutzte. Das Schloss wurde im Januar 1945 von der Roten Armee in Brand gesetzt. Die verbliebene Ruine wurde 1957 zum großen Teil abgetragen. Mauerreste standen noch bis in die 1980er Jahre, einige Fragmente sind heute noch erkennbar. Hier steht heute ein Café. Bedeutende Teile der ursprünglichen Ausstattung sowie des Familienarchivs wurden vor 1945 in den Westen evakuiert und befinden sich heute teilweise auf Schloss Schönstein in Wissen (Sieg). 

Dieses Werk geht besonders auf die kulturelle und architektonische Bedeutung des Schlosses und deren Kunstgegenstände ein. Zahlreiche renommierte Kunsthistoriker und Historiker beschäftigen sich in eigenen Beiträgen damit.

Die zweite Auflage von Friedrichstein bietet neben neu aufgetauchten Quellen (wie etwa dem Fluchtbericht des letzten Schlossbewohners Graf Dietrich Dönhoff) und einer Überarbeitung aller Texte unter Berücksichtigung aktuellster Forschungsergebnisse, drei neue Beiträge sowie eine digitale „Auferstehung“ des Schlosses im Rahmen des deutsch-polnisch-russischen Forschungsprojekts „Virtuelle Rekonstruktionen in transnationalen Forschungsumgebungen“ des Marburger Herder-Instituts. Es wurde außerdem um zahlreiche neue Abbildungen ergänzt. 

Nach verschiedenen Vorworten behandelt Hans Jürgen Römelburg den Aufstieg der Familie Dönhoff in Ostmitteleuropa bis zum frühen 18. Jahrhundert. Danach geht Kilian Heck auf die Geschichte der Besitzer von Friedrichstein von 1666 bis 1920 und die Grafen von Dönhoff als Herren auf Friedrichstein 1666 bis 1945. Tilman von Stockhausen skizziert den Sammler und Museumsdirektor August Graf von Dönhoff. Danach behandelt Nicola Dönhoff die Geschichte von Friedrichstein von 1920 bis 1945. Daran anschließend geht Tatjana Dönhoff auf die Geschichte des Schlosses nach 1945 ein.

Kilian Heck stellt anschließend die Architektur von Friedrichstein im deutschen und europäischen Kontext, bevor Ursula Gräfin zu Dohna den Garten des Schlosses präsentiert.

Kilian Heck arbeitet andere Orte im Besitz der Familie Dönhoff auf. Derselbe Autor widmet sich den Friedrichsteiner Kunstsammlungen, Gerd Bartoschek geht danach speziell auf die Gemäldesammlung ein. Anschließend folgt eine Vorstellung der Tapisserien in Friedrichstein von Birgit Franke und Barbara Welzel. Jörg Meiner präsentiert dann die Möblierung und die Antiquitäten. Volker Krahn behandelt noch die Sammlung von Kleinbronzen von Graf Gustav Dönhoff. Die Tafelkultur im Schloss wird von Hildegard Wiewelhove vorgestellt und Jörg Probst beschäftigt sich mit Erinnerungen und Fotografien von Marion Gräfin Dönhoff. Werner Stark beschäftigt sich mit einem Manuskript der „Physischen Geografie“ nach Kant und Friedrichstein. Eine Gruppe von Autoren präsentiert danach eine virtuelle Rekonstruktion des Schloss Friedrichstein im Rahmen eines transnationalen Forschungsprojektes. 

Im Anhang findet man noch die Endnoten, die Biografie der Autoren, die Literatur, ein Register und einen Bildnachweis.

Das Werk ist eine wissenschaftliche Aufarbeitung der künstlerischen Gestaltung und der Kulturschätze eines alten Schlosses aus einer anderen Zeit. Das Buch ist daneben auch eine Geschichte des alten westfälischen Adelsgeschlechts aus der Grafschaft Mark. Eine übersichtliche Zeitleiste der Geschichte des Schlosses im Anhang wäre wünschenswert gewesen. 

Es ist eine Art künstlerische Rückbesinnung, aber keine revisionistische Anklage an verlorene Besitztümer oder eine Germanisierungspolitik des „altehrwürdigen“ Ostpreußens „heim ins Reich“.

Über Michael Lausberg 570 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.