Der Antisemitismus und die Moderne: Die Wiederkehr des alten Hasses

jerusalem jüdische traditionellen juden jammern, Quelle: tdjgordon, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig
jerusalem jüdische traditionellen juden jammern, Quelle: tdjgordon, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig

Hyam Maccoby, Peter Gorenflos, Wolfdietrich Müller:
Der Antisemitismus und die Moderne: Die Wiederkehr des alten Hasses
Hentrich und Hentrich Verlag Berlin; 1. Januar 2020
ISBN-13: 978-3955653491
248 Seiten    24,90€

Vor weniger als einem Jahr erscheint der erste Teil des Œu­v­re von Hyam Maccoby. Der zweite Teil vertieft einige Fragen, obwohl er auch ohne den ersten Teil gelesen und verstanden wird. Man darf den ersten Teil auch nach dem zweiten Teil lesen.

Die Rezension des ersten Teils erscheint unter:
https://www.tabularasamagazin.de/das-christliche-antisemitismus-gen/
Auf den dritten Teil dürfen wir uns hoffentlich bald freuen.

Cave: Beim Lesen kommt selbst der Gläubige ins Wanken.

Der Judenhass ist nicht auf das Mittelalter beschränkt, er reicht von der Antike bis zur Modernen. Das Christentum, welches aus der griechischen Mythologie entsteht, ist die Haupttriebfeder des Antisemitismus. Nebenher behauptet das Christentum, eine Folgereligion des Judentums zu sein, was den Hass auf Juden erklärt, die sich weigern, die neue Religion gegen ihre alte einzutauschen. Die meisten Juden erkennen im Christentum nicht die Fortsetzung ihres Glaubens.

Der Hass der Christen auf Juden basiert auf die Aussage, dass Juden den christlichen Gott ermordet haben. Dies widerspricht eindeutig dem Neuen Testament (NT), da der Jude Jesus erst durch die Kreuzigung mit Todesfolge zum Gott mutiert. Somit haben gemäß dem NT die Römer dem jüdischen Pharisäer Jesus erst durch ihr Fehlverhalten (Verhalten) die Vergöttlichung ermöglicht. Die Kreuzigung Jesus durch die heidnischen Römer wird bis heute von ungläubigen bis zu praktizierenden Christen den Juden angelastet.

Der Islam hat weniger Probleme mit Jesus, da dieser nach dem Koran weder am Kreuz gestorben, zudem ein Mensch und schließlich kein Jude gewesen ist. Ein gläubiger Muslim kann somit einem Juden keinen Gottesmord vorwerfen, was nicht heißt, dass jüdische (und christliche) Teilgläubige nicht unterdrückt werden dürfen. Eine Unterdrückung des Islams kommt in christlichen Ländern ebenfalls vor. Die einzigen sog. Monotheisten, die niemanden ermorden, sind die Juden. Solche Ausnahmen gehören nach monotheistischem Verständnis verachtet, verfolgt und bestraft!

Die moderne Welt – ein Blick auf die Tageszeitungen genügt – teilt vieles mit dem Mittelalter, insbesondere den Antisemitismus. Antisemitismus ist nicht die Gegnerschaft zu Semiten (Arabern), sondern der Hass auf Juden als Religionsanhänger. Die Mehrheit der heutigen Juden sind keine Semiten. Auch trifft es nicht zu, dass der Judenstaat Israel von Anfang an mit den USA verbündet gewesen ist. Das stört jedoch überzeugte Judenhasser aus Europa nicht, die alle US-Amerikaner für Juden halten. Im Übrigen: Verbündete und auch Freunde erkennen ihre Hauptstädte gegenseitig und schnell an. Erst der jetzt amtierende Präsident Trump hat die Jerusalem als israelische Hauptstadt anerkannt. Schließlich hört in der gesamten EU die türkische Hauptstadt nicht auf den Namen Istanbul oder gar Byzanz, obwohl Ankara nicht einmal den Flair von Tel Aviv versprüht. Obwohl sie den Judenhass weit von sich weisen, hat bisher kein europäischer Staat Jerusalem als Hauptstadt des Judenstaates anerkannt. Die christliche antisemitische Ideologie zeigt hier offen ihr wahres Gesicht.

Der Hass auf Juden beginnt im Hellenismus. Konstantin der Große verbietet anno 312 den Juden das Missionieren. Mit dem Erstarken der Kirche kommt die Judenverfolgung in Schwung. Im europäische Mittelalter ist das Judentum eine religio licita (erlaubte Religion), die erst mit dem erneuten Erscheinen des nun entjudeten Jesus verschwinden wird. Daraus kann man folgern, dass sich Hitler für göttlich gehalten hat, da er alle Juden weltweit verschwinden lassen will. Dass Hitler dennoch kein Gott ist, erkennt man unter anderem daran, dass es heute noch Juden gibt.

Definition: Judenhass = Judaeophobie = Antisemitismus, worunter auch der arabische (islamische) Antisemitismus/Antizionismus fällt. Insbesondere der jüdische Anspruch, das von Gott persönlich auserwählte Volk zu sein, verstärkt den Judenhass. Buddhismus oder Hinduismus kennen keinen Judenhass, jedoch zuweilen eine Islamophobie.

Ab dem 11. Jahrhundert werden in Deutschland sowohl Muslime, wie Juden verfolgt, da sie unchristlich sind. Die Pest wird den Juden in die Schuhe geschoben, da sie aufgrund ihrer religiösen Reinheitsgebote sich oft die Hände waschen, was den Christen bis heute schwer fällt (s. Coronavirus). Juden, die auf Grund ihrer religiösen Hygienevorschriften die Pest überleben, werden zu den Verursachern der Pest erklärt!

Luther ist anfangs ein Philosemit, ein Judenfreund: „ … so wäre ich eher eine Sau geworden als ein Christ.“ Luther wird zum fanatischen Judenhasser, als er merkt, dass die Juden sich weigern, seine neue Religion anzunehmen. Luther ist der Hauptwegbereiter des Nationalsozialismus.

Der post-christliche Antisemitismus lässt sich an folgender Aussage der Postchristen verdeutlichen: Warum benehmen sich Juden heute wie Gojim? Der erfolglose Versuch, „Antisemitismus“ gegen Araber (Muslime) einzusetzen, ist ein Judenhass im modernen Gewand. Post-christlich ist die Aussage, dass die (jüdische) Ausbeutung nach Hass verlangt.

Nazis sind nichtchristliche Heiden. Der gar nicht seltene jüdische Selbsthass ist ein Rückfall ins Mittelalter.

Antisemitische Aufklärung: Christen sind Juden im falschen Gewand. Der Antisemit und Menschenfreund Voltaire, reich geworden durch Sklavenhandel, hat bis heute viele Bewunderer, sogar Anhänger, die seinen Judenhass negieren, bzw. schönfärben. Voltaires Antisemitismus pflastert ebenfalls den Weg zum Holocaust.

Nietzsche: Das AT ist lebensbejahend, das NT ist lebensverneinend (Rache, Liebe, Mitleid).

Faschismus: Kann Angst einen erneuten Holocaust entfachen?

Entsprechend der griechischen Mythologie ist Maria die Frau Gottes und Jesus ihr gemeinsamer Sohn, der später Gott verdrängt und Gottes Rolle und die seiner Mutter übernimmt.

Jüdisch: (Gottes) Gnade mindert Gerechtigkeit.

Christlich: (Gottes) Gnade ersetzt Gerechtigkeit (→ Gottesurteil, Foltergeständnisse).

Kunst ist nicht Wahrheit => Kunst darf antisemitische sein (Pink Floyd).

KZ ist ein Abbild der christlichen Hölle: Hitlers religiöse Motivation.

Neue Religion: Jede Naturgewalt, die uns nicht zähmen kann, ist böse.

Mohammed, der Begründer des Islam, stirbt eines natürlichen Todes. Sein Tod erfolgt nicht durch Juden. Ganz im Gegensatz zum Tode Jesus, der im Christentum zum Gottesmord mutiert.

Europäischer Antisemitismus, linker Antisemitismus und Islamismus bilden den neuen Antisemitismus: den marxistisch-islamistischen Judenhass.

Der Holocaust ist die Akzeptanz des genozidalen Antisemitismus durch Deutsche. Gegen Naturgewalten ist man machtlos, noch heute.

Ohne Hitler gäbe es keinen Holocaust. Der christliche Hass auf Juden erscheint hierzu notwendig. Somit ist ein neuer Antisemitismus mit einem erneuten Holocaust in Deutschland trotz vieler leeren Worten erneut möglich.

Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.