Sturm im Wasserglas oder Geschichte ist keine exakte Wissenschaft

Das Schlachten im Hürtgenwald in der Eifel nahe der holländischen Grenze dauern von Oktober 1944 bis Februar 1945. Es ist wohl der brutalste Kampf an der Westfront. Der Kampf wird mit der Einnahme des Dorfes namens „Schmidt“ beendet. Das Eifeldorf Schmidt gehört heute mit über 3.000 Einwohnern zur Stadt Nideggen.

Es dauert wohl einige Jahrzehnte (1989?) bis die US-amerikanischen Veteranen sich in Schmidt mit ihren einstigen Feinden regelmäßig treffen. Mit den Jahren werden aus Feinden Freunde, die nie mehr einen Krieg zwischen den USA und Deutschland (zunächst Westdeutschland, später Gesamtdeutschland) wollen. Irgendwann, als die Anzahl der Veteranen aus natürlichen Ursachen spürbar zurückgeht, vereinbaren die verbliebenen Freunde, ein kleines Denkmal aufzustellen, um die ewige Freundschaft und ihre Notwendigkeit öffentlich zu besiegeln. Das kleine unscheinbare Denkmal wird 1999 zum 500. Geburtstag von Schmidt ohne Hilfe oder Unterstützung vom Bund oder vom Land NRW errichtet. Vor 20 Jahren hält man es nicht für notwendig, hierzu Experten zu befragen.

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Die Zeit heilt nicht nur Wunden, sie erzeugt auch welche. Vor wenigen Jahren beginnt ein Bürger aus Schmidt, sich für die Kämpfe des 2. Weltkrieges in der Eifel zu interessieren. Er stellt historisch gravierende Mängel, sogar Fehler auf dem Denkmal fest. So sei die bundesdeutsche Fahne links neben der deutschen Versöhnungshand deplatziert, da 1944-1945 (Zeitangabe oberhalb beider Hände) die Nazi- oder die Reichskriegsflagge wehen müsste. – Die „falsche“ Flagge lässt sich leicht erklären. Das Denkmal, welches an die schlimme Zeit 1944-1945 erinnert, wird erst 1999 errichtet! Die Freundschaft ist nicht im Krieg 1944-1945 entstanden, sondern Jahre später! Und da sieht die BRD-Fahne genauso aus wie dargestellt: schwarz – rot – gold; zugegeben heraldisch unglücklich.

Der 2. Makel betrifft die Abzeichen der sich bekämpfenden Bataillone. Das US-amerikanische Zeichen (Wappen der 89. Infanterie-Division) scheint o.K. zu sein, doch zu welchem Eifel-Volkssturm-Nazi-Hufeisen-Division gehört das Hufeisen über der BRD-Fahne? Oder soll das Hufeisen die Schmidtsche Bauernschaft symbolisieren? Nach Klärung des Sachverhaltes lässt sich bei Bedarf das Hufeisen leicht kaschieren.

Schließlich der schlimme Text, der die Fakten der bereits 1999 bekannten Geschichte leugnet:

Sie starben nicht vergeblich denn sie gewannen den Frieden zwischen unseren Völkern. Sogar das Komma (als Zeichen der Unterwerfung?) wurde im deutschen Text vergessen! Im Amerikanischen ist das Komma nicht üblich.

Das kann und darf man nicht beiseite schieben! Denn die Einen (USA) kämpften für die Freiheit von Krieg und Diktatur, während die Anderen (Nazi-Deutschland) für Hitler sterben. Frau Dr. Karola Fings vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln besteht aus diesem Grund darauf, das Schmidtsche Denkmal aus der Öffentlichkeit zu verbannen.

