Wenn Europa will…arbeitet die Zeit gegen Putin

Europa-Fahnen

Auf den ersten Blick sieht es derzeit nicht gut aus für Europa und die Ukraine, weil „Uncle Sam“. also das gute, alte Amerika nicht mehr existiert. Amerika ist nicht mehr das, was esveigentlich immer war: die Hüterin der westlichen Werte und Vorposten der westlichen Welt.

Aber wie es schon in Goethes Faust heißt (ich bin der Geist, der stets das Böse will und doch das Gute schafft) erwächst aus dieser Situation auch eine neue große Chance für uns Europäer. Europa könnte und sollte für die (vorübergehende) Zeit der erratischen Trumpjahre die klassische Rolle Amerikas übernehmen, also Amerika soweit wie möglich ersetzen. Ja mehr noch: Europa kann und muss diese Jahre nutzen, um in allen wichtigen Bereichen, insbesondere bei Verteidigung und Wirtschaft eigene Souveränität und eigene Kapazitäten aufzubauen. Am Ende eines solchen Prozesses gäbe es dann nicht nur einen mächtigen Wirtschaftsgiganten namens Europäische Union, sondern – gemäß den heute geplanten Verteidigungsinvestitionen – auch eine neue starke Militärmacht namens Europa. Die durch Putin bewirkten Veränderungen würden dann praktisch in der Bildung einer neuen westlichen Weltmacht namens Europa münden!

Wenn dann die Wirren und Irrungen eines Trump vorbei sind und Amerika wieder zu seinen alten Werten zurückfindet, hat es Putin nicht mehr nur mit einer sondern mit zwei westlichen Weltmächten zu tun, die er nicht mehr so leicht erschüttern kann, wie 2022 mit seinem Überfall auf die Ukraine.

Nach einer solchen neuen globalen Machtverteilung und dem Ende der Diktatur eines Putin entsteht sogar die Chance, dass Russland selber – ähnlich wie Deutschland nach der Hitlerdiktatur – doch noch ein demokratisches und “normales” Land wird. Zumindest ist dasdann nicht mehr völlig ausgeschlossen.

Insofern gilt: wenn Europa will und sich neu aufstellt, arbeitet die Zeit gegen Putin.

 

Über Ingo Friedrich 65 Artikel
Dr. Ingo Friedrich war von 1979-2009 Abgeordneter des Europäischen Parlaments, von 1992 bis 1999 Vorsitzender der CSU-Europagruppe im Europäischen Parlament. Er war Schatzmeister der Europäischen Volkspartei (EVP) und Präsident der Europäischen Bewegung Bayern. Seit 2009 ist er Präsident des Europäischen Wirtschaftssenats. Von 1999-2007 war Friedrich einer der 14 gewählten Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments. 2004 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz. Friedrich ist Ehrenmitglied des Europäischen Parlaments und war Präsident der Wilhelm Löhe Hochschule.