Grundlagenforschung für Hochleistungsbatterien: Erster Greve-Preis der Leopoldina geht an die Physikerin Kerstin Volz und den Physikochemiker Jürgen Janek

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Für ihre grundlegenden Erkenntnisse über wiederaufladbare Batterien erhalten die Physikerin Prof. Dr. Kerstin Volz und der Physikochemiker Prof. Dr. Jürgen Janek den Greve‐Preis der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina 2022. Die neu etablierte, mit 250.000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve gestiftet und würdigt in diesem Jahr herausragende Leistungen im Bereich der naturwissenschaftlichen Grundlagen einer nachhaltigen Energieversorgung.

Kerstin Volz, Direktorin des Wissenschaftlichen Zentrums für Materialwissenschaften (WZMW) der Philipps-Universität Marburg, und Leopoldina-Mitglied Jürgen Janek, Direktor des Zentrums für Materialforschung (ZfM) der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), befassen sich mit Fragen rund um die elektrochemische Energiespeicherung. Mit ihren teils gemeinsamen Forschungsarbeiten haben sie zur Verbesserung von Hochleistungsbatterien und zu neuen, ressourcenschonenden Konzepten der elektrochemischen Energiespeicherung beigetragen. „Kerstin Volz und Jürgen Janek treiben die Erforschung und Entwicklung von Batteriesystemen der Zukunft voran. Sie leisten damit wichtige Beiträge für eine nachhaltige Energieversorgung, die zur Bewältigung der Klimakrise dringend erforderlich ist“, sagt Leopoldina-Präsident Prof. (ETHZ) Dr. Gerald Haug.

Kerstin Volz (Jahrgang 1971) ist eine international führende Wissenschaftlerin im Bereich der Festkörperphysik. Sie beschäftigt sich mit der Herstellung neuartiger Funktionsmaterialien und deren quantitativer Charakterisierung. Mit elektronenmikroskopischen Verfahren ermöglicht sie höchst aufgelöste Einblicke in Batterien und Halbleiter. Ihre grundlegenden Ergebnisse zur Abscheidung und Struktur haben beispielsweise dazu beigetragen, Energiematerialien zu entwickeln und leistungsfähiger zu machen und Solarzellen sowie Bauelemente zur photoelektrochemischen Wasserspaltung signifikant zu verbessern. Volz hat Physik an der Universität Augsburg studiert und sich nach ihrer Promotion an der Philipps-Universität Marburg habilitiert, wo sie seit 2009 Professorin für Experimentalphysik ist und seit 2015 dem Wissenschaftlichen Zentrum für Materialwissenschaften als geschäftsführende Direktorin vorsteht. Dort leitet sie auch einen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereich, der sich mit fundamentalen Aspekten des Ladungs- und Energietransfers an und über Grenzflächen beschäftigt, wie sie dann auch in Bauelementen eine wichtige Rolle spielen.

Jürgen Janek (Jahrgang 1964) ist Experte auf dem Gebiet der Festkörperelektrochemie und spezialisiert auf Materialforschung für Batterien. Er gehört weltweit zu den meistzitierten Wissenschaftlern auf diesem Gebiet und hat unter anderem einen Metall-Luft-Batterietyp entwickelt, der auf gut verfügbarem, kostengünstigem Natrium anstelle von Lithium basiert. In jüngerer Zeit hat er zudem die Entwicklung von Konzepten für Festkörper(lithium)batterien und deren physikalisch-chemisches Verständnis maßgeblich vorangetrieben. Janek hat an der Leibniz Universität Hannover Chemie studiert und sich nach seiner Promotion im Fach Physikalische Chemie habilitiert. An der JLU Gießen ist er seit 1999 als Professor für Physikalische Chemie tätig, seit 2016 leitet er dort das Zentrum für Materialforschung. Seit 2011 ist er auch wissenschaftlicher Leiter des Battery and Electrochemistry Laboratory (BELLA) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und er ist Mitglied im Exzellenzcluster POLIS des KIT und der Universität Ulm, das sich mit der Entwicklung neuer Batteriematerialien und Technologiekonzepte zur Speicherung elektrischer Energie befasst. 2022 wurde Janek als Mitglied in die Leopoldina aufgenommen.

In ihren gemeinsamen Arbeiten geht es Kerstin Volz und Jürgen Janek darum, Vorgänge in Festkörperbatterien zu untersuchen und Strukturveränderungen während des Betriebs zu ergründen. Sie haben durch die Kombination von elektronenmikroskopischen und elektrochemischen Methoden beispielsweise Alterungsphänomene aufgeklärt, die zu Kapazitätsverlusten von Batterien führen.

Der Greve-Preis der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina wird an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder Forschungsteams verliehen, die in Deutschland an Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen oder in Wirtschaftsunternehmen tätig sind. Die neu etablierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre verliehen und würdigt besonders herausragende Forschungsleistungen in den Bereichen Naturwissenschaften/Medizin und Technikwissenschaften. Der Greve-Preis wird themenspezifisch ausgeschrieben, in diesem Jahr zu naturwissenschaftlichen Grundlagen einer nachhaltigen Energieversorgung. Der Preis ist mit 250.000 Euro dotiert, die aus Mitteln der Greve‐Stiftung stammen.

Die Preisverleihung findet am Donnerstag, 17. November 2022 um 12:30 Uhr im Rahmen eines Festakts statt, zu dem der Präsident des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg, Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher, in das Hamburger Rathaus einlädt. Journalistinnen und Journalisten, die sich für die Preisverleihung interessieren, wenden sich bitte bis zum 15. November per E-Mail an presse@leopoldina.org. Interviews mit der Preisträgerin beziehungsweise dem Preisträger werden gerne vermittelt.

Die Veranstaltung wird auf dem YouTube-Kanal der Leopoldina im Livestream übertragen: www.youtube.com/NationaleAkademiederWissenschaftenLeopoldina.

Die Leopoldina auf Twitter: www.twitter.com/leopoldina

Über die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7- und G20-Gipfel. Sie hat 1.600 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigt Expertise aus nahezu allen Forschungsbereichen. Sie wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Die Leopoldina ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl verpflichtet.

Über die Hamburgische Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve

Prof. Dr. Dr. h. c. Helmut Greve und Prof. Dr. h. c. Hannelore Greve gründeten 1995 die Hamburgische Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve. Im wissenschaftlichen Bereich ermöglichte die Stiftung u.a. die Gründung der Akademie der Wissenschaften in Hamburg mit einer Anschubfinanzierung über drei Jahre sowie die Ausschreibung eines hochdotierten Hamburger Wissenschaftspreises und seit 2022 die Ausschreibung des Greve-Preises der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Das Verantwortungsbewusstsein der Stiftungsgründer, ihr Gespür für Qualität und ihre Einsicht ins Notwendige und Machbare haben auch die Arbeit der Stiftung geprägt und prägen sie noch heute. Eva-Maria Greve und Wolfgang Peter Greve führen als Vorstand die Stiftungsarbeit in diesem Sinne fort.

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