Der größte Fehler, den die einstigen Feinde und heutigen Freunde samt lebenden Nachkommen 1999 begehen, liegt darin, dass sie von sich aus das Denkmal errichten, ohne vom Institut für Landesentwicklung und Regionalgeschichte, vom Landschaftsverband Rheinland und vom Vogelsang IP (Internationaler Platz) Rat einzuholen. How dare you? Wie können GIs, Volkssturm und einfache Bauern sich erdreisten, den Krieg und den darauf folgenden Frieden ohne Experten in einem billigen Denkmal zu verewigen? „Gut gemeint, aber schlecht gemacht“ ist das positivste Lob der herbeigerufenen Experten.

Glücklicherweise leben wir Dank der USA in einer Demokratie, in der auch Laien ihre Meinung äußern dürfen und ein Anrecht auf Gehör haben. Die geschichtlichen Erkenntnisgewinne haben in den letzten Jahren enorm zugenommen. Es geht um die Frage, warum an diesem Teil des Westwalls so lange und unnütz (nicht vergeblich) gekämpft wird. Vor allem: Was hat die deutschen Kämpfer bewegt, ihr Leben zu riskieren gegen einen Feind, der sie eh bald befreien würde? Für die Amerikaner gilt: Wir haben im Krieg gekämpft und viel verloren (Gesundheit, Leben). Beim Kämpfen hat uns kein Geschichtswissenschaftler beraten. Wir haben aus Feinde Freunde gemacht und der Frieden hält bis heute an! Nur das ist wichtig und nicht die Meinung einiger Experten, deren lediglich auf Papier basiertes Wissen unzureichend ist und die die neuen historischen Erkenntnisse über den Zweiten Weltkrieg übergehen, anstatt sie zu berücksichtigen.

Welches sind die historischen Erkenntnisse, die nicht nur in Deutschland unbekannt bleiben? Es handelt sich um die Frage, warum Hitler, also das 3. Deutsche Reich, Krieg mit fast allen seinen Nachbarn führt.

Offiziell führt Hitler den Krieg, weil Deutschland überbevölkert ist. Deutschland hat 1937 wie heute 80.000.000 Einwohner und ist um ein Drittel größer als heute! Vom „Volk ohne Raum“ kann keine Rede sein. Zudem werden in den Jahren des Kriegs nur wenige landwirtschaftliche Siedlungen im Westen Polens errichtet. Der deutsche Drang, trotz billiger Arbeitskräfte (slawische Sklaven) den Lebensraum im Osten zu verwirklichen, hält sich in engen Grenzen.

Warum dann der Krieg?

Hitler will alle Juden ausrotten, die hauptsächlich im Osten Europas leben: Polen, Litauen, Weißrussland, Ukraine, um die größten jüdischen „Siedlungsgebiete“ zu nennen. Nach der Wannseekonferenz 1942 wird Hitlers Wunsch von SS und Reichswehr industriell umgesetzt. Da die obersten Nazis befürchten, dass Westeuropäer empfindlich auf die Massentötungen von Juden reagieren würden, werden die Juden aus Westeuropa (Frankreich) wie die übrigen Juden in Viehwagons der Deutschen Reichsbahn in den (heute meist polnischen) Osten deportiert und in Vernichtungslagern ermordet. Das ist der wahre und einzige Grund für den von Deutschland ausgelösten Zweiten Weltkrieg. Selbst die Notwendigkeit des Afrika-Feldzugs Rommels wird verständlich. Denn der bis heute verehrte General Rommel soll die damals dort lebenden vielen Juden Nordafrikas ermorden und bis in das britische Mandatsgebiet Palästina vorrücken, um auch dort die Juden auszurotten. Glücklicherweise siegen die Alliierten 1942 bei El-Alamein in Ägypten, sodass die Juden Palästinas überleben und wenige Jahre später den Judenstaat Israel ausrufen. Bald werden die Juden Nordafrikas von den Rommel bewundernden Arabern vertrieben und landen größtenteils in Israel.

