Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen

Jeder mag glauben, was ihm gefällt

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Ludwig Wittgenstein gehört zu den bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Er liefert gewichtige Beiträge zur Philosophie der Logik und der Sprache. Zu seinen wichtigsten Werken gehört „Tractatus logico-philosophicus“, der ihn bekannt und berühmt macht.

In Zeiten der allgemeinen Ungewissheit wie heute (Corona) hilft es wenig, wenn der Bürger sich auf Aussagen von Politikern, Industriellen und den von ihnen materiell und ideell abhängigen Wissenschaftlern und Meinungsmachern verlässt. Die allermeisten Politiker, Industriellen, Wissenschaftler und Meinungsmacher haben keine Ahnung, wie sich die jetzige Pandemie entwickeln wird. Wie denn auch? Wir kennen die Zukunft nicht.

Warum ist in Deutschland die Pandemie bisher relativ und absolut glimpflich verlaufen, während die englischen Staaten GB und USA es schwer haben? Werden bestimmte Zahlen in Deutschland unterdrückt und nicht veröffentlicht? Hat sich das Virus über Schweine und Menschen oder über ein Labor in Wuhan (oder doch Peking?) verbreitet? Oder kommt Corona gar aus Spanien?

Jeder mag glauben, was ihm gefällt.

Wer sich für die (eine) Wahrheit entscheidet, sollte sich mit der Philosophie befassen. Ludwig Wittgenstein kann uns Antworten geben, die nicht richtig sein müssen. Doch seine Antworten liegen näher an der Wahrheit (an den Tatsachen) als die der bezahlten Schwätzer, die in regelmäßigen Abständen im Fernsehen sich bewundern lassen.

Ludwig Wittgensteins Wahrheiten bestehen aus mehreren Teilen, was dem Verständnis nützt. Wittgenstein geht davon aus, dass es die Wahrheit oder Tatsachen gibt. Die Wahrheit entspricht jedoch niemals unserem Wissen. Die Menge des Wissens nimmt kontinuierlich zu, was bedeutet, dass wir morgen mehr wissen werden als heute und heute weniger wissen als morgen. Weniger Wissen muss nicht ganz falsch sein, jedoch unvollkommen und teilweise falsch. Unser Wissen sucht nach Realität. Wenn altes Wissen durch neues Wissen ersetzt wird, weil das Neue die Wahrheit besser abbildet, dann verschwindet das alte Wissen oder sollte es zumindest: Es wird obsolet. Mit der Zeit nimmt das neue Wissen zu und das alte ab. Verstehbar, dass ab einem willkürlichen Zeitpunkt kein altes Wissen mehr richtig (genau) ist. Unser Wissen wird irgendwann in der Zukunft falsch sein und somit irrelevant. Argumente des Wissens (Ideologien) gelten nicht ewig – im Gegensatz zur Realität! Unser Wissen nähert sich mit der Zeit der Wahrheit (Realität) an, erreicht sie jedoch nicht. Menschliches Wissen (Wissensansammlung) erkennt man daran, dass es irgendwann nicht mehr der Wahrheit (Realität) entspricht, es also falsch ist. Menschliches Wissen lässt sich letztendlich nur falsifizieren, nicht verifizieren.

Anthropozän wird die neue (jetzige) geochronologische Epoche genannt. Anthropozän ist das jetzige Zeitalter, in dem der Mensch zum wichtigsten Einflussfaktor auf Biologie, Geologie und Atmosphäre auf der Erde Terra geworden ist. Es gibt sogar Volksparteien, die felsenfest davon überzeugt sind und in Regierungen sitzen.

Nun wissen wir, das kein Wissen Bestand hat, folglich auch keine Volkspartei. Schon der Grundschulschüler kennt den Zusammenhang zwischen Körpergröße und Anzahl. Je größer ein Tier, desto geringer seine Anzahl. Wer sich nicht daran hält, stirbt trotzdem aus. Trumps Idee, die Besiedlung des Mars, wird somit wenig ausrichten. Das Anthropozän wird sehr bald (in 1.000 Jahren?) enden, wenn es keine Menschen mehr geben wird. Wahrscheinlich bedeutend früher.

Zurück zu Ludwig Wittgenstein. Unser Wissen ist in seiner Gesamtheit falsch. Wir werden das Universum oder Gott niemals erkennen. Nicht nur Teile des Wissens, das gesamte menschliche Wissen ist letztendlich falsch und wird somit von der Wahrheit, den Tatsachen verdrängt. Möglicherweise trägt das Corona-Virus einen bedeutenden Beitrag hinzu.

Dass wir die gesamte Realität nicht erkennen können, könnte daran liegen, dass es die Realität nicht gibt.

Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.