An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen (Matthäus 7:20)

Jesus am Kreuz, Foto: Stefan Groß

Der folgende Aufsatz basiert auf das Buch von

Hyam Maccoby: Ein Pariavolk
Hentrich und Hentrich Verlag Berlin; 1. Mai 2019
ISBN-13: 978-3955653071
224 Seiten    24,90€

Es handelt sich um mehr als eine Rezension.

Die Wurzeln des Christentums liegen im Abendland und nicht im Morgenland. Das Christentum ist keine orientalische Religion, auch wenn viele seiner Anhänger den Ursprung ihrer Religion in Jerusalem sehen. Das authentische Kind der Thora ist nicht das Neue Testament, sondern der Talmud.

Laut christlicher Bibel wird Jesus auf Wunsch der Juden von der römischen Besatzungsarmee gekreuzigt. Anschließend steht er von den Toten auf, um vereint mit Gottvater, der dem Judengott entsprechen soll, und dem Heiligen Geist als Dreieiniger Gott die Welt zu regieren.

Die wissenschaftlich anerkannte Forschung besagt, dass Jesus eher im nördlichen Galiläa als in Bethlehem bei Jerusalem als Jude von einer jüdischen Mutter namens Miriam geboren wird. Als jüdischer Nationalist, der die Römer aus seiner Heimat vertreiben will, gesellt er sich als junger Mann zu den Pharisäern, die die hellenistische heidnisch-religiöse „Bourgeoisie“ der Tempelpriester nicht nur ablehnen, sondern auch bekämpfen. Erst als Jesus zur Bestürzung seiner jüdischen Freunde und der Pharisäer umgebracht wird, entsteht um ihn der göttliche Mythos, der ihm bis heute anhaftet. Der ausschlaggebende Religionsstifter ist der hellenisierte selbsthassende Jude Saulus (hebr.), der der hellenistischen Gnosis anhängt. Das Christentum, welches Paulus (lat.) erschafft, ist bis heute eine Mischung aus Judentum, Gnosis und Mysterienreligion und im Gegensatz zum Judentum keine Schöpfungsreligion.

Die Gnosis existiert seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert und verschwindet mit dem Sieg des Christentums über das Heidentum. Die Gnosis ist die früheste Form des Antisemitismus. Das Christentum als neue Erlösungsreligion benötigt menschliche und göttliche Opfer, um das Heil zu erlangen. Um spezifisch das Judentum als anfängliche Konkurrenz zu dämonisieren, wird Judas (hebr. Jude) zum Verräter stilisiert. Dabei ist Judas sehr wahrscheinlich Jesus` Zwillingsbruder! Doch dieses wird bei der Abfassung des Neuen Testaments verworfen, da es Marias Jungfräulichkeit widerspricht.

In langen und heftigen Kämpfen werden die im Heiligen Land verbliebenen jüdischen Anhänger Jesus von Paulus und seinen Nachfolgern mundtot gemacht. Der Judenchrist Petrus wird als erster Papst nach Rom abgeschoben, wo er nie gewesen ist. Die christliche Bibel wird umgeschrieben, um den Juden die alleinige Schuld für den Foltertod Jesus zu übertragen und die Römer, mit denen die Christen zwischenzeitlich verbündet sind, moralisch zu entlasten. Die Christen schlagen sich bald auf Seiten Roms, werden die neuen Römer. Sie bezwingen das römische Heidentum, welches im Christentum aufgeht und dabei bedeutende Spuren hinterlässt.

Die Juden, die nach mehreren Aufständen in ihrem nahöstlichen Heimatland vom römischen Militärapparat bezwungen werden, werden zunächst von Römern und Christen, anschließend von der Römischen und der Orthodoxen Kirche zu Staatsfeinden erklärt und zu Paria degradiert. Die Juden betrachten sich niemals als Paria. Der hl. Augustinus und viele einfache Christen sind hingegen davon überzeugt, dass die Juden den Paria-Status gerne akzeptieren, den sie durch den Gottesmord redlich verdient haben. Thomas von Aquin hält es für eine Christenpflicht, Juden zu unterdrücken, verbietet jedoch, sie auszurotten, da man sie für den Jüngsten Tag braucht. Dies gilt bis heute.

Nur dort, wo die Kirche ihrer Macht entledigt wird, können Juden gefahrlos überleben. Alle Judenverfolgungen in Europa basieren auf das Christentum. Die Nationalsozialisten, und im verminderten Maß die Kommunisten, übernehmen die Ideologie ihrer jeweiligen Kirche. Die Nazis betrachten sich als Anti-Christen, die im Gegensatz zu Thomas von Aquin, Juden ausrotten dürfen, ja müssen. Sie verinnerlichen Nietzsches Glauben, dass die Juden die Erfinder des Christentums sind, welches deshalb nach der Vernichtung aller Juden beseitigt werden muss.

Hostie = lat. Opfer. Die christliche Sühne erfolgt durch ein Menschenopfer, genauer: durch das Opfern eines Juden. Hier zeigt das Christentum offen, dass es eine hellenistische, heidnische Mysterienreligion ist. Das Leiden der Götter findet man auch in den nordischen heidnischen Religionen.

Der mittelalterlich-christliche Vorwurf, Juden bräuchten christliches Kinderblut zum Backen der Pessach-Matzen ist eine beabsichtigte Verkennung und Verdrehung der Realitäten, nämlich eine Schuldübertragung: Im christlichen Abendmahl wird das jüdische Jesus-Opfer (Hostie) gegessen und sein Blut getrunken. Es handelt sich nicht um Brot und Wein, sondern um Leib und Blut Christi!