Die Rolle der USA:

Im Sommer 1939 versuchen 900 Juden, sich mit dem Dampfer „St. Louis“ in die USA zu retten. Trotz gültiger Papiere wird die Einreise verweigert. Der 32. Präsident der Vereinigten Staaten und oberster US-amerikanischer Feldherr Franklin Delano Roosevelt (1933-1945) lehnt die Bitte mit Hinweis auf die riesige jüdische Migration von Europa in die USA persönlich ab, die Roosevelt befürchtet, sollte man es wagen, 900 Juden vor den Nazis zu retten. Als später die KZ und Vernichtungslager dem Präsidenten bekannt werden, weigert sich dieser, der Bitte führender amerikanischer Juden nachzukommen, die Gleise zu den KZ und Vernichtungslagern zu bombardieren oder gar die KZ und die Vernichtungslager selber.

So wird es verständlich, warum Hitler das Ende des Krieges verzögern will, koste es auch vielen Ariern das Leben. Selbst Wehrmachtsoldaten auf dem Rückzug müssen in ihren Zügen im Osten ausharren, um Judentransporte in Viehwagons passieren zu lassen. Judentransporte werden von Hitler bevorzugt. Nicht der militärische Sieg, die Vernichtung der Juden ist Hitlers Sinn.

Die Rolle Stalins:

Auch die Russen nehmen auf Seiten der Alliierten am Krieg gegen Hitlerdeutschland teil. Sie tun dies unter der Bedingung, dass sie die an Stalin von Hitler versprochenen Gebiete Osteuropas behalten dürfen. Deshalb wird Polen nach Westen verschoben. Die Vernichtungslager interessieren Stalin herzlich wenig. Nach dem Krieg werden sie sehr selten in der zensierten sowjetischen Presse erwähnt. Interessant ist, dass das letzte Pogrom in Europa im Machtbereich der Sowjetunion auftritt. Im Pogrom vom polnischen Kielce werden am 4. Juli 1946 über 80 polnische Juden verletzt und mehr als 40 Juden ermordet.

Warum harren die Amerikaner an der Westfront in der Eifel (Hürtgenwald) so lange aus?

Die USA sehen die Vernichtung der Juden nicht als Kriegsgrund an. Wahrscheinlich ist, dass sie aus militärischen Gründen (Nachschub) nicht schneller durch Deutschland nach Osten eindringen wollen, auch wenn deshalb täglich Tausende von Juden gefoltert und ermordet werden. Man darf nicht vergessen, dass die USA in einem wirklichen Weltkrieg über zwei Weltmeere kämpfen mit Japan im Westen und Deutschland im Osten. Weltweit sind nur Juden bereit, ihr Leben für das Ende der Vernichtung ihrer Mitjuden zu riskieren und zu opfern. Am Jisrael Chaj! Das Volk Israel lebt!

Lässt man die Judenvernichtung außer Acht, für die Hitler den Weltkrieg initiiert und sich die Alliierten bis heute nicht eindeutig äußern, so ist die Inschrift auf dem Denkmal in Schmidt sowohl in den Jahren 1999, als auch 2019 sowohl historisch als auch politisch korrekt. Man soll über das Denkmal weiterhin reden, damit sich die ganze schmerzliche Wahrheit irgendwann ans Licht kommt und sich durchsetzt.

Nachtrag für Historiker und Geschichtsinteressierte:

Der Hauptgegenstand der Geschichte sind Menschen. Geschichte ist das Studium von Menschen in Umständen (Thukydides?). Die Geschichtswissenschaft diskutiert, ob das von ihr entworfene Bild von der Vergangenheit überhaupt in der Lage ist, die tatsächliche Vergangenheit abzubilden. Es ist nicht möglich, historische Situationen in ihrer vollständig und „wahrheitsgemäß“ (s. Geschichtsfälschungen) abzubilden. Geschichtspolitik (Geschichtsdeutung) ist die Beeinflussung der Meinungsbildung, insbesondere in totalitären Systemen. In Abhängigkeit vom politischen System wirkt sie auf Geschichtsunterricht, Museumspädagogik und Gedenkstätten.

Geschichte ist der Beweis, dass die Menschheit nichts aus den Fehlern ihrer Vorfahren lernen.

Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.