Nach Ende des Zweiten Weltkriegs folgten mehr als 30 Jahre, in denen sich der Tierschutz weitgehend nur in Form des karitativen Tierschutzes durch Tierheime ausdrückte. Anekdoten aus dieser Zeit verdeutlichen jedoch, dass die Vorstellung, dass Tiere nicht misshandelt werden dürfen, und wir ihnen Respekt schulden, nicht verloren gegangen ist.
Als 1949 eine spanische Künstlergruppe in München einen Stierkampf veranstalten wollte, brandete eine Welle der Empörung auf, die sich auch in den Behörden spürbar zeigte. Die Genehmigung wurde verweigert.
Eine Welle der Empörung brandete auch auf, als 1968 sozialistische Kriegsdienstgegner als Protest gegen den Vietnamkrieg und die diesbezüglich wahrgenommene Gleichgültigkeit der Bevölkerung im Hof des Deutschen Museums einen Schäferhund verbrennen wollten. Sogar eine Bundeswehrdelegation von Fallschirmspringern empörte sich und wollte den Hund retten. Die geplante Aktion wurde dann von den Studenten „aus Sicherheitsgründen“ abgeblasen, weil man Tote und Verletzte befürchtete – unter Menschen.
Ende der 70er-Jahre erwachte die Tierrechtsbewegung in Form einer Bewegung gegen Tierversuche und wurde im kommenden Jahrzehnt außerordentlich aktiv. Anfang der 80er-Jahre gelangen die ersten Tierbefreiungen aus Versuchslaboratorien, und gegen den Berliner Mäusebunker gab es einen Brandanschlag. Der junge Berliner Altenpfleger Andreas Wolff verbrachte zweimal mehrere Monate in Untersuchungshaft, floh nach Österreich und bat um politisches Asyl. Die Schauspielerin Barbara Rütting verhalf ihm zur Flucht. Als er zurückkehrte, wurde er inhaftiert. Ein dreimonatiger Hungerstreik endete für ihn auf der Intensivstation.
In den 90er-Jahren entwickelte sich aus der Anti-Tierversuchsbewegung eine Tierrechtsbewegung. Hier finden sich auch die Anfänge der veganen Bewegung. Beides erreichte durch spektakuläre Aktionen, Jagdsabotagen, Besetzungen, Nacktaktionen gegen Pelz und Tierbefreiungen aus Ställen eine nie dagewesene öffentliche Präsenz.
Den beiden „revolutionären Jahrzehnten“ folgten zwei Jahrzehnte der Ernte und Manifestation: Die ersten veganen Restaurants wurden gegründet und das Angebot an veganen Lebensmitteln verbreitert. Die ersten Kochbuch-Bestseller eroberten den Büchermarkt. Vegan war auf einmal in aller Munde. In dieser Zeit wurden auch die ersten Lebenshöfe für „Nutztiere“ gegründet, nachdem das gewachsene Bewusstsein für Tierrechte den Wunsch stark werden ließ, wenigstens einzelne Tiere dem Unrecht zu entreißen – Tiere, die vom praktischen Tierschutz bisher kaum beachtet wurden: „Nutztiere“. In diese Zeit fällt auch die Gründung von Rüsselheim e.V..