Die Dämonisierung der Juden in Europa beginnt ab dem 11./12. Jahrhundert: Es entstehen entsprechende Kirchenbilder, die Kreuzzüge starten und die ersten Passionsspiele werden aufgeführt. Besonders letztere sind bis heute sehr beliebt und werden als Vorläufer des Holocausts verstanden. Christen betrachten Juden als Teil ihres Religionssystems. Nicht so die Juden!

Um den Judenhass zu verbrämen, wird 1879 der „Judenhass“ vom deutschen Judenhasser Wilhelm Marr durch den wissenschaftlich klingenden Ausdruck, durch das Codewort „Antisemitismus“ ersetzt, das sich heute durchgesetzt hat. „Antisemitismus“ hat nichts mit „Semiten“ zu tun, wozu die Juden teilweise dazugehören. So können 100%-ige semitische Araber problemlos Antisemiten sein und gleichzeitig vorgeben, Juden oder auch keine Juden zu hassen.

Seit dem Mittelalter setzt sich bei Christen die Ansicht durch, dass Juden selber am Antisemitismus schuld sind. Antisemitismus außerhalb des Christentums ist unter Nicht-Monotheisten unüblich. Selbst der monotheistische muslimische Judenhass wird von Juden dem katholischen vorgezogen. Der muslimische Judenhass nimmt jedoch zu und betrifft vermehrt Christen, da diese im Gegensatz zu Juden weiterhin in muslimisch dominierten Staaten leben. Es gilt die Feststellung, dass Judenhass dort existiert, wo Folgereligionen (Christentum, Islam) des Judentums herrschen.

Eine große Gefahr für Juden ist die gnostische Dämonisierung der Juden, die im Christentum und im Islam existiert. Die christliche Dämonisierung ist die gefährlichere. Politische Dämonisierung der Juden gibt es bei Linken, Rechten, Marxisten, Atheisten, etc., in beinahe allen Parteien. Die Dämonisierung der Juden durch die Nazis ist das Vorspiel zum Holocaust. Hingegen sind die früheren skandinavischen Heiden keine Judenhasser, das werden sie erst auf Befehl des Führers.

Nach einem verlorenen Krieg und einer am Boden liegenden Wirtschaft entscheidet sich das deutsche Wahlvolk für die christlichen Judenverfolgungen des Mittelalters. Die Nazis wiederholen das Mittelalter lediglich mit der Schoa. Im Gegensatz zum Mittelalter darf Hitler die Juden endgültig vernichten, da er in der Endzeit lebt, wo Juden nicht mehr gebraucht werden. Hitlers 1.000-jährige Reich wird bereits in der Offenbarung (20) erwähnt. Mit dem Nationalsozialismus, der von der Kirche toleriert wird, wird der Holocaust fester Bestandteil des Christentums.

In immer mehr Staaten Europas sind die überlebenden Juden gleichberechtigte Bürger, jedoch weiterhin verhasst. Eine Jahrtausende alte Tradition verschwindet nicht durch demokratische Wahlen, Edikte oder leere Worte.

So wird es verständlich, dass der Vatikan – außer in der Propaganda – sich nicht für die Rettung von Juden unter Hitler einsetzt. Im Gegenteil: Der Vatikan hilft bekannten Nationalsozialisten auf der Flucht Europa unbeschadet in Richtung Südamerika zu verlassen.

Momentan schwächelt die Katholische Kirche, da sie eine für sie bedrohliche Krise durchschreitet. Es lässt sich nicht mehr verbergen, dass sich die Katholische Kirche nicht an die eigenen Lehren hält. Die Toleranz der christlichen Gläubigen in vielen Staaten Europas lässt nach, nicht jedoch in Lateinamerika. Der erste lateinamerikanische Papst kann auf seine ursprüngliche Anhängerschaft vertrauen, die nun die weltweite Katholische Kirche vom Untergang bewahren soll. Es sieht momentan nicht danach aus, dass ihm dies gelingt.

Die Gefahr für die Juden, die im Abendland leben, besteht darin, dass die europäischen Kirchen als letzte Möglichkeit, um ihren eigenen Untergang zu verhindern, auf seit dem Mittelalter bekannte Muster gegen Juden zurückgreifen. Auch andere gesellschaftliche Verwerfungen mit gravierenden sozialen Konsequenzen (z.B. Armut durch Klimawandelpolitik) können zu Judenverfolgungen ausarten. Dank der Existenz des Judenstaates Israel, verfügen alle Juden – auch die selbsthassenden – über ein kleines Territorium, wo sie die Möglichkeit haben, sich mit Waffen zu verteidigen. Dieser Umstand hellt die Doppelzüngigkeit europäischer und insbesondere deutscher Politiker auf, die Israel zu ihrer Staatsräson erklären und gleichzeitig die Juden Israels strategisch und militärisch schwächen wollen, um ihre Widerstandskraft zu brechen. Diese Politiker können dies ohne Schaden zu nehmen tun, da ihre abendländischen und deutschen Wähler zum Teil davon überzeugt sind, dass Juden die Weltherrschaft anstreben. Hier treffen sich Nationalsozialisten und Kommunisten auf Augenhöhe.

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Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.