Dan Flavin, Untitled (for Ksenija) 1994 Marcia Hafif, Films (1970 – 1999) 17. Juli bis 30. September 2018

Dan Flavin, Untitled (For Ksenija), 1994 Schenkung von Heiner und Philippa Friedrich im Angedenken an ihre Eltern Erika und Harald Friedrich und Dominique und John de Menil, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Foto: Lenbachhaus, Ernst Jank

Dan Flavin: Im Jahr 1994 wurde der vom Architekten Uwe Kiessler gestaltete Kunstbau eröffnet. Mit der unterirdischen Galerie erschloss sich für das Lenbachhaus eine neue Dimension für Sonderausstellungen. Dan Flavin (1933–1996) entwickelte eigens für die Eröffnungsausstellung die Installation Untitled (for Ksenija), 1994. Das Spätwerk bekräftigt Flavins fortwährende künstlerische Beschäftigung im Spannungsfeld von Lichtkunst und Architektur auf eindrückliche Weise. Seine langjährigen Freunde und Wegbegleiter Heiner Friedrich und Philippa de Ménil schenkten dem Lenbachhaus dieses Werk zum Andenken an ihre Eltern Harald und Erika Friedrich sowie John und Dominique de Ménil. Anlässlich des 80. Geburtstags von Heiner Friedrich wird Untitled (for Ksenija) ein weiteres Mal im Kunstbau ausgestellt.

Flavin zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Minimal Art. Der wesentliche Ansatz dieser Kunstrichtung liegt in einer radikalen Reduzierung der bildnerischen Mittel auf einfache geometrische Formstrukturen. In ihrer formalen Eindeutigkeit nehmen die Werke stets Bezug auf ihre räumliche Umgebung. Dadurch werden die Wahrnehmung der Betrachterinnen und Betrachter sowie ihr Verhältnis zum Raum zu integralen Bestandteilen der künstlerischen Arbeit.
Im Kunstbau bestückte Flavin die vier an der Decke verlaufenden Lichtschienen mit Bändern aus Leuchtstoffröhren in den Farben Grün, Blau, Gelb und Pink. Diese farbliche Setzung betont die leichte Krümmung der Architektur und lässt an die Schienen des unter dem Kunstbau befindlichen U-Bahnhofs denken. Das Licht bewirkt differenzierte Farbprojektionen auf Boden, Wände und Einbauten – aber auch auf den Körper des Besuchers oder der Besucherin. Ohne die Architektur zu verstellen, erzeugt Flavins Installation neue Akzentierungen und Wahrnehmungsmöglichkeiten des Raums.

Als Ausstellung in der Ausstellung werden im Medienraum des Kunstbaus Filme von Marcia Hafif  gezeigt. Beide Künstler bewegten sich im New York der 1970er Jahre in einer kritisch versierten Kunstszene. Während Flavin sich von der Malerei abwendete und diesen Bruch zum formativen Moment seiner Kunstproduktion erklärte, blieb Malerei bei Hafif die Konstante, die parallel zu ihren Arbeiten in anderen Medien fort bestand.

Seit den 1970er Jahren widmete sich Marcia Hafif (1929–2018) der reinen Wirkkraft von Farbe. Ihre Gemälde verzichten auf Bildgegenstand und Komposition und repräsentieren ausschließlich sich selbst. Hafif fand in dieser Reduktion die Möglichkeit, Grundkomponenten der Malerei wie Material, Pinselführung, Oberfläche und Format analytisch zu befragen. Am Lenbachhaus befinden sich in der Sammlung KiCo mehr als 20 Malereien und Zeichnungen von Hafif aus sämtlichen Phasen ihres Schaffens. Seit 2003 wurden sie mehrfach in Sammlungspräsentationen ausgestellt.

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Marcia Hafif: Nancy, 1971, Courtesy of Marcia Hafif Trust,© Marcia Hafif

Marcia Hafif: Films (1970–1999) wendet sich einem weniger bekannten Aspekt von ihres Œuvres zu: Film und Sprache. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Rom, wo Hafif in den 1960er Jahren als Malerin lebte, fand sie in ihrer Heimat Kalifornien Anschluss an die experimentelle Kunstszene von Los Angeles. Im Umfeld von Künstlerinnen und Künstlern wie Robert Irwin, Nancy Buchanan, Chris Burden und Barbara T. Smith beschäftigte sie sich mit neuen Formaten und Medien: Sie entwickelte Klang-Installationen, setzte ihre bereits in Rom begonnene Auseinandersetzung mit Fotografie fort und drehte kurze Filmsequenzen. Inspiriert von Regisseuren wie Michelangelo Antonioni und Jean-Luc Godard intensivierte Hafif in dieser Zeit ihr filmisches Schaffen und produzierte ihre längsten Filme: Notes on Bob and Nancy (1970–1977) und India Time (1978).

Das Schreiben begleitete Hafifs gesamte Künstlerlaufbahn. Im Medium Film bot sich ihr die Möglichkeit, ihre Text- und Bildproduktion auf innovative Art und Weise zu verknüpfen: Viele ihrer Filme sind mit selbstverfassten Texten unterlegt, die als Begleitkommentar aus dem Off verlesen werden. Die Filme werden zu audiovisuellen Essays, in denen Hafif Themen wie Eskapismus und weibliche Selbstbestimmung verhandelt – Themen, die bis heute ihre Gültigkeit behalten.

Mit Marcia Hafif: Films (1970–1999) zeigt das Lenbachhaus als erstes Museum in Deutschland eine umfangreiche Auswahl von Filmen der Künstlerin, die über Jahre hinweg in Kalifornien, Indien und New York entstanden. Ihre Rezeption als Malerin der Monochromie – eine einengende Kategorie, der Hafif mehrfach widersprach – wird damit um wichtige Aspekte erweitert. Das Nebeneinander von filmischer Narration und malerischem Minimalismus in ihrem Werk erweist sich nicht als Widerspruch, sondern als Ausdruck einer künstlerischen Offenheit, die charakteristisch ist für die von Medienreflexivität geprägte Kunst in den USA der 1970er Jahre.

Mit großem Enthusiasmus begleitete Hafif von ihrer Heimat Kalifornien aus die Vorbereitungen für diese Präsentation kaum bekannter Arbeiten aus ihrem Gesamtwerk. Wie ihr langjähriger Galerist Fergus McCaffrey nun mitteilte, verstarb Hafif überraschend im April in Laguna Beach (Kalifornien).

Kuratiert von Sebastian Schneider

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