Markus Söder beim Jahresempfang: Über der Kirche schwebt schon länger ein Dauertief

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, Foto: Dr. Dr. Stefan Groß

500 Vertreter aus Kirche, Gesellschaft und Politik haben am 12. Juli beim traditionellen Jahresempfang von Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, im Kardinal-Wendel-Haus in München-Schwabing teilgenommen. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat ein 15-minütiges Grußwort gesprochen.

Markus Söder ist wieder da und voll im Wahlkampfmodus. Der bayerische Ministerpräsident gibt sich kampfeslustig nicht nur gegenüber der Ampel-Regierung in Berlin, sondern auch wenn es um die Zukunft der Kirchen in Deutschland geht. Söder selbst evangelischer Christ, hat ein 15-minütiges Grußwort auf dem Jahresempfang von Reinhard Kardinal Marx gesprochen und wurde dabei nicht müde zu betonen, dass über der Kirche schon länger ein Dauertief hänge. Die Zahl der Austritte sei derzeit erschreckend hoch – und es könnte in diesem Jahr sogar noch schlimmer kommen. Das sei erst der Anfang. Und der CSU-Politiker hatte bei seiner sonst glühenden Rede für den Glauben zugleich eine deutliche Warnung ausgesprochen. Wenn „es finanziell eng wird“, könnte sich mancher Christ doch noch überlegen, endgültig der Kirche den Rücken zu drehen. Derzeit sei für viele Bundesbürger die finanzielle Belastung durch die Corona-Pandemie, den Ukraine-Krieg und die Stagflation schon besonders angespannt. Und gerade in dieser Situation, so die mahnenden Worte, könnte sich der eine oder andere dann doch überlegen, ob er sich das alles noch leisten kann oder will. Wie der 1967 in Nürnberg geborene Parteivorsitzende der CSU betonte, seien diese Entwicklungen derzeit „sehr ernst zu nehmen“.

Wie Söder betonte, habe der Missbrauch letztendlich dazu geführt, dass die deutschen Kirchen in einer Krise stecken. Und er mahnte: „Manche stellen die Frage: Wurde zu spät reagiert? Wurde in zu vielen Einzelstimmen reagiert, nicht geschlossen genug? Waren die Entschädigungen am Anfang zu niedrig? Sind sie jetzt angemessen? Bräuchte es nicht mehr Respekt und Empathie und Mitfühlen mit den Betroffenen?“

Trotz der derzeit schwierigen Situation hat der Ministerpräsident ein deutliches Bekenntnis zur Institution Kirche an diesem Abend formuliert. Aber er fügte genauso hinzu: Wenn es mit dem Mitgliederschwund innerhalb der Kirche so weitergehe, „werden diejenigen, die eine grundlegend andere Auffassung haben, besondere Stellungen und Privilegien infrage stellen und thematisieren, ob all dies noch zeitgemäß ist, ob man das nicht ändern muss.“

Der Sommerempfang war durch die Corona-Pandemie die letzten zwei Jahre ausgefallen. Nach dem Festakt bot der Garten des Schlosses Suresnes, auch Werneckschlößl genannt, eine festlich illuminierte Kulisse.

Schloss Suresnes